In Anwesenheit von Verteidigungsminister Antony und Marinebefehlshaber Admiral Verma wurde am 6. Juli bei der Hindustan Aeronautics Limited (HAL) ein neues Kampfflugzeug für die indische Marine feierlich aus dem Hangar „heraus gerollt“.
Tejas war als Light Combat Aircraft (LCA) von HAL komplett eigenständig und daher sehr langwierig (offizieller Programmstart schon 1983; Erstflug 2001) zunächst für die indische Luftwaffe entwickelt worden. Schon 2003 hatte die Regierung aber auch eine Marinevariante bewilligt. Die Marine-Tejas sollen als Naval-LCA die veralteten trägergestützten Kampfflugzeuge Sea Harrier ersetzen und vor allem auf den derzeit in Eigenentwicklung gebauten neuen Flugzeugträgern zum Einsatz kommen. Als „weitweit einziges trägergestütztes leichtes Kampfflugzeug“ sollen sie ein breites Spektrum von Einsatzoptionen abdecken. Als Bewaffnung werden neben Seeziel-FK, Bomben und Bordkanone auch neuartige Flugkörper großer Reichweite (BVR — Beyond Visual Range) genannt. Die so genannten STOBAR-Flugzeuge starten über einen Ski-jump Bug und werden bei der Landung in einer Fanganlage abgebremst.
LCA Tejas in der Luftwaffenversion Bildquelle: Wikimedia |
Die erste Phase des Projektes Naval-LCA beinhaltet zunächst Entwicklung und Bau von jeweils einem Flugzeug einer Trainervariante (NP‑1, jetzt ausgerollt) und einer Einsatzvariante (NP‑2, soll noch in diesem Jahr folgen). Daneben entsteht in Goa eine Shore Based Test Facility (SBTF), bei der die beiden Prototypen dann simulierte Trägerstarts und –landungen durchführen können. NP‑1 wird in den kommenden Wochen Tests am Boden (Systemintegration, Triebwerksprobeläufe, Rollen auf Taxiway) durchführen. Der Erstflug ist noch vor Jahresende geplant. Schon 2015 soll die Marineversion von Tejas offiziell bei der indischen Marine eingeführt werden (Luftwaffenversion noch in diesem Jahr). Dahinter steht natürlich die Absicht, die Flugzeuge parallel zur Fertigstellung des ersten Flugzeugträgereigenbaus VIKRANT (geplant in 2014) verfügbar zu machen – auch wenn ein Blick auf fast alle bisherigen Rüstungsprojekte der indischen Marine Zweifel an der Einhaltung dieses Zeitplanes aufkommen lässt.
Unklar ist bisher, in wie weit Tejas in Konkurrenz zu den von der indischen Marine in Russland bestellten Trägerkampfflugzeugen Mig-29 Fulcrum‑D steht. Zunächst waren die russischen Flugzeuge wohl nur für den 2012 zulaufenden Flugzeugträger VIKRAMADITYA (die frühere russische ADMIRAL GORSHKOV) vorgesehen. Mit der im Januar dieses Jahres erfolgten Bestellung weiterer Mig-29 (nun insgesamt 45) ist die Kapazität dieses Schiffes aber weit überschritten. Dies lässt den vorsichtigen Schluss zu, dass Fulcrum‑D auch auf den geplanten Flugzeugträger-Eigenbauten zum Einsatz kommen sollen. Damit noch nicht genug, will man offenbar sogar noch ein drittes Trägerkampfflugzeugmuster beschaffen. Im November 2009 wurden Flugzeughersteller in Frankreich, Russland und den USA zu entsprechenden „Requests for Information“ aufgefordert. Ob eine solche Typenvielfalt unter logistischen Gesichtspunkten sinnvoll ist, bzw. ob und wie sich die unterschiedlichen Flugzeuge später einmal operativ (sinnvoll) ergänzen, bleibt vorerst offen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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