Iran — Keine Anzeichen für eine bevorstehende größere Eskalation

Grund­sät­zlich keine Lagev­erän­derung und auch keine Anze­ichen für eine bevorste­hende größere Eskala­tion.

Die von der EU und den USA ver­hängten Sank­tio­nen wirken sich zunehmend aus. Selb­st Staat­en, die sich nicht an den erk­lärten Embar­gos beteili­gen (ohne UN Res­o­lu­tion sind sie ja auch nicht weltweit verbindlich), fahren ihre Rohölimporte aus dem Iran deut­lich zurück. So hat Chi­na (das mit dem Iran übri­gens auch Ver­tragsstre­it­igkeit­en hat) seine Ölimporte aus dem Iran um 40 Prozent reduziert und set­zt ver­mehrt auf Liefer­un­gen aus Sau­di Ara­bi­en. Japan wird seine Importe im April wahrschein­lich von 180.000 Barrel/Tag auf weniger als 100.000 Barrel/Tag, also um mehr als 70 Prozent ver­ringern. Südafri­ka hat seine Importe fast gän­zlich eingestellt. In den EU Staat­en tritt das erk­lärte Embar­go erst am 1. Juli in Kraft, aber schon heute gehen die Öle­in­fuhren deut­lich zurück. 

Län­der außer­halb der EU sind nicht an das von der EU erk­lärte Embar­go gebun­den. Die meis­ten wollen sich in der einen oder anderen Form den Sank­tio­nen anschließen; einige (z.B. Indi­en) sind aber von iranis­chem Öl so stark abhängig, dass ein völ­liger Verzicht enor­men volk­swirtschaftlichen Schaden verur­sachen würde. Sie „dür­fen“ denn auch weit­er iranis­ches Öl importieren, aber haben den­noch ein gravieren­des Prob­lem: sie kön­nen iranis­che Öltrans­porte näm­lich nicht mehr ver­sich­ern. 95 % aller Tanker weltweit sind bei der Lon­don­er Inter­na­tion­al Group of P&I Clubs ver­sichert, und für diese sind schon jet­zt auf­grund von EU-Sank­tio­nen finanzielle Transak­tio­nen mit dem Iran ver­boten. Die EU will nun in Teilaufhe­bung dieser Sank­tio­nen nicht-europäis­chen Tanker­reed­ereien die Ver­sicherung von Öltrans­porten in Nicht-EU-Staat­en zumin­d­est bis zum 1. Juli ermöglichen. 

In den USA wird der­weil ein Gesetz zu weit­er ver­schärften Sank­tio­nen vor­bere­it­et. Danach wird „jedem Schiff, das im Laufe der jew­eils let­zten 12 Monate einen iranis­chen Hafen besucht hat, für die kom­menden sechs Monate das Anlaufen eines US-Hafens ver­boten“. Das Gesetz soll Reed­er von jeglichen Trans­porten iranis­ch­er Güter abschreck­en und dürfte schon bald mit Unterze­ich­nung durch Präsi­dent Oba­ma in Kraft treten. 

Ägyp­tis­che Medi­en bericht­en von der Fes­t­nahme zweier ägyp­tis­ch­er Extrem­is­ten, die ange­blich in iranis­chem Auf­trag einen Anschlag auf ein den Suezkanal passieren­des israelis­ches Han­delss­chiff organ­isieren sollten. 

Die mil­itärische Lage im und um den Per­sis­chen Golf bleibt ruhig. Ungeachtet der Berichter­stat­tung divers­er Medi­en gibt es weit­er­hin kein­er­lei Bewe­gun­gen oder Ver­legun­gen von Kräften, die in einen direk­ten Zusam­men­hang mit der Entwick­lung um den Iran oder gar der Vor­bere­itung eines Angriffs auf diesen gebracht wer­den kön­nen. Natür­lich schafft jede in der Region operierende Ein­heit und jed­er Ver­band mil­itärische Optio­nen, vor allem wenn im Rah­men von „Wach­wech­seln“ ablösende und abzulösende Schiffe einige Tage nebeneinan­der präsent sind. Tat­säch­lich mit direk­tem Bezug auf die aktuelle Lage befoh­lene kurzfristige Ver­legun­gen — so genan­nte „Surge Deploy­ments“ — gibt es aber bish­er nicht. Auch die in eini­gen Medi­en als solch­es „Surge Deploy­ment“ beze­ich­nete, von der US Navy angekündigte Ver­legung zusät­zlich­er Minen­ab­wehrkräfte lässt noch auf sich warten. 

So bleibt das Lage­bild gekennze­ich­net von lange (teil seit mehr als einem Jahr) geplanten, rou­tinemäßi­gen Ablö­sun­gen von in der Region operieren­den Ein­heit­en und Ver­bän­den. Die britis­che Fre­gat­te ARGYLL (TYPE 23) hat ihren mehrmonati­gen Ein­satz in der Gol­fre­gion been­det und ist mit Heimatkurs abge­laufen. Ablö­sung vor Ort erfol­gte durch den TYPE 45 Zer­stör­er DARING

Zehn Tage nach­dem die CARL VINSON Car­ri­er Strike Group der US Navy den Per­sis­chen Golf ver­lassen hat­te (und jet­zt im Ara­bis­chen Meer operiert), ist die ABRAHAM LINCOLN Car­ri­er Strike Group – begleit­et durch den britis­chen Zer­stör­er DARING – am 20. März durch die Straße von Hor­muz in den Golf ein­ge­laufen. Prob­leme mit der iranis­chen Marine gab es bei der Pas­sage der Meerenge nicht. Auch die noch vor eini­gen Wochen übliche, laut­starke iranis­che Pro­pa­gan­da blieb völ­lig aus — sich­er ein Zeichen des Bemühens, Nor­mal­ität und „poli­tis­che Beson­nen­heit“ zu signalisieren. 

Marineforum -
ABRAHAM LINCOLN und DARING (Foto: US Navy) 

Die ENTERPRISE Car­ri­er Strike Group hat es offen­bar dur­chaus nicht eilig, die Gol­fre­gion zu erre­ichen. Zehn Tage nach Aus­laufen aus Nor­folk stand die Ein­satz­gruppe noch immer im Atlantik. Am 21. März hat­te sie zwar das Zuständigkeits­ge­bi­et der 6. US Flotte erre­icht, die Straße von Gibral­tar aber noch nicht passiert. 

Am 27. März wird die Amphibi­ous Ready Group um den amphibis­chen Träger IWO JIMA aus Nor­folk bzw. dem benach­barten amphibis­chen Stützpunkt Lit­tle Creek aus­laufen. Die aus der IWO JIMA sowie den Dock­lan­dungss­chif­f­en GUNSTON HALL und NEW YORK beste­hende Ein­satz­gruppe (mit 2.200 Marines der 24th Marine Expe­di­tionary Unit) wird zu einem lange geplanten sechsmonati­gen Rou­ti­neein­satz in die Gol­fre­gion ver­legen und dort die seit Monat­en operierende Ein­satz­gruppe um den amphibis­chen Träger BATAAN ablösen. 

Im franzö­sis­chen Toulon hat am 22. März das häu­fig für mil­itärische Trans­porte gechar­terte, zivile Trans­ports­chiff ARK FORWARDER franzö­sis­che Kampf­panz­er, Schützen­panz­er und Trans­port­fahrzeuge ver­laden. Die Fahrzeuge des franzö­sis­chen Heeres sollen zur geplanten multi­na­tionalen Übung „Golf 2012“ nach Abu Dhabi (VAE) in den Golf gebracht wer­den. Frankre­ich unter­hält in Abu Dhabi einen Mil­itärstützpunkt. Es ist nicht auszuschließen, dass einige Medi­en hier einen Zusam­men­hang mit der Entwick­lung um den Iran konstruieren. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

Marineforum

Alle Infor­ma­tio­nen entstam­men frei zugänglichen Quellen.

Team GlobDef

Seit 2001 ist GlobalDefence.net im Internet unterwegs, um mit eigenen Analysen, interessanten Kooperationen und umfassenden Informationen für einen spannenden Überblick der Weltlage zu sorgen. GlobalDefence.net war dabei die erste deutschsprachige Internetseite, die mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik außerhalb von Hochschulen oder Instituten aufgetreten ist.

Alle Beiträge ansehen von Team GlobDef →