Großbritannien/Argentinien

Glaubt man reißerischen Schlagzeilen einiger britis­ch­er Zeitun­gen, dann ste­ht eine Neuau­flage der britisch-argen­tinis­chen Falk­land­krise von 1982 bevor.

Marineforum - Karte: BBC (BGS/UN)
Karte: BBC (BGS/UN)

Ver­ant­wortliche Poli­tik­er bei­der Län­der wer­den zwar mit schar­fen Aus­sagen zitiert, geben sich zugle­ich aber auch zuver­sichtlich, die Dif­feren­zen dies­mal in poli­tis­chen Kon­sul­ta­tio­nen zu beseitigen. 

Hin­ter­grund des neuen Stre­its zwis­chen Argen­tinien und Großbri­tan­nien sind riesige Ölvorkom­men (geschätzte 60 Mrd. Bar­rel) in der von Großbri­tan­nien beansprucht­en 200-Meilen­zone rund um die Inseln, die auch nach dem Falk­land­krieg von 1982 von Argen­tinien als Mal­winen zum eige­nen Ter­ri­to­ri­um gezählt wer­den. Schon 1998 war hier nach Öl gebohrt wor­den, die Aus­beu­tung wurde damals jedoch als nicht wirtschaftlich noch nicht aufgenom­men. Inzwis­chen gestiegene Preise haben die Sit­u­a­tion nun offen­bar verän­dert. Ende Novem­ber machte sich in der Nord­see der Schlep­per MAERSK TRAVELLER mit der Bohrin­sel OCEAN GUARDIAN auf den Weg in Rich­tung Südatlantik. 

Die britis­chen Pläne für erneute Probe­bohrun­gen stießen in Argen­tinien sofort auf hefti­gen Protest. Anfang Feb­ru­ar wurde der britis­che Botschafter in Buenos Aires einbestellt. Man werde angemessene Maß­nah­men ergreifen, um den „ein­seit­i­gen und ille­galen Abbau der Argen­tinien gehören­den Rohstoffe zu ver­hin­dern“ – dabei aber natür­lich „nur zu friedlichen Mit­teln“ greifen. 

Zunächst ein­mal soll britis­chen Schif­f­en grund­sät­zlich das Anlaufen der Falk­land-Inseln erschw­ert wer­den. Schon in der let­zten Woche soll in einem argen­tinis­chen Hafen ein Schiff mit Bohraus­rüs­tung unter einem nicht näher erläuterten Vor­wand von den Behör­den „an die Kette gelegt“ wor­den sein. Am 16. Feb­ru­ar ord­nete Staat­spräsi­dentin Kirch­n­er per Dekret an, dass alle Schiffe, die vom argen­tinis­chen Fes­t­land zu den Falk­land-Inseln wollen oder auf der Route dor­thin Hoheits­gewäss­er des Lan­des durch­queren, kün­ftig bei argen­tinis­chen Behör­den eine Vor­ab-Genehmi­gung ein­holen müssen. Die Maß­nahme dürfte sich­er die Nachver­sorgung der zur Explo­ration erwarteten Schiffe nicht ger­ade erleichtern. 

Britis­che Medi­en — und natür­lich die poli­tis­che Oppo­si­tion (im Mai wer­den Neuwahlen erwartet) — forderten sofort laut­stark Reak­tio­nen. „Schat­ten-Außen­min­is­ter“ William Hague betonte den Wun­sch nach friedlichen Beziehun­gen zu Argen­tinien, sprach sich aber den­noch für eine Erhöhung der regionalen Präsenz der Roy­al Navy aus. Großbri­tan­nien dürfe keinen Zweifel an sein­er Entschlossen­heit zur Vertei­di­gung der nationalen Inter­essen im Südat­lantik aufkom­men lassen. Britis­che Zeitun­gen melde­ten bere­its die geplante Entsendung eines kleinen Flot­ten­ver­ban­des: drei weit­ere Kriegss­chiffe soll­ten die rou­tinemäßige „Falk­land-Patrol“ ver­stärken. Das Vertei­di­gungsmin­is­teri­um demen­tierte umge­hend. Man sehe zur Zeit kein­er­lei Notwendigkeit zur Entsendung zusät­zlich­er Kriegss­chiffe. Auch Min­is­ter­präsi­dent Gor­don Brown wiegelte ab: „The UK has (already) made all the prepa­ra­tions that are nec­es­sary to pro­tect the Falk­land Islands”. 

Marineforum - Britischer Zerstörer YORK (Foto: Bernard Prezelin)
Britis­ch­er Zer­stör­er YORK
Bildquelle: Bernard Prezelin

Derzeit sind offen­bar vier britis­che Schiffe in der Region. Zu ihnen gehören das Patrouil­len­schiff CLYDE (länger­fristig auf den Falk­lands sta­tion­iert), der Zer­stör­er YORK (am 1. Dezem­ber zur Falk­land Patrol – bis April – aus­ge­laufen), das Ver­mes­sungss­chiff SCOTT (hat im Okto­ber Antark­tis-Ein­satz begonnen) sowie ein Flot­ten­tanker, ver­mut­lich die WAVE RULER (Anmerkung: die “aktuellen” Angaben auf den Inter­net-Seit­en der Roy­al Navy sind mehrere Monate alt und überholt). 

Schon die kom­menden Tage dürften einen ersten Hin­weis geben, ob die ver­ant­wortlichen Poli­tik­er in bei­den Län­dern sich aktiv und koop­er­a­tiv um eine friedliche Lösung bemühen, oder den Stre­it ungeachtet aller Friedens­bekun­dun­gen doch erst ein­mal eskalieren lassen. Noch in dieser Woche soll näm­lich die Bohrin­sel vor Ort ein­tr­e­f­fen, um mit den (bis August) geplanten Probe­bohrun­gen zu beginnen. 

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