Ein in deutschen Gewässern eher selten gesehenes, kanadisches Schiff ist seit etwas mehr als einer Woche immer wieder mal auf der Kieler Förde zu sehen.
Die QUEST war Ende der 1960-er Jahre in Vancouver als wehrtechnisches Forschungs- und Vermessungsschiff (AGOR) für die kanadische Marine gebaut worden. Das 2.200 ts (77m) große, Eis-verstärkte Spezialschiff mit Platz für 15 eingeschiffte Wissenschaftler half vor allem bei der Entwicklung von akustischen Ortungssystemen, erprobte z.B. vor Halifax neue Sonobojen. Im Rahmen einer Modernisierung Mitte der 1990-er Jahre wurden die Eigengeräusche (akustische Eigensignatur) der QUEST gezielt reduziert – und das Schiff nachfolgend in der Erprobung eines neuen Schleppsonars (TIAPS — Towed Integrated Active-Passive Sonar) eingesetzt.
QUEST (Foto: Michael Nitz) |
In Deutschland wird die QUEST nun zur Zeit selbst vermessen. Im Auftrag der kanadischen Marine stellt die Wehrtechnische Dienststelle 71 der Bundeswehr die bordeigene Anlage zum magnetischen Eigenschutz (MES) neu ein. Sie soll das Schiff gegen Minen und Torpedos mit Magnetzündern schützen.
Dunkle Backbordseite mit Sprühanlage (Foto: Michael Nitz) |
Die QUEST führte daneben aber auch eine Versuchsreihe durch, und diese war durchaus angetan, Zuschauer zu verwirren. Beim Manövrieren in der „MES-Schleife“ vor Kiel-Friedrichsort bot sich das Schiff mal in weißem Anstrich, zeigte sich dann aber nur kurze Zeit später plötzlich im dunklen Grau eines Kriegsschiffes.
Des Rätsels Lösung ist einfach. Seit der Indienststellung ist die QUEST mit einem weißen Farbanstrich unterwegs, aber nun wurde für ein aktuelles Forschungsprojekt die Backbord-Rumpfseite in Dunkelgrau gestrichen. Zusätzlich erhielt die QUEST ebenfalls an Backbordseite ein Netz aus Schläuchen, aus denen heraus ein feiner Seewasser-Sprühnebel erzeugt werden kann.
Mit dieser Versuchsanordnung will man ermitteln, ob und in welchem Maße sich die Wärmeabstrahlung der Bordwand reduzieren lässt. Vor allem im Bereich der Maschinenräume wird die Bordwand deutlich wärmer als das übrige Umfeld, und durch diese Infrarotabstrahlung lässt sich ein Schiff mit modernen Sensoren schon auf große Entfernung leicht orten; hier finden auch die Infrarot-Zielsuchköpfe von Seeziel-Flugkörpern ein willkommenes Ziel.
Ersten, offiziell noch unbestätigten Berichten zufolge, haben die Tests der QUEST zweifelsfrei gezeigt, dass die Kombination von Farbanstrich (Spezialfarbe?) und Sprühnebel tatsächlich geeignet ist, in diesem kritischen Bereich die Wärmeabstrahlung eines Schiffes deutlich zu reduzieren.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen.