Indische Flottenbesuche in Europa sind zwar nicht ungewöhnlich, aber erstmals ist ein Flottenverband nun auf dem Wege zu größeren Übungen im Atlantik.
Vier Schiffe – der Zerstörer DELHI, die Fregatten BEAS und BRAHMAPUTRA sowie der Flottentanker ADITYA – haben auf ihrer insgesamt viermonatigen Reise bereits den Suezkanal nordlaufend passiert. Zur Zeit laufen sie noch getrennt. Die BRAHMAPUTRA hat vom 30. Mai bis zum 2. Juni einen Besuch in Haifa/Israel durchgeführt und sich anschließend auf den Weg nach Neapel gemacht. DELHI und ADITYA sind am 2. Juni zu einem dreitägigen Besuch im türkischen Marinestützpunkt Aksaz eingelaufen, und die BEAS hat schließlich (aus Rotterdam kommend) am 3. Juni im russischen St. Petersburg fest gemacht.
Überall stehen auch kurze Übungen (Passex) mit den Marinen der besuchten Länder (Neben Israel, der Türkei und Russland auch Ägypten, Algerien, Deutschland, Italien, Marokko, Niederlande, Oman, Portugal und Spanien) auf dem Programm. Vor St. Petersburg soll die BEAS nach dem Auslaufen am 7. Juni mit der modernsten russischen Korvette STEREGUSHCHIY üben. Höhepunkte der Reise sind aber zwei größere bilaterale Übungen des gesamten Verbandes mit der britischen Royal Navy und der französischen Marine.
Den Auftakt macht Exercise Konkan, die vom 20. bis 25. Juni vor der Küste Großbritanniens geplant ist. Als Übungsinhalte werden vor allem U‑Jagd und Flugabwehr, daneben aber auch Überwasserseekriegführung sowie Special Forces Operations (Anti-Terror) genannt. Die britische Royal Navy will die Fregatten WESTMINSTER und LANCASTER sowie ihr U‑Boot TRAFALGAR in die Übung einbringen; auch Hubschrauber und Kampfflugzeuge (der Royal Air Force) sollen beteiligt sein.
Fünf Tage später (am 30. Juni) beginnt dann vor der französischen Atlantikküste bei Brest die bilaterale Übung Varuna mit der französischen Marine. Die inhaltlich sehr komplexen bilateralen Übungen der Varuna-Serie gehören seit 2001 zu den jährlichen Routinevorhaben beider Marinen. Sie werden zwar wechselseitig organisiert, fanden aber bisher ausschließlich im Indischen Ozean oder im Golf von Bengalen statt. Die französische Marine verlegte dazu regelmäßig einen größeren Flottenverband (z.T. sogar eine Flugzeugträgereinsatzgruppe) nach Indien. Diesmal trifft man sich erstmals vor der französischen Küste. Bis zum 4. Juli sollen Übungen durchgeführt werden, die inhaltlich alle drei Dimensionen moderner Seekriegführung (Überwasserseekrieg, U‑Jagd, Flugabwehr/Luftraumverteidigung) konzentrieren werden. Die französische Marine hat die Teilnahme ihres Zerstörers PRIMAUGUET (GEORGES LEYGUES-Klasse) und des Aviso LE HENAFF, des U‑Bootes EMERAUDE sowie mehrerer Flugzeuge angekündigt.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen.