Trotz aller Sparzwänge darf sich die italienische Marine auf zwei, vielleicht sogar drei neue amphibische Großkampfschiffe freuen.
Anfang Juli wurden Mittel für die Projektdefinitionsphase zur Beschaffung von Hubschrauberträgern (LHD) in den Haushalt 2011 eingestellt. Schon Anfang 2012 könnte Baubeginn sein, ein erstes Schiff dann Ende 2014/Anfang 2015 geliefert werden. Die Finanzierung des Vorhabens erfolgt größtenteils durch das Industrie-Ministerium: das Projekt soll der heimischen Werftindustrie — vornehmlich Fincantieri (designierter Hauptauftragnehmer) – bei der Bewältigung der derzeitigen Wirtschafts- und Finanzkrise helfen.
Von Fincantieri angebotener Hubschrauberträger Bildquelle: Michael Nitz |
Große amphibische Schiffe stehen schon seit mehreren Jahren auf der Wunschliste der italienischen Marine. Sie sind wesentlicher Teil eines mittelfristig zu realisierenden Konzeptes, das einen deutlichen Schwerpunkt in weltweit einsetzbaren Expeditionsstreitkräften setzt. Im Kern steht dabei die Aufstellung einer Joint Expeditionary Task Group mit verstärkter amphibischer Komponente, die entweder als Teil eines multinationalen Krisenreaktionsverbandes oder bei Bedarf auch völlig autark als erster Eingreifverband (Joint Initial Entry Force) in einer Krise eingesetzt werden kann.
In nunmehriger Realisierung dieses Konzeptes sollen zwei der Neubauten die in den 1980-er Jahren gebauten ersten beiden Docklandungsschiffe der SAN GIORGIO-Klasse ersetzen, werden mit 20.000 ts aber deutlich größer als diese (7.600 ts). Sie sollen „starke Landungskräfte“ (Marineinfanterie-Regiment San Marco und amphibisches Regiment der Landstreitkräfte) einschiffen können. Ihr Flugdeck wird für jeweils sechs Transporthubschrauber ausgelegt; in einem Dockteil finden jeweils sechs Landungsboote Platz. Ein mögliches drittes Schiff (derzeit noch Option) soll danach besonders für Flugbetrieb konfiguriert werden und auch abseits rein amphibischer Operationen als vollwertiger Flugzeugträger einsetzbar sein. Das Flugdeck würde für Starts und Landungen von Kampfflugzeugen (Joint Strike Fighter F‑35 Lightning-II) ausgelegt, und ein Hangar (anstelle des Dockteils?) böte einer größeren Anzahl von Flugzeugen Platz. Dieses Schiff würde dann den seit 1985 in Dienst befindlichen Flugzeugträger GIUSEPPE GARIBALDI ersetzen.
Allerdings gilt auch für die italienische Marine offenbar der Grundsatz, dass keine gute Nachricht ohne Wermutstropfen bleibt. So musste sie kurz nach der Entscheidung für die neuen Hubschrauberträger hinnehmen, dass vier nach 2013 zu bauende Fregatten der BERGAMINI-Klasse (Typ FREMM) als derzeit nicht finanzierbar aus der Planung gestrichen wurden.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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