Mit der Fahrt einer „Freedom Flotilla“ wollen internationale pro-palästinensische Aktivisten einmal mehr auf die israelische Blockade des Gazastreifens aufmerksam machen.
Am 22. Mai hat die Bewegung „Free Gaza“ gemeinsam mit der „Turkish Relief Foundation“ und weiteren internationalen pro-palästinensischen Organisationen damit begonnen, mehrere Schiffe und Boote von Griechenland und der Türkei aus zunächst nach Zypern zu verlegen. Anfänglich war in ortsüblicher Übertreibung von „etwa 20 Schiffen mit zehntausenden Tonnen humanitären Hilfsgütern, Medikamenten und Baumaterial“ die Rede. Tatsächlich sind es neun Fahrzeuge, unter ihnen ein „mehr als 1.000 Personen“ fassendes Passagierschiff und ein algerischer Frachter mit angeblich „mehr als 40.000 t“ Ladung. Von Irland ist ein 1,200 ts Küstenfrachter auf dem Weg nach Zypern. Das Schiff war von irischen Aktivisten gekauft und auf den Namen RACHEL CORRIE (Name einer im Gazastreifen von einem israelischen Bulldozer überfahrenen US-Aktivistin) umgetauft worden.
Am 26. Mai will sich die „Freedom Flotilla“ von Zypern aus in Richtung Gaza in Marsch setzen. An Bord werden dann etwa 500 internationale Friedensaktivisten eingeschifft sein, darunter auch einige Parlamentarier, und natürlich Journalisten. Am 27. Mai will der Konvoi vor Gaza eintreffen, wo die örtliche Hamas schon vor einigen Wochen „zur Aufnahme der zahlreichen Schiffe“ mit dem Ausbau des Hafens begonnen haben will.
Ähnliche wenn auch nicht so groß angelegte Versuche zur Durchbrechung der Gaza-Blockade hat es bereits früher gegeben. Sie waren meist zum Scheitern verurteilt, und man kann wohl davon ausgehen, dass die „Freedom Flotilla“ auch dieses Mal von der israelischen Marine gestoppt wird. Einmal abgesehen von der politisch motivierten demonstrativen Durchsetzung der erklärten Blockade wird Israel nie zulassen, dass größere Mengen Material unkontrolliert Gaza erreichen und der Hamas übergeben werden. Zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass gerade unter „humanitären Hilfsgütern“ immer wieder auch für Hamas-Terroristen bestimmte Waffen, Munition und Sprengstoff versteckt sind.
Am 12. Mai soll die israelische Regierung denn auch bereits die Anweisung gegeben haben, den Konvoi zu stoppen. Seitdem bereitet sich die israelische Marine angeblich auch schon auf einen größeren Einsatz vor, in den – so palästinensische Quellen – „mehr als die halbe Flotte“ eingebunden werden soll. Auch diese Darstellung ist wie üblich krass übertrieben. Man kann aber davon ausgehen, dass israelische Marineeinheiten in der Tiefe gestaffelt auf „mehreren Linien“ operieren werden. Korvetten werden die „Freedom Flotilla“ vermutlich bereits kurz nach dem Auslaufen aus Zypern abfangen, begleiten und wiederholt zum Abdrehen auffordern. Mit Annäherung an den Gazastreifen dürften die Maßnahmen dann zunehmend rigoroser werden – von Abdrängversuchen bis schließlich zu Warnschüssen. Angeblich will Israel über das Blockadegebiet vor dem Gazastreifen hinaus auch die gesamten Küstengewässer vor Ashdod zur militärischen Sperrzone erklären. Spätestens etwa 20 Seemeilen vor dem Gazastreifen dürften israelische Wach- und Patrouillenboote das Unternehmen notfalls gewaltsam beenden. Die Aktivisten machen sich diesbezüglich auch kaum Illusionen. Nach eigenen Angaben sei man auf „Widerstand bis zum Letzten“ vorbereitet. Notfalls will man alle teilnehmenden Fahrzeuge zu einer von der israelischen Marine nicht zu bewegenden „schwimmenden Insel“ zusammenkoppeln.
Ein früherer Versuch Bildquelle: Free Gaza |
Den Organisatoren der “Freedom Flotilla” dürfte klar sein, dass ihr Konvoi gegen den Willen Israels Gaza nicht erreichen wird, und primäres Ziel der Aktion dürfte denn wohl auch sein, Israel zu „Unverhältnismäßigkeit“ (möglichst sogar zum Beschuss) zu provozieren und dann über die internationale Medienberichterstattung öffentlichkeitswirksam an den Pranger zu stellen. Angesichts der derzeitigen starren Politik der Regierung Netanyahu dürfte dieses Vorhaben wohl leider auch gelingen. Selbst für eine symbolische Geste an die internationale Öffentlichkeit in Form einer Einlaufgenehmigung für ein einzelnes kleines, nur mit Personen beladenes Bootes in Gaza scheint in der israelischen Politik derzeit kein Platz — wobei allerdings auch fraglich wäre, ob die Aktivisten ein solches Angebot überhaupt annehmen würden.
Möglicherweise bleibt es übrigens nicht bei einer bloßen Konfrontation der „Freedom Flotilla“ mit der israelischen Marine. Angeblich wollen auch konservativ-religiöse israelische Gruppen sich aktiv gegen den pro-palästinensischen Konvoi stellen. „Hunderte privater Jachten“ — eine andere Quelle relativiert dies und spricht von zwei (!) Booten — würden dazu aus der Herzliya Marina (nördlich Tel Aviv) auslaufen und sich so zwischen die Boote der “Freedom Flotilla” drängen, dass diese “verwirrt” und unfähig den Kurs zu halten die Aktion abbrechen müssten.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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