Budgetkürzungen und die vorzeitige Ausmusterung von Einheiten zeigen erste praktische Auswirkungen.
Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wird die Royal Navy wahrscheinlich die Präsenz von Kampfschiffen in der Karibik aufgeben. Die “Caribbean Patrol” von Zerstörern und Fregatten diente anfänglich dem Schutz britischer Dependancen, allmählich rückten dann aber Bekämpfung von Drogenschmuggel sowie Nothilfe nach Naturkatastrophen (Schwerpunkt Hurrikan-Saison Juni bis Oktober) in den Vordergrund. Dazu verlegten Kampfschiffe begleitet von Versorgern in meist ablösenden Einsätzen für jeweils mehrere Monate in die Karibik. Vor allem Erfolge bei der gemeinsam mit Frankreich, den Niederlanden und den USA durchgeführten Bekämpfung des Drogenschmuggels bescherten der Royal Navy in der Heimat immer wieder ausgesprochen positive Schlagzeilen. So konnten die in der Karibik eingesetzten Einheiten 2009 Drogen mit einem Marktwert von etwa 300 Mio. Euro abfangen; die Fregatte IRON DUKE brachte einen Drogenschmuggler mit mehr als fünf Tonnen Kokain an Bord auf.
Nun soll das Engagement offenbar deutlich zurück gefahren wenn nicht eingestellt werden. Das Verteidigungsministerium versucht abzuwiegeln. Ein Sprecher erklärte, die Präsenz in der Karibik werde „in diesem Jahr“ durch einen Versorger mit Bordhubschrauber wahrgenommen; zur weiteren äußerte er sich allerdings nicht. Britische Medien und politische Opposition sehen in der Entsendung nur eines Hilfsschiffes einen deutlichen Verlust an Effektivität. Ein relativ „behäbiger“ Versorger könne sicher in Naturkatastrophen gut helfen, bei der Jagd auf Drogenschmuggler ein schnelles Kampfschiff aber nicht wirklich ersetzen. Mit unverhohlenem Sarkasmus wird darauf hingewiesen, dass die Rücknahme der “Caribbean Patrol” just zu dem Zeitpunkt erfolgt, da im britischen Fernsehen ein größerer Film über die gerade beendete siebenmonatige Karibik-Verlegung des Zerstörers MANCHESTER die „Erfolgsstory“ dieses traditionellen Überseeeinsatzes herausstellen soll.
MANCHESTER Bildquelle: US Navy |
„Filmheld“ MANCHESTER wird übrigens am 24. Februar in Portsmouth außer Dienst gestellt. Bereits ausgemustert (8. Februar) ist die Fregatte CHATHAM. Weitere im Strategic Defence & Security Review (SDSR) beschlossene und für die nächsten Monate angekündigte Ausmusterungen machen deutlich, dass die Reduzierung des Überseeengagements nicht allein vor dem Hintergrund bloßer Einsparung von Betriebsausgaben erfolgt. Für die Royal Navy kann die Anzahl der verbleibenden Kampfschiffe grundsätzlich nicht mehr ausreichen, sämtliche bisherigen — auch traditionellen — Aufgaben in unverändertem Umfang zu erfüllen. Auch sollen ungeachtet aller mit dem SDSR beschlossenen Maßnahmen die Budgets der kommenden Jahre noch immer eine Lücke von jährlich mehr als 1 Mrd. Euro aufweisen. Noch vor Ende März will man über weitere Sparmaßnahmen entscheiden. So werden der jetzt angekündigten Reduzierung der „Carribean Patrol“ sicher weitere Maßnahmen folgen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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