Keine grundlegenden Veränderungen gegenüber der Vorwoche.
Neben glaubhaften Drohungen, zur Beendigung des mutmaßliches iranisches Atomwaffenprogramms ggf. auch „militärische Optionen“ wahrzunehmen, steht weiterhin die Suche nach einer politischen Lösung. Derzeit hat keine Seite ein wirkliches Interesse an einer militärischen Eskalation, und diese ist — zumindest in den kommenden Wochen — auch nicht zu erwarten.
Während US-Präsident Obama den politischen Druck erhöht, öffentlich von „schwindender Aussicht auf eine friedliche Lösung“ spricht und der iranischen Führung angeblich über Russland (dort dementiert) eine „letzte Frist“ setzt, lässt der außenpolitische Berater von Ayatollah Chamenei, Mohammad Javad Larijani, am 15. März in einem Interview mögliche Bereitschaft zu substantiellen Zugeständnissen erkennen. Der Westen solle Iran auf 20% angereichertes Uran liefern und auch sonst bei der Entwicklung friedlicher Nutzung der Kernenergie helfen. Iran sei zu „voller Transparenz“ bereit und hätte auch nichts gegen eine permanente Anwesenheit von Inspektoren („permanent human monitoring“) in Atomanlagen. Der Teufel dürfte hier wie immer im Detail stecken, z.B. bei der Definition, was genau Atomanlagen sind, ob alle gemeint sind und ob es örtliche Beschränkungen gibt (z.B. militärische „Sperrgebiete“ ausgenommen bleiben. Abzuwarten bleibt nun, ob den erst einmal nur inoffiziellen Gedanken von Larijani auch ein offizieller und diskussionswürdiger Kompromissvorschlag folgt.
An der „Embargofront“ wird weiterhin vor allem über die Problematik der Versicherung iranischer Öltransporte diskutiert. Weltweit sind derzeit 95 % aller Tanker bei der Londoner International Group of P&I Clubs versichert, und hier gelten schon jetzt, bevor am 1. Juli das von der EU erklärte Ölembargo der EU in Kraft tritt, finanzielle Sanktionen. Die EU will nun darüber beraten, ob in Teilaufhebung dieser Sanktionen nicht-europäischen Tankerreedereien die Versicherung von Öltransporten in Nicht-EU-Staaten erlaubt werden soll. Unabhängig davon erwartet die International Energy Agency, mit dem Inkrafttreten des EU-Öl-Embargos einen Einbruch iranischer Rohölexporte um 50 %.
Aktuell hat der Iran offenbar einen Weg gefunden, Getreideimporte nun doch zu bezahlen. Erste Schiffe sind mit ihrer Ladung zum Bandar Imam Khomeini Verladeterminal zurück gekehrt; insgesamt warten wohl zehn Frachter mit 400.000 t Getreide auf das Entladen. Die finanzielle Situation für den Iran dürfte sich allerdings schon bald weiter verschärfen. Am 15. März kündigte die europäische SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication; stellt für weltweit mehr als 10.000 Finanzinstituten und Firmen das Datennetzwerk für finanzielle Transaktionen bereit) an, in Umsetzung von EU Finanzsanktionen „den Iran vom System abzutrennen“. In der Konsequenz könnte der Iran kaum noch irgendwelche Waren und Güter auf dem Weltmarkt kaufen oder verkaufen.
Die militärische Lage in und um den Persischen Golf bleibt ruhig.
Am 10. März verlegte die Kampfgruppe um den US Flugzeugträger CARL VINSON nach mehrwöchigen Operationen innerhalb des Persischen Golfes wieder zurück ins Arabische Meer. Bei Passage der Straße von Hormuz gab es keinerlei Probleme und offenbar auch nicht einmal ansatzweise iranische Versuche einer Provokation. Im Arabischen Meer ist weiterhin auch die ABRAHAM LINCOLN Carrier Strike Group präsent. Beide Flugzeugträger unterstützen nun erst einmal wieder Operation „Enduring Freedom“(Afghanistan). Die ENTERPRISE Carrier Strike Group verlegt von Norfolk auf dem Atlantik in Richtung Mittelmeer (und dann weiter in die Golfregion). Sie dürfte in diesen Tagen die Straße von Gibraltar passieren und könnte dann Anfang April im Arabischen Meer eintreffen.
Israelische SA’AR‑5 Korvette (Foto: Deutsche Marine) |
Am 13. März verlegte die israelische Marine ihre FK-Korvetten LAHAV (SA’AR‑5) und YAFO (SA’AR‑4.5) durch den Suezkanal in Richtung Rotes Meer. Natürlich kamen sofort Gerüchte auf, aber eine „Quelle in der israelischen Marine“ wiegelte ab: die Einheiten führen eine routinemäßige Verlegung nach Eilat durch. Nun sind solche FK-Korvetten durchaus nicht „routinemäßig“ in Eilat präsent, aber es spricht derzeit auch nichts für einen Weitermarsch in Richtung Golf von Oman oder iranische Küste. Die beiden Korvetten hätten dort auch nur sehr begrenzte operative Optionen. Längere Präsenz ohne (logistischen) Abstützpunkt ist auszuschließen. In den letzten beiden Jahren verlegten israelische Korvetten allerdings mehrfach in den Golf von Aden, begleitet von Hinweisen auf eine angestrebte militärische Zusammenarbeit mit der semi-autonomen somalischen Provinz Somaliland (Hafen von Berbera). Möglicherweise liegt dort einmal mehr das Ziel der beiden Einheiten.
US Minenjagdboot der AVENGER-Klasse (Foto: Michael Nitz) |
Mit Blick auf eine mögliche Sperrung der Straße von Hormuz durch den Iran will die US Navy ihre Minenabwehrfähigkeiten in der Region deutlich ausbauen. Derzeit sind in Bahrain vier Minenjagdboote der AVENGER-Klasse stationiert. Demnächst sollen von San Diego aus vier weitere Boote dorthin verlegt werden. Daten werden noch nicht genannt; allein für den Transit werden aber mehrere Wochen benötigt. Weitere Verstärkung der regionalen Minenabwehrfähigkeiten soll die ebenfalls angekündigte Verlegung von vier zusätzlichen Minenabwehrhubschraubern bringen. In der Straße von Hormuz könnten diese nur von Bord größerer Schiffe (Docklandungsschiffe, amphibische Träger) eingesetzt werden.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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