Das Auslaufen eines Kampfschiffes zu einem lange geplanten Routineeinsatz ist bei einer global operierenden Marine wie der britischen Royal Navy eigentlich kaum eine Schlagzeile wert.
Als der Zerstörer DARING am 11. Januar seinen Heimathafen Portsmouth mit Kurs auf das Arabische Meer und den Persischen Golf verließ, weckte dies allerdings breite Aufmerksamkeit. Einschlägige Medien stellten sofort vor allem einen Zusammenhang mit der möglichen Zuspitzung der Lage am Persischen Golf (siehe unten IRAN) her. Das für Luftraumverteidigung und Flugabwehr operierende Schiff werde verlegt, um angesichts der jüngsten iranische Drohungen „den freien Seeverkehr durch die Straße von Hormuz zu garantieren“. Abgesehen davon, dass der neue Zerstörer in einem eventuellen Konflikt — wie jedes dann vor Ort befindliche britische Kriegsschiff — sicher eine Rolle spielen könnte, sind derartige Behauptungen natürlich abwegig.
Der Einsatz der DARING steht schon sehr lange auf der Einsatzplanung der Royal Navy, und aktuelle Entwicklungen spielen hier überhaupt keine Rolle. Das gesamte letzte Jahr war mit Besatzungsausbildung, Erprobungen und Nachrüstungen von Vorbereitung geprägt. Im Mai fand vor Schottland ein Schießen mit dem Flugabwehr-FK-System Viper statt; im Sommer wurden noch moderne Nahbereichs-Flugabwehrsysteme Phalanx 1B nachgerüstet. Erst im Herbst stellte die DARING dann nach einem zweimonatigen Operational Sea Training ihre volle Einsatzfähigkeit abschließend unter Beweis. Nun hat der lange erwartete Einsatz endlich begonnen. Im Rahmen jahrzehntelanger „East of Suez“ Routine soll die DARING die Fregatte ARGYLL (TYPE 23) ablösen, die Portsmouth im September verlassen hatte und seit dem November in der Golfregion operiert, dabei gelegentlich aber auch an Anti-Pitarerie-Einsätzen vor der somalischen Küste teilnimmt. Wenn diese dann im März in die Heimat zurück kehrt, wird sie gut sechs Monate im Einsatz gewesen sein. Eine ähnliche Einsatzdauer ist auch für die DARING geplant, die also vermutlich im Mai von einem anderen Schiff abgelöst werden wird.
So ist der Einsatz der DARING für die Royal Navy zunächst einmal Routine, aber er ist zugleich doch auch ein Meilenstein und als solcher durchaus Schlagzeilen wert. Fast 13 Jahre nach Beginn des Beschaffungsvorhabens TYPE 45 kann die britische Marine erstmals einen ihrer neuen Zerstörer in einen operativen Einsatz entsenden und so nun endlich auch damit beginnen, den Ausfall zahlreicher in den letzten Jahren unter Sparzwängen vorzeitig ausgemusterten Zerstörer TYPE 42 und Fregatten TYPE 22 zumindest in Teilen zu kompensieren.
DARING (Foto: Royal Navy) |
Der Bau der für Verbands-Flugabwehr und Luftraumverteidigung optimierten Zerstörer war 1999 als nationale Alternative zum gescheiterten trinationalen Zerstörerprojekt HORIZON beschlossen worden. Typschiff DARING wurde 2003 auf Kiel gelegt und 2009 – mit zwei Jahren Verspätung – in Dienst gestellt. Ursprünglich hatte die Royal Navy Bedarf an 12 der neuen Zerstörer angemeldet. Technische Defizite beim Flugabwehrsystem, vor allem aber gravierende Kostenüberschreitungen sorgten jedoch schnell für Negativschlagzeilen. Eigentlich sollten die gewünschten zwölf Zerstörer insgesamt nur etwas mehr als 10 Mrd. Euro kosten; dann aber stieg der Stückpreis nach und nach auf bis zu 1,6 Mrd. Euro an – bei 12 Schiffen nahezu eine Kostenverdoppelung. Nicht unerwartet reduzierte das Ministerium die Planung. 2004 wurde im Zuge einer „Anpassung der Verteidigungsplanung“ die Anzahl der zu beschaffenden Schiffe auf acht gekürzt – eine bloße Absichtserklärung, denn es blieb bei zwischenzeitlich bestellten sechs Schiffen; die Baunummern 7 und 8 wurden nicht mehr in Auftrag gegeben, und inzwischen ist die Anzahl 6 auch offiziell.
Nach der DARING soll auch der zweite TYPE 45 Zerstörer DAUNTLESS noch in diesem Jahr einen ersten Einsatz beginnen, und auch DIAMOND (Nr. 3) ist seit einigen Wochen „certified ready to deploy on operations”. DRAGON (Nr. 4) wurde der Marine übergeben; DEFENDER (Nr. 5) hat im November mit ersten Werfterprobungen begonnen. Das sechste und letzte Schiff ist im Bau. Mit der für 2014 erwarteten Indienststellung der DUNCAN wird das Vorhaben TYPE 45 dann abgeschlossen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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