Bei der Fertigstellung des früheren russischen Flugzeugträgers ADMIRAL GORSHKOV für die indische Marine zeichnet sich eine mögliche weitere Verzögerung ab.
Ex-GORSHKOV bei Mooring Tests (Foto: Sevmash) |
Zuletzt hatte die russische Sevmash Werft, die den Flugzeugträger auf sein „zweites Leben“ als indische VIKRAMADITYA vorbereitet, den Beginn von See-Erprobungen für November oder Dezember dieses Jahres angekündigt. Fachleute runzelten sofort die Stirn: Beginn von Probefahrten vor Severodvinsk am Anfang des arktischen Winters, wenn das Weißmeer beginnt zu vereisen? Sie sehen sich nun bestätigt, denn am 28. September meldete Sevmash, dass man mit Blick auf die zu erwartenden Umweltbedingungen See-Erprobungen nun erst im Mai 2012 aufnehmen werde.
Im Februar dieses Jahres hatte die ex-GORSHKOV an der Pier und im Hafenbecken vor der Werft erste Erprobungen (so genannte „Mooring Tests“ wie z.B. Maschinen-Standproben) durchgeführt. Eine zweite solche Erprobungsserie war für den August angekündigt. Pressemeldungen über ihren Beginn blieben aber bisher aus – was bei der Tendenz von Sevmash zur sofortigen Veröffentlichung positiver Meldungen überwiegend auch hier als Verzögerung interpretiert wird. Dessen ungeachtet hält die russische Exportbehörde Rosoboronexport in einer offiziellen Erklärung noch am Liefertermin Dezember 2012 fest.
Die ADMIRAL GORSHKOV war als vierter und letzter Flugzeugträger der KIEV-Klasse (leicht modifiziert) in der Ukraine gebaut und 1987 mit dem ursprünglichen Namen BAKU in Dienst gestellt worden. Nach einer Kesselexplosion im Februar 1994 hatte sie zwar noch einmal in die Werft verlegt und anschließend (1995) auch noch Probefahrten absolviert, war danach von der russischen Nordflotte aber nicht mehr eingesetzt worden. Schon zu dieser Zeit hatte sich die indische Marine erstmals offiziell für das Schiff interessiert. Gespräche zogen sich über fast neun Jahre hin, bis man sich 2004 auf eine Übernahme einigte. Insgesamt etwa 1,1 Mrd. Euro sollte Indien für Instandsetzung und Umbau des Schiffes sowie 28 Trägerkampfflugzeuge Mig-29K Fulcrum‑D zahlen; 2008 wollte man den Träger mit dem neuen Namen VIKRAMADITYA übernehmen.
Im Streit um Finanzierungsfragen kamen die Arbeiten aber nur schleppend voran. 2007 wurde klar, dass Sevmash sich bei den Instandsetzungskosten krass verkalkuliert hatte. Indien bestand auf Vertragserfüllung zu den vereinbarten Konditionen – und Sevmash stellte sämtliche Arbeiten am Schiff ein. Drei Jahre wurde verhandelt; immer wieder wurde Einigung verkündet, nur um dann postwendend wieder dementiert zu werden. Erst im März 2010 wurden abschließende neue Verträge unterzeichnet, nach denen Indien nun insgesamt mehr als 1,7 Mrd. Euro zahlt.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen.