Unter Leitung von Verteidigungsminister Antony hat das Defence Acquisition Council (DAC) am 5. Oktober (Vor-)Entscheidungen zu zwei größeren Beschaffungsvorhaben der indischen Marine getroffen.
P‑8 Poseidon Bildquelle: Boeing |
Zum einen soll die Anfang 2009 in den USA erfolgte Bestellung von acht neuen Seefernaufklärungsflugzeugen (MPA) P‑8i um weitere vier Flugzeuge erweitert werden. Damit wird eine im Vertrag von 2009 bereits vereinbarte Option auf die Lieferung weiterer vier (bis acht) Flugzeuge dieses Typs wahrgenommen.
P‑8i ist eine für den indischen Bedarf modifizierte Variante des derzeit von Boeing für die US-Navy entwickelten neuen Seefernaufklärungs- flugzeuges P‑8 Poseidon; das Design basiert auf dem bewährten Passagierjet Boeing 737. Bei der indischen Marine sollen die neuen Flugzeuge ältere und ab 2012 auszumusternden MPA des russischen Typs Tupolev-142 Bear‑F ersetzen. Die erste P‑8i soll Ende 2012/Anfang 2013 geliefert werden.
In der gleichen Sitzung beschloss das DAC daneben ein neues Rüstungsprojekt, unter dem die indische Marine vier neu zu bauende Docklandungsschiffe erhalten soll.
Die Erhöhung der amphibischen Liftkapazität steht spätestens seit Verabschiedung der „Joint Doctrine for Amphibious Operations“ im Sommer 2008 und Aufstellung zweier für amphibische Operationen vorgesehene und ausgebildete Heeresbrigaden (10.000 Mann) ganz oben auf den Wunschlisten von Marine und Heer.
Landungsschiff der SHARDUL-Klasse Bildquelle: Michael Nitz |
Mit Indienststellung eines dritten Landungsschiffes der SHARDUL-Klasse war das letzte Neubauprogramm für Landungsschiffe im Sommer 2009 ausgelaufen. Schon damals gab es aber Berichte, nach denen die Bauwerft Garden Reach (Kalkutta) fest mit Folgeaufträgen zum Bau von Docklandungsschiffen oder gar Hubschrauberträgern rechnete und dazu bis Mitte 2011 ihre Infrastruktur modernisieren und erweitern wollte (u.a. Bau eines 180‑m Trockendocks). Diese Hoffungen scheinen sich nun zu erfüllen. Die Presseerklärung des DAC spricht von vier größeren Docklandungsschiffen, die in ihren Fähigkeiten der 2007 gebraucht von der US Navy übernommenen JALASHWA (ex-TRENTON) vergleichbar sein sollen. Alle vier Schiffe sollen nach einem modernen ausländischem Design unter einem Lizenzabkommen im Lande gebaut werden. Dazu werde es eine internationale Ausschreibung geben.
Die jetzigen Entscheidungen des DAC bedeuten allerdings bei Weitem noch nicht, dass die Vorhaben so auch tatsächlich realisiert werden. Sie stellen vielmehr einen „Vorschlag“ dar, der nun erst einmal dem „Cabinet Committee on Security“ zur Billigung vorzulegen ist. Schon des Öfteren sind auf dieser Ebene Projekte gescheitert, verwässert oder verzögert worden. Auch befinden sich die beiden Projekte in unmittelbarer finanzieller Konkurrenz zur anderen teuren Rüstungsvorhaben. Erst im Juli hatte das DAC mit der Beschaffung von weiteren U‑Booten das mit 8,5 Mrd. Euro bisher teuerste Vorhaben der indischen Streitkräfte gebilligt, und am 8. Oktober berichteten Medien über eine geplante Bestellung von etwa 300 neuen Kampfflugzeugen in Russland (Kosten fast 20 Mrd. Euro). Wie all diese Projekte bei einem nur begrenzten Budget unter einen Hut gebracht werden können, bleibt abzuwarten. Abstriche sowohl an Umfang als auch an zeitliche Planung sind wahrscheinlich.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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