Am 17. Februar wurde das erste von (wahrscheinlich) drei neuen U‑Booten der DOLPHIN-II-Klasse bei der Kieler Howaldtswerke-Deutsche Werft (HDW) aus der Bauhalle gerollt und zwei Tage später mit dem Synchrolift in sein Element abgesenkt.
Erstmals war damit eines der U‑Boote des zweiten Loses der für Israel bestimmten DOLPHIN-Klasse öffentlich zu sehen. Sehr nahe heran kam man jedoch nicht: aus Sicherheitsgründen patrouillierte die Kieler Wasserschutzpolizei vor der Werft und hielt allzu Neugierige fern. Erkennbar war aber, dass das neue U‑Boot in einer anderen Farbe gehalten ist als seine Vorgänger. Statt des weltweit einmaligen Grün (auch schon der früheren GAL-Klasse) herrscht nun Dunkelblau vor. Schon am 21. Februar sollen erste Erprobungen an der Werftpier (Standproben schiffstechnischer Anlagen) begonnen haben; nach Endausrüstung sind erste Seefahrten im Herbst geplant. Danach soll es dann sehr schnell gehen: noch vor Jahresende soll der Neubau an die israelische Marine übergeben werden. Offiziell wird noch kein Name genannt; in Kiel will man aber „unter der Hand“ erfahren haben, dass das neue U‑Boot TANIN heißen soll. Diesen Namen trugen schon das allererste, 1959 in Dienst gestellte israelische U‑Boot sowie eines der drei in den letzten Jahren ausgemusterten U‑Boote der GAL-Klasse.
Roll-out für erstes DOLPHIN-II (Foto: Michael Nitz) |
Der Neubau ist das vierte von HDW für die israelische Marine gebaute U‑Boot der DOLPHIN-Klasse. Ein erstes Los von drei Booten war Ende der 1990-er Jahre geliefert worden, 2006 wurden dann zunächst zwei weitere DOLPHIN einer modifizierten Version in Kiel bestellt. Hauptunterschied ist die Einrüstung einer außenluftunabhängigen Antriebsanlage auf Brennstoffzellenbasis, die ein zusätzliches, 10m langes Rumpfsegment erfordert; DOLPHIN-II (bisweilen auch als DOLPHIN-AIP bezeichnet) sind mit einer Tauchverdrängung von etwa 2.300 ts denn auch größer als DOLPHIN (1.900 ts).
Alles spricht dafür, dass HDW noch ein drittes DOLPHIN-II für die israelische Marine bauen wird. Die Option dafür fand sich schon im Vertrag von 2006, damals allerdings noch ohne Zusage einer (Teil-)finanzierung durch Deutschland. Bei den ersten beiden Booten hat die Bundesrepublik noch ein Drittel der auf insgesamt etwa 1 Mrd. Euro veranschlagten Baukosten übernommen. Inzwischen ist Berlin bereit, sich auch an den Kosten für das dritte U‑Boot zu beteiligen; entsprechende Mittel finden sich bereits im Bundeshaushalt für 2012. Bislang ist allerdings unklar, ob HDW tatsächlich schon einen verbindlichen Bauauftrag erhalten hat bzw. ob die entsprechenden Verträge schon unterzeichnet sind. Dies dürfte nach dem politischen „grünen Licht“ wohl aber nur Formsache sein.
Nicht zuletzt mit Blick auf die aktuelle Entwicklung im Streit mit dem Iran werden sich nach dem Zuwasserlassen des ersten DOLPHIN-II auch wieder die Gerüchte über eine Bewaffnung der israelischen U‑Boote mit nuklearen Marschflugkörpern in den Medien finden. Sie machen seit mehr als zehn Jahren regelmäßig immer dann (und zwar in wort-wörtlicher Wiederholung) die Runde, wenn es Neuigkeiten zu israelischen U‑Booten gibt. Ihnen allen gemeinsamer Ursprung ist ein offenbar von arabischen / pro-palästinensischen Quellen lanciertes Gerücht, dem zufolge Typboot DOLPHIN nur wenige Monate nach seiner Überführung nach Haifa bereits vor Sri Lanka einen solchen Marschflugkörper erprobt haben soll. Auch wenn dieses Gerücht in seiner typischen nah-/mittelöstlichen Absurdität kaum zu überbieten ist: allein die beständige Wiederholung hat es über die Jahre hinweg offenbar zu einer allseits akzeptierten „Tatsache“ werden lassen (andere Fakten gibt es nicht). Gänzlich auszuschließen ist eine – bereits erfolgte oder für die Zukunft geplante — nukleare Bewaffnung der DOLPHIN allerdings nicht, auch wenn Fachleute in der dazu notwendigen Modifizierung der Torpedoausstoßanlage erhebliche technische Probleme bei zugleich politisch extrem brisanter, eklatanter Verletzung von Lizenzvereinbarungen sehen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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