Mitten im Dschungel haben die kolumbianischen Streitkräfte ein veritables U‑Boot entdeckt, klar zum baldigen Auslaufen.
Früher transportierten Drogenschmuggler ihre Ware vornehmlich mit kleinen, schnellen Booten – nicht selten regelrechte Rennboote, die ihren Verfolgern im wahrsten Sinne des Wortes das Nachsehen gaben. Ein immer dichteres Überwachungsnetz mit der Einbindung von Hubschraubern hat den anfänglichen Geschwindigkeitsvorteil allerdings zunichte gemacht. So kann nicht verwundern, dass die Schmuggler inzwischen wieder auf den möglichst unentdeckten Transport setzen, bei dem es auch relativ egal ist, wie schnell das Transportmittel ist. Schon seit einigen Jahren gehen sie bei ihren Seefahrten zunehmend unter Wasser, und im kolumbianischen Dschungel entstand eine regelrechte Industrie, in der Drogenbanden kleine U‑Boote bauen.
Erstes wirkliches U‑Boot für Drogenschmuggler Bildquelle: offz |
Für lange Tauchfahrten oder größere Wassertiefen waren die zunächst hergestellten, etwa vier Tonnen Rauschgift tragenden, meist aus GKF-gefertigten 10 – 15 m langen Boote jedoch nicht konstruiert. Sie fuhren den größten Teil ihres Weges halbgetaucht, ragten nur wenige Zentimeter über die Wasseroberfläche hinaus und boten damit fast kein Radarziel. Erst die letzten Kilometer vor dem Ziel sollten gänzlich unter Wasser zurück gelegt werden, wobei die Besatzung ähnlich wie Kampfschwimmer bei Swimmer Delivery Vehicles auf Atemluftgeräte angewiesen war. Bei Entdeckung ließ sich das Gefährt – samt verdächtiger Fracht – durch Öffnen von Flutventilen in weniger als einer Minute versenken. Ohne greifbare Beweise war — und ist — die Verurteilung einer „geretteten“ Besatzung zu längeren Haftstrafen meist problematisch. Erste solche Fahrzeug wurden bereits 1999 entdeckt. Inzwischen wurden allein in Kolumbien mehr als 30 Drogen-U-Boote sichergestellt, oft noch in ihren im Dschungel gelegenen Bauhallen.
Das nun an einem Dschungelfluss nahe der Pazifikküste entdeckte U‑Boot unterscheidet sich deutlich von früheren Fahrzeugen, ja man kann durchaus von einer neuen Generation sprechen. Es ist zwar ebenfalls aus GFK gefertigt, mit 30m Länge aber doppelt so groß wie seine Vorgängermodelle; und im Gegensatz zu diesen kann es tatsächlich getaucht — in bis zu neun Meter Tiefe mit Geschwindigkeiten von bis zu 11 Knoten — größere Strecken unter Wasser zurück legen. Es ist damit das erste wirkliche Drogen-U-Boot und bietet neben vier Mann Besatzung auch Platz für gut acht Tonnen Kokain. Leider waren mit der Entdeckung des U‑Bootes keine Festnahmen verbunden. Seine Erbauer konnten sich vor dem Zugriff der Soldaten in den Dschungel flüchten. So steht zu erwarten, dass schon bald ein Schwesterboot die Stelle des Prototypen einnehmen wird – oder vielleicht sogar schon eingenommen hat?
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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