Umschichten von Geldern soll eine Wiederaufnahme der Arbeiten am Flugzeugträgers ADMIRAL GORSHKOV ermöglichen.
Minister für Industrie und Energie Khristenko soll Verteidigungsminister Serdyukov vorgeschlagen haben, den Auftrag für den Bau von zwei U‑Booten der KILO-Klasse (Projekt 636) für Venezuela an Sevmash in Severodvinsk zu vergeben. Sevmash könne dann einen Teil der dafür vorgesehenen Gelder zunächst einmal für den Fortgang der Arbeiten an dem für Indien bestimmten Flugzeugträger verwenden.
Als Sevmash vor drei Jahren den Auftrag zum Umbau des ehemals sowjetischen Flugzeugträgers erhielt, hatte man sich mit der Kostenkalkulation um angeblich bis zu 80% vertan. Der bauliche Zustand des Schiffes war weitaus schlechter als zunächst angenommen. Hinzu kamen peinliche Rechenfehler, die zunächst vertuscht wurden, vor einigen Monaten dann aber aufgedeckt wurden und zur Entlassung des Werftdirektors führten. Nach dem geltenden Vertrag sollte Indien der Werft für Instandsetzung und Umbau des Flugzeugträgers nur etwa 500 Mio. Euro zahlen; Gelder, die längst verbraucht sind.
Inzwischen ist klar, dass Sevmash aus eigener (finanzieller) Kraft das Schiff nicht fertig stellen kann. Um die vorerst eingestellten Arbeiten wieder aufzunehmen, benötigt die Werft staatliche Hilfe. Der U‑Bootauftrag für Venezuela soll Teil dieser Hilfe sein, auch wenn die daraus „abzuzweigenden“ etwa 70 Mio. Euro nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind (benötigt werden etwa 700 Mio. Euro). Aber mit dem Geld könnte zumindest am Träger weiter gearbeitet werden, ohne dass der Staat sofort direkt finanziell einspringen müsste. Man hätte so Zeit, in Nachverhandlungen mit Indien eine umfassende Lösung für die beim Umbau der GORSHKOV zur indischen VIKRAMADITYA aufgetretenen Finanzprobleme zu suchen, ohne dessen Fertigstellung noch weiter zu verzögern.
Ob Indien zu größeren zusätzlichen Zahlungen bereit sein wird, ist mehr als fraglich. Gegenwärtig wird offenbar auf Regierungsebene über eine offizielle Verschiebung des Liefertermin von geplant 2008 auf nun 2011/12 verhandelt, und Medien berichten in diesem Zusammenhang über angeblich sogar von Indien geforderte Strafzahlungen. So spricht derzeit alles dafür, dass Russland die Fertigstellung der GORSHKOV letztendlich wohl aus der Staatskasse bezahlen wird. Sollte Indien auf Erfüllung des Vertrages unter den vereinbarten Bedingungen beharren (und Neu Delhi sitzt hier eindeutig am längeren Hebel) wäre Alternative ja nur die einseitige Kündigung des Vorhabens — mit unabsehbaren Folgen für weitere russische Rüstungsexporte.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen. Bildquelle: Sevmash