Japan/China — Schwelende Streit um Seegebiet im Ostchinesischen Meer

Der seit langem schwe­lende Stre­it zwis­chen Japan und Chi­na (und Tai­wan) um die wirtschaftliche Nutzung eines Seege­bi­etes im Ostchi­ne­sis­chen Meer geht in eine neue Runde.

Marineforum - Umstrittenes Seegebiet im Ostchinesischen Meer (nn / Internet)
Umstrittenes Seege­bi­et im Ostchi­ne­sis­chen Meer
Bildquelle: nn / Internet

Zankapfel ist die Region um die nord­west­lich von Oki­nawa gele­ge­nen Senkaku-Inseln (in Chi­na als Diaoyu-Inseln beze­ich­net). 1895 hat­te Japan diese Inseln zu seinem Hoheits­ge­bi­et erk­lärt. Nach dem 2. Weltkrieg kamen die Senkakus vorüberge­hend unter US-Ver­wal­tung, bevor sie dann 1972 wieder unter japanis­che Hoheit gestellt wur­den. Zu dieser Zeit wur­den dort Öl- und Gasvorkom­men ent­deckt, und sowohl Chi­na als auch das etwa 150 km ent­fer­nte Tai­wan erhoben post­wen­dend Anspruch auf die Insel­gruppe. Aus diesen Ansprüchen her­aus begrün­den sich heute jew­eils ganz indi­vidu­elle, deut­lich voneinan­der abwe­ichende Wirtschafts­gren­zen im Ostchi­ne­sis­chen Meer. Anfang 2004 hat­te Chi­na in „seinem Gebi­et“ mit der Erschließung von Erdgasvorkom­men begonnen; ein Jahr später zog Japan nach, und auch Tai­wan begann damit, seine Ansprüche durch Tat­en (u.a. ver­mehrte Präsenz von Marine und Küstenwache) zu untermauern. 

Seit­dem kommt es vor allem zwis­chen Japan und Chi­na immer wieder zu Zwis­chen­fällen, die die Span­nun­gen anheizen. So hat am 11. Sep­tem­ber ein chi­ne­sis­ches Schiff (paramil­itärische Organ­i­sa­tion) ein Ver­mes­sungss­chiff der japanis­chen Küstenwache ulti­ma­tiv aufge­fordert, seine „Aktiv­itäten im Gebi­et sofort zu been­den“. Natür­lich wurde diese Auf­forderung ignori­ert; Japan über­gab in Peking eine offizielle Protest­note. Die jüng­ste Eskala­tion hat­te allerd­ings bere­its zwei Tage zuvor begonnen, als ein chi­ne­sis­ch­er Trawler zwei japanis­che Küstenwachein­heit­en „vorsät­zlich rammte“, fol­gerichtig fest­ge­set­zt wurde und seit­dem im Hafen der japanis­chen Insel Ishi­ga­ki an der Kette liegt. Heftige chi­ne­sis­che Proteste fol­gten, und sie inten­sivieren sich täglich (zulet­zt tätlich­er Angriff auf ein japanis­ches Kon­sulat in Chi­na). Geplante Besuche rang­ho­her chi­ne­sis­ch­er Poli­tik­er in Japan wur­den „auf unbes­timmte Zeit verschoben“. 

Beobachter gehen davon aus, dass der Vor­fall mit dem chi­ne­sis­chen Trawler von Chi­na mit Bedacht insze­niert wurde und ver­muten, dass es hier weniger um die umstrit­te­nen Seege­bi­ete selb­st geht als vielmehr um ein „Austesten der generellen Entschlossen­heit Japans, seine strate­gis­chen Inter­essen in der Region zu vertei­di­gen“. Sie erwarten für die kom­menden Tage zunächst noch eine weit­ere Eskala­tion auf poli­tis­ch­er Ebene bis hin zu ver­stärk­ten „Demon­stra­tio­nen“ vor japanis­chen Ein­rich­tun­gen in Chi­na. Ver­mut­lich wer­den Japan und Chi­na zusät­zliche Küstenwachein­heit­en bzw. Fis­chereis­chutzschiffe, möglicher­weise auch Kriegss­chiffe in die Region um die Insel­gruppe ver­legen. Vor dem aktuellen Hin­ter­grund ist unklar, ob ein angekündigter japanis­ch­er Flot­tenbe­such in Chi­na zus­tande kommt. Mitte Okto­ber soll nach derzeit­iger Pla­nung das Schulgeschwad­er der japanis­chen Marine mit dem Schulschiff KASHIMA, dem Aus­bil­dungs-Zer­stör­er YAMAGIRI und dem Zer­stör­er SAWAYUKI erst­mals über­haupt Qing­dao zu einem offiziellen Besuch anlaufen. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

Marineforum

Alle Infor­ma­tio­nen entstam­men frei zugänglichen Quellen.

Team GlobDef

Seit 2001 ist GlobalDefence.net im Internet unterwegs, um mit eigenen Analysen, interessanten Kooperationen und umfassenden Informationen für einen spannenden Überblick der Weltlage zu sorgen. GlobalDefence.net war dabei die erste deutschsprachige Internetseite, die mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik außerhalb von Hochschulen oder Instituten aufgetreten ist.

Alle Beiträge ansehen von Team GlobDef →