Der 1850 in Berne an der Weser gegründete Familienbetrieb hat sich vor allem durch den Bau von kleinen und mittleren Rettungsfahrzeugen (u.a. für die deutsche DGZRS) einen Namen gemacht und hier auch auf dem Exportmarkt breite Anerkennung erworben. Vor einigen Jahren konnte Fassmer dann allerdings mit dem Design eines 80‑m Offshore Patrol Vessel Fuß auch auf dem Kriegsschiffbaumarkt fassen. Erster Kunde war die chilenische Marine, deren Asmar Werft in Talcahuano mit deutscher Werfthilfe zwei Schiffe des Fassmer-Designs OPV-80 baute. Nach ersten, offenbar sehr positiven Erfahrungen mit dem Typschiff PILOTO PARDO hat die chilenische Marine zwei weitere Einheiten bestellt, und es gibt angeblich Planungen für noch einmal bis zu sechs Schiffe. Schnell zeigten auch andere südamerikanische Marinen Interesse. Argentinien will wohl vier Fassmer OPV-80 beschaffen, und im April 2009 bestellte dann auch die kolumbianische Marine zwei Schiffe dieses Designs. Wie die chilenischen Einheiten, entstehen auch die beiden kolumbianischen OPV-80 mit tatkräftiger Unterstützung der deutschen Werft vor Ort; Bauwerft ist die bei Cartagena gelegene Cotecmar. Das erste kolumbianische OPV-80 lief im Juli 2010 vom Stapel; inzwischen meldeten Fachmedien ein mögliches Interesse an weiteren vier Schiffen.
Während das erste OPV-80 noch in Kolumbien in der Bauhalle lag, erhielt Fassmer im April 2010 von der kolumbianischen Marine einen weiteren Auftrag, diesmal für (zunächst?) ein einzelnes, kleineres Küstenpatrouillenboot vom Typ CPV-40. Das 40‑m (245 t) Fahrzeug ist für eine Vielzahl von Aufgaben im unmittelbaren Küstenvorfeld optimiert; die Spanne reicht dabei von bloßer Seegebietsüberwachung über Fischereischutz und Schmuggelbekämpfung (Drogenhandel) bis hin zu SAR-Dienst. Hauptbewaffnung ist ein 25-mm Geschütz Typhoon MK25 Mod II. Das stabilisierte, ferngesteuerte Geschütz (Bedienung von der Brücke über einen „Joystick“) wurde vor einigen Jahren von der israelischen Rafael entwickelt und wird inzwischen auch von der britischen BAe-Systems in Lizenz produziert.
11 DE NOVIEMBRE auf Probefahrt Bildquelle: Michael Nitz |
Im Gegensatz zu den OPV-80 wurde die kleinere CPV-40 bei der Stammwerft im deutschen Berne gebaut. Nur acht Monate nach der Bestellung wurde die 11 DE NOVIEMBRE hier bereits zu Wasser gelassen. Inzwischen ist auch die Endausrüstung abgeschlossen; das Boot hat alle Abnahmefahrten mit Bravour absolviert und wurde am 9. Mai von der kolumbianischen Marine offiziell in Dienst gestellt. Nur einen Tag später machten Boot und Besatzung sich auf die lange Reise nach Kolumbien – und dies auf eigenem Kiel. Ein erster Zwischenstopp wurde in Lissabon eingelegt. Mit Angaben zur weiteren Reiseroute halten sich kolumbianische Marine und Fassmer gleichermaßen zurück. Aber wo auch immer der Kurs die 11 DE NOVIEMBRE hin führt: eine Atlantiküberquerung ist für ein 40‑m Boot sicher kein alltägliches Unterfangen – auch wenn man natürlich nicht übersehen darf, dass in den Sommermonaten eine Vielzahl teils noch deutlich kleinerer privater Yachten zwischen Europa und Amerika unterwegs sind.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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