Überraschende Umbesetzungen in den Führungen von Streit- und Sicherheitskräften lösen international Spekulationen aus.
Am 20. August verkündeten die staatlich iranischen Nachrichtenagenturen, Ayatollah Seyed Ali Khamenei habe RAdm Habibollah Sayyari zum neuen Befehlshaber der iranischen Marine ernannt. Sayyari, der die Insignien eines U‑Bootfahrers trägt, löst KAdm Sajjad Kouchaki ab.
Während der Führungswechsel an der Spitze der Marine überwiegend als Routine bewertet wird (Admiral Kouchaki wurde offenbar nach Erreichen der Dienstaltersgrenze in den Ruhestand versetzt), ranken sich um eine weitere Umbesetzung Gerüchte. Nur wenige Tage nach der Ernennung von Admiral Sayyari ernannte Ayatollah Khamenei den bisherigen Befehlshaber der Landstreitkräfte des Revolutionsgarden (Iranien Revolutionary Guards Corps – IRGC / Pasdaran), BGen Mohammad Ali Jafari, zum neuen Oberbefehlshaber der Pasdaran. Jafari löst BGen Yahya Rahim Safavi ab, der zum obersten militärischen Berater von Ayatollah Khamenei „aufsteigt“. Beobachter sehen im Führungswechsel an der Spitze der Pasdaran einen Ausdruck zunehmender Erwartung eines militärischen Konfliktes mit den USA. Eine der Hauptaufgaben des neuen Pasdaranchefs soll in den letzten Jahren als Leiter der “strategischen Abteilung” die Erarbeitung eines detaillierten Planes zur Abwehr eines US-Angriffs gewesen sein. Dieser Plan basiert u.a. auf konsequenter Anwendung „asymmetrischer Kriegführung“, und Jafari hat denn auch unmittelbar nach Amtsantritt bereits deutlich gemacht, dass er im Ausbau der Fähigkeiten zu dieser Art der Kriegführung den Schwerpunkt seiner künftigen Arbeit sieht.
Man darf wohl davon ausgehen, dass den in konventioneller Kriegführung den USA hoffnungslos unterlegenen regulären Streitkräften des Iran in einem Konflikt mit den USA eine zwar „heroische“, aber dennoch nur nachgeordnete Rolle zugedacht ist. Allein in asymmetrischer Kriegsführung sieht man eine Chance, dem „großen Satan“ seine Grenzen aufzuzeigen, und diese Art der Kriegführung kommt vorrangig den Pasdaran zu.
Die u.a. in Großübungen der letzten Jahre bereits zunehmend deutlich gewordene zentrale Position der Pasdaran in der Sicherheitskonzeption des Iran – und damit verbunden auch der politische Einfluss des IRGC — wird damit weiter gestärkt. Dies wird nicht zuletzt auch dadurch unterstrichen, dass „Oberbefehlshaber aller Streit- und Sicherheitskräfte“ Ayatollah Khamenei den ehemaligen Pasdaran-Kommandeur nun an die Spitze seines militärischen Beraterteams (nicht zuletzt auch einflussreiche politische Position) beruft und mit der Ernennung von Jafari zum neuen Pasdaran-Befehlshaber zugleich dessen Beförderung zum Generalmajor verbindet. Während Amtsvorgänger Safavi noch BGen war, ziehen die Pasdaran nun auch “optisch” in der Dienstgradhierarchie mit den regulären Streitkräften gleich.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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