Israel/USA

In Israel und vor der israelis­chen Mit­telmeerküste hat die bilat­erale Luftvertei­di­gungsübung Juniper Cobra 2010 (für die US Stre­itkräfte läuft das Haushalt­s­jahr 2010 seit dem 1. Okto­ber) begonnen.

Im Golfkrieg 1991 hat­ten die USA erst­mal Patri­ot-Bat­te­rien zur Abwehr irakisch­er Scud Raketen nach Israel ver­legt. 2001 entschloss man sich, die Zusam­me­nar­beit bei der Raketen­ab­wehr zu erweit­ern und begann mit Übun­gen der Serie Juniper Cobra, die seit­dem alle zwei Jahre durchge­führt wer­den – in diesem Jahr (vom 21. Okto­ber bis zum 5. Novem­ber) zum fün­ften Mal. 

Geübt wird dabei die Unter­stützung Israels in ein­er sich schnell entwick­el­nden Krise durch Ver­legung von US Luftvertei­di­gungssys­te­men und deren Inte­gra­tion (Inter­op­er­abil­ität, Koor­dinierung) in einen bilat­eralen gemein­samen Flu­gab­wehrver­bund. Dabei konzen­tri­erte man sich zunächst auf landgestützte Sys­teme bei­der Seit­en, mit denen man unter real­ität­sna­hen Bedin­gun­gen gemein­sam in der Negev-Wüste übte. Schon 2001 war aber auch ein US FK-Zer­stör­er der ARLEIGH BURKE-Klasse in die Übung einge­bun­den. Die PORTER sollte damals testen, inwieweit die Fähigkeit­en des bor­dgestützten Aegis-Sys­tems bei Erfas­sung und Zielver­fol­gung bal­lis­tis­ch­er Flugkör­p­er sich auch für Zielzuweisung und Bekämp­fung der FK durch die landgestützten amerikanis­chen Patriot–Batterien nutzen ließen. 

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In diesem Jahr spielt seegestützte Luftraumvertei­di­gung eine promi­nente Rolle, auch wenn die in Medi­en genan­nte Zahl von „17 beteiligten US Kriegss­chif­f­en der 6. US Flotte“ (die überdies sämtlich „Haifa ange­laufen“ haben sollen) sich­er weit über­trieben sein dürfte. Zugle­ich wird näm­lich die US Beteili­gung nur mit „ins­ge­samt etwa 1.000 Sol­dat­en aller Teil­stre­itkräfte“ angegeben. Man kann wohl davon aus­ge­hen, dass neben Ein­heit­en der israelis­chen Marine ein oder zwei US Aegis-Schiffe tat­säch­lich aktiv in Juniper Cobra 2010 einge­bun­den sind. Möglich ist allerd­ings, dass neben diesen unmit­tel­baren Teil­nehmern weit­ere im Mit­telmeer operierende US Kriegss­chiffe mit Datenüber­mit­tlung zu einem über­re­gionalen Luft­lage­bild beitra­gen und so mit­tel­bar eben­falls an der Übung teilnehmen. 

Erprobt wer­den zahlre­iche amerikanis­che und israelis­che Sys­teme, wobei die Mehrzahl erneut an Land (im Negev) zum Ein­satz kommt. Dazu gehören neben dem schiff­s­gestützten amerikanis­chen Aegis und landgestützten israelis­chen Arrow‑2, Patri­ot und Hawk auch das amerikanis­che The­ater High Alti­tude Area Defense (THAAD) Raketen­ab­wehrsys­tem. Erst­mals (?) brin­gen die US Stre­itkräfte auch neuar­tige mobile X‑Band Radarg­eräte in die Übung ein. Zur Abwehr von Rake­te­nan­grif­f­en von See her soll ent­lang der israelis­chen Küste überdies eine Kette von Radarsta­tio­nen instal­liert wer­den, zu deren prak­tis­ch­er Erprobung ziel­d­arstel­lende Flugkör­p­er von See ges­tartet wer­den sollen. 

Juniper Cobra 2010 fol­gt einem sich entwick­el­nden Szenario (von Krise bis Kon­flikt), in dem Flu­gab­wehr- und Luftraumvertei­di­gungskräfte sich ein­er sich wan­del­nden Bedro­hung stellen müssen. Am Übungs­be­ginn standen u.a. Iden­ti­fizierung und Abwehr von „fer­nges­teuerten Ter­ror­flugzeu­gen“ und Reak­tion auf ein Israel anfliegen­des, von Ter­ror­is­ten ent­führtes Flugzeug. Im Ver­lauf der Übung wird man sich der Abwehr von aus dem Libanon (His­bol­lah) und dem Gaza­s­treifen (Hamas, Islam­ic Jihad) auf Israel abge­feuerten Katyusha und Qas­sam-Raketen wid­men, gefol­gt von koor­dinierten Angrif­f­en mit Mit­tel­streck­en­raketen aus dem Iran und Syrien. Schließlich wird man auch üben, wie bal­lis­tis­che Raketen effek­tiv unter Kriegs­be­din­gun­gen, d.h. bei gle­ichzeit­igem inten­siv­en eige­nen Luft­op­er­a­tio­nen abgewehrt wer­den kön­nen. Abschließen­der Höhep­unkt soll ein live FK-Schießen mit Patri­ot sein. 

Die meis­ten Medi­en stellen einen Zusam­men­hang mit der aktuellen Entwick­lung um den Iran her, sehen in Juniper Cobra 2010 teil­weise sog­ar eine direk­te Vor­bere­itung zu einem koor­dinierten bilat­eralen Angriff. Dies wird natür­lich entsch­ieden bestrit­ten. Juniper Cobra 2010 sei in sein­er derzeit­i­gen Durch­führung seit 1 ½ Jahren vor­bere­it­et wor­den; hier könne es keinen Bezug zur aktuellen Entwick­lung geben. Nachvol­lziehbar sind allerd­ings Bew­er­tun­gen, die im diesjähri­gen Juniper Cobra das Üben eines amerikanis­chen Ele­mentes europäis­ch­er Raketen­ab­wehr sehen. 

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