Am 22. August hat Verteidigungsminister Ehud Barak den Befehlshaber des Southern Command, Generalmajor Yoav Galant, für den Posten des Generalstabschefs des israelischen Streitkräfte nominiert.
Regelmäßige Leser des MarineForum werden sich nach diesem einleitenden Satz etwas verwundert fragen, wo hier der maritime Bezug ist – er ist tatsächlich gegeben. Yoav Galant wurde 1958 in Yafo geboren. Als Wehrpflichtiger wurde er 1977 zum Dienst bei den Streitkräften eingezogen – und zwar bei der Marine. Bei den Kampfschwimmern der „13. Flottille“ diente er zunächst als einfacher Soldat, blieb dann aber über seine eigentliche Wehrdienstzeit hinaus bei der Elitetruppe, stieg hier zum Offizier auf und leitete zahlreiche Einsätze. Nach sechs Jahren quittierte er den Dienst und suchte sein Glück als Holzfäller in Alaska. Seinem Lebenstraum schien dies aber nicht zu entsprechen, denn nach nur zwei Jahren kehrte er nach Israel und zur israelischen Marine zurück, absolvierte eine seemännische Ausbildung und diente dann an Bord einer FK-Korvette.
GenMaj Yoav Galant Bildquelle: IDF |
Schon 1986 wurde er wieder zur „13. Flottille“ zurück versetzt, führte dort eine der drei Kompanien und stieg zum Oberstleutnant auf. 1993 wurde er von der Marine weg zum Heer versetzt. Etwas länger als ein Jahr führte er als Kommandeur eine Brigade in Dschenin (Westbank). Schon 1994 brachte ihn aber erneut zur „13. Flottille“ zurück, diesmal als Kommandeur. Diese Verwendung dauerte drei Jahre, und sie war seine letzte bei der Marine. Yoav Galant wurde danach Kommandeur einer Heeresdivision, Stellvertreter Kommandeur der Landstreitkräfte, Adjutant von Ministerpräsident Ariel Sharon (2002, mit Beförderung zum Generalmajor) und schließlich 2005 Befehlshaber im Southern Command, wo er u.a. den umstrittenen Gazakrieg (Operation „Cast Lead“) führte.
Yoav Galant war der erste israelische Marineoffizier, der außerhalb der Marine zum Generalmajor aufstieg. Mit seiner nunmehrigen Berufung zum Generalstabschef wird er auch der erste frühere Kommandeur der „13. Flottille“, der es an die Spitze der israelischen Streitkräfte schafft. Mehrere seiner Vorgänger in dieser Elitetruppe waren zuvor zum Marinebefehlshaber berufen worden. Nicht wenige Marineoffiziere werden sicher darauf hoffen, dass maritime Belange in der Gesamtkonzeption der israelischen Streitkräfte nun mehr als zuvor Berücksichtigung finden (Stichwort: „strategische Teilhabe“, Verteilungskampf um Rüstungsgelder). Ob diese Hoffnungen gerechtfertigt sind, bleibt allerdings abzuwarten. Im Spannungsgeflecht zwischen dem Ministerium und den Teilstreitkräften sind auch die Möglichkeiten des Generalstabschef begrenzt.
Insider sehen in der Nominierung von Yoav Galant den möglichen Startschuss für baldige, weit reichende personelle Veränderungen in der Führung der israelischen Streitkräfte. Der Generalstabschef hat erheblichen Einfluss auf die Besetzung von Spitzenpositionen, und fast alle Vorgänger von Yoav Galant haben dies auch ausgenutzt. Kaum jemand wäre wirklich überrascht, wenn der nach der jüngsten Aktion um die „Gaza Freedom Flotilla“ in die Kritik geratene Marinebefehlshaber KAdm Eliezer Marom schon demnächst sein Amt aufgeben müsste – natürlich ohne jeden Bezug zu dieser misslungenen Operation, sondern – gesichtswahrend — in bloßer Umsetzung von übergreifenden Erwägungen des neuen Generalstabschefs.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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