Die israelische Marine hat einmal mehr einen Versuch des Iran vereitelt, die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen mit modernen Waffen zu versorgen.
Am 15. März fingen israelische Korvetten in internationalen Gewässern des östlichen Mittelmeeres, etwa 200 sm von der israelischen Küste entfernt, den Frachter VICTORIA ab. Die meisten Medien sprechen von einem „deutschen Schiff“, aber diese Darstellung ist irreführend. Das Containerschiff gehört zwar einer deutschen Reederei, fährt aber unter liberianischer Flagge in französischer Charter; kein einziges Besatzungsmitglied ist Deutscher. Die VICTORIA war auf dem Wege vom türkischen Mersin nach Alexandria (Ägypten), hatte zuvor aber bereits in Latakia (Syrien) Ladung an Bord genommen.
Waffenlieferung Bildquelle: IDF |
Der Kapitän hatte keine Einwände gegen ein Anbordkommen israelischer Kampfschwimmer zur Durchsuchung seines Schiffes (so genanntes „compliant boarding“), hatte aber wohl auch keine andere Wahl. Die Israelis wussten nach gezielten Geheimdienstinformationen offenbar sehr genau, wonach sie suchten und wurden denn auch sofort fündig. In drei Containern (mit falsch deklarierten Frachtpapieren) fanden sich versteckte Waffen. Die VICTORIA wurde in den israelischen Hafen Ashdod umgeleitet. Eine weitere eingehende Untersuchung auch der anderen „mehreren hundert“ geladenen Container förderte keine weiteren Waffen zu Tage, und das Schiff konnte Ashdod am 17. März denn auch wieder zur Weiterfahrt nach Alexandria verlassen; die Besatzung hat von der brisanten Fracht offenbar nichts gewusst.
Zuvor hatten die israelischen Behörden den Waffenfund auf der Pier vor dem Schiff den internationalen Medien präsentiert. Insgesamt fanden sich in den drei Containern fast 25 t Waffen und Munition. Die von den israelischen Behörden veröffentlichte Liste führt u.a. 230 schwere Mörsergranaten (120 mm) und weitere 2.270 leichte Mörsergeschosse (60 mm) sowie fast 70.000 Schuss Gewehrmunition auf.
Zur Ladung gehörten aber auch sechs moderne Seeziel-FK C‑704 samt dazu gehörenden Startern, Radarsystemen und Beladevorrichtungen. C‑704 wurden erst vor wenigen Jahren in China entwickelt und sind als „kostengünstiges Waffensystem“ mit einer Reichweite von etwa 35 km und einem 130 kg Gefechtskopf vor allem für die Bekämpfung kleinerer Seeziele (1.000 – 4.000 ts) optimiert. Einige dieser modernen chinesischen Flugkörper wurden auch nach Iran exportiert und dienten dort wohl als Vorlage für die Anfang 2010 präsentierte und inzwischen bei den Revolutionsgarden (Pasdaran) eingeführte „Eigenentwicklung“ Nasr‑1.
Nasr‑1 Bildquelle: Borna |
Aus dem Bestand der iranischen Pasdaran stammen wahrscheinlich auch die nun auf der VICTORIA sichergestellten Flugkörper. Mit ihnen hätte die radikal-islamische Hamas ein effektives Waffensystem zur Bekämpfung regelmäßig vor Gaza operierender israelischer Korvetten und Wachboote in die Hand bekommen. Natürlich weist Hamas jede Behauptung der designierte Empfänger zu sein empört zurück, und auch der Iran dementiert entrüstet jegliche Verwicklung in den Waffenschmuggel. Bei der Ladung sichergestellte Dokumente lassen allerdings kaum Raum für Zweifel. Raketen und Munition sollten von Alexandria offenbar über den Landweg weiter nach Gaza geschmuggelt werden.
Die drei fraglichen Container (mit gefälschten Frachtpapieren) waren von der VICTORIA offenbar im syrischen Hafen Latakia an Bord genommen worden Einige israelische Medien behaupten, dass die für die Hamas bestimmte Waffenlieferung dort vom iranischen Flottenversorger KHARG beim jüngsten Flottenbesuch Ende Februar entladen wurde – verifizieren lässt sich dies natürlich nicht. „Insider“ gehen davon aus, dass bereits die Entladung von israelischen Agenten beobachtet wurde und der israelische Geheimdienst den Verbleib der drei Container bzw. den Kurs der VICTORIA seitdem kontinuierlich verfolgt hat. Am 14. März soll Ministerpräsident Netanjahu dann persönlich den Befehl zum Anfangen des Schiffes gegeben haben.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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