Indien — Verzögerungen beim Bau französischer U‑Boote der SCORPENE-Klasse

Immer neue Verzögerun­gen beim Bau franzö­sis­ch­er U‑Boote der SCOR­PENE-Klasse scheinen der indis­chen Marine erhe­bliche Kopf­schmerzen zu bereiten. 

Vor inzwis­chen mehr als zehn Jahren hat­te die indis­che Marine sich für eine Beschaf­fung von U‑Booten dieses mod­er­nen franzö­sis­chen Typs entsch­ieden. Sie sollen aus den 1970-er Jahren stam­mende ex-sow­jetis­che U‑Boote der FOX­TROT-Klasse sowie vier U‑Boote des deutschen Typs T‑1500 (SHISHU­MAR-Klasse) erset­zen. Zwei dieser Boote hat­te die Kiel­er HDW in den 1980-er Jahren gebaut; zwei weit­ere ent­standen mit deutsch­er Werfthil­fe bei der indis­chen Mazagon Dock­yards in Mum­bai. Da man den Zulauf erster SCORPENE schon etwa 2009 erwartete, wurde auf eine eigentlich noch geplante Mid-Life Mod­ernisierung der vier SHISHUMAR verzichtet – eine Entschei­dung, die sich inzwis­chen als deut­lich ver­früht erwiesen hat.

Marineforum - SHISHUMAR (Foto: Michael Nitz)
SHISHUMAR
Bildquelle: Michael Nitz

Kom­pe­ten­zwirrwarr bei der Ver­trags­gestal­tung zwis­chen unter­schiedlichen Behör­den und Ver­suche, den Preis zu drück­en, führten zu ein­er ersten mehrjähri­gen Ver­spä­tung. Erst im Okto­ber 2005 kon­nten sechs SCORPENE verbindlich bestellt wer­den (übri­gens nicht wie gewün­scht bil­liger, son­dern zu bere­its deut­lich erhöht­en Kosten). Mit nun­mehr kaum vor 2011 möglich­er Indi­en­st­stel­lung des ersten Bootes rück­te eine mehrjährige Fähigkeit­slücke in den Bere­ich des Möglichen. Während Chi­na seine U‑Bootflotte zügig aus­baute, und Erzri­vale Pak­istan mod­erne U‑Boot mit außen­luftun­ab­hängigem Antrieb in Dienst stellte, ging der indis­che U‑Bootbestand nach und nach von noch 21 in den 1980-er Jahren auf heute 14 zurück. Zu diesen 14 gehören auch die vier inzwis­chen teils 25 Jahre alten T‑1500, um deren materielle Erhal­tung man sich, ein­mal abge­se­hen von der gestrich­enen Mod­ernisierung, in Vor­freude auf die SCORPENE offen­bar nicht mehr viel Gedanken gemacht hat. Das let­zte U‑Boot der FOX­TROT-Klasse wurde im Dezem­ber 2010 ausgemustert. 

Zunächst hat­te die Mazagon Dock­yards, die in Mum­bai die neuen U‑Boote in Lizenz baut, noch erk­lärt, das erste SCORPENE werde „etwas ver­spätet im Dezem­ber 2012“ fer­tig. Mit ein­er Bauzeit von etwas mehr als fünf Jahren hat­te sich die indis­che Marine noch mehr oder weniger „zäh­neknirschend“ abge­fun­den. Im Feb­ru­ar dieses Jahres musste der Vertei­di­gungsmin­is­ter dem Par­la­ment dann aber verkün­den, dass Mazagon das erste SCORPENE wohl doch erst in 2015 liefern könne. 

Diese neuer­liche Verzögerung war für die indis­che Marine dann doch Anlass, das Schick­sal der vier T‑1500 noch ein­mal zu über­denken. Will sie sich in den kom­menden Jahren nicht mit den zehn noch von der ehe­ma­li­gen Sow­je­tu­nion geliefer­ten U‑Booten der KILO-Klasse beg­nü­gen, dann führt an ein­er Grundüber­hol­ung und Mod­ernisierung der vier SHISHU­MAR-Boote kein Weg mehr vor­bei. In der ver­gan­genen Woche berichteten Medi­en denn auch über begonnene Ver­hand­lun­gen mit HDW. Mit Hil­fe der deutschen Werft sollen die vier U‑Boote in Indi­en mod­ernisiert wer­den. Geplant ist u.a. offen­bar die Instal­la­tion neuer Waf­fenein­satzsys­teme und Führungsan­bindun­gen (Data-Link) sowie ein Upgrade für den Ver­schuss mod­ern­er Tor­pe­dos und Flugkör­p­er. Die Kosten für das außer­plan­mäßige Vorhaben wer­den mit etwa 350 Mio. Euro beziffert. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

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