Griechenland — Vier Luftkissenboote der POMORNIK-Klasse ausgemustert

Die griechis­che Marine hat zwei ihrer vier Luftkissenboote der POMORNIK-Klasse aus­ge­mustert.
Im Herb­st 1998 hat­te es erste Medi­en­berichte über ein Inter­esse der griechis­chen Marine an diesen in der ehe­ma­li­gen Sow­je­tu­nion entwick­el­ten Luftkissenbooten (Orig­i­nal­beze­ich­nung: Zubr = Bison) gegeben. Die kleineren griechis­chen amphibis­chen Fahrzeuge waren damals zwis­chen 30 und 50 Jahre alt, und die Kom­po­nente bedurfte drin­gend ein­er Erneuerung. Mit ihrer Trans­portka­paz­ität von drei schw­eren Kampf­panz­ern oder mehr als 300 aus­gerüsteten Sol­dat­en sowie Geschwindigkeit­en von 60 Knoten schienen die mit (voll beladen) 550 ts weltweit größten Luftkissenboote der POMORNIK-Klasse für Auf­gaben in der zer­gliederten Insel­welt der Ägäis ger­adezu prädes­tiniert. POMORNIK waren sowohl in der Ukraine (Feo­dosia) als auch in Rus­s­land (St. Peters­burg) gebaut wor­den; zu bei­den möglichen Liefer­an­ten nahm man Kon­takt auf und wurde auch schnell han­del­seinig. Drei Boote wur­den in Rus­s­land, ein viertes in der Ukraine bestellt. 

Marineforum - Griechischer POMORNIK (Foto: griech. Marine)
Griechis­ch­er POMORNIK
Bildquelle: griech. Marine

Schon 2001 wur­den die ersten drei Boote geliefert, das vierte dann in 2005. Zwei der drei ersten Boote waren gebraucht. Eines hat­te in Rus­s­land bei der Baltischen Flotte gedi­ent, das zweite bei der ukrainis­chen Marine im Schwarzmeer. Bei­de Mari­nen hat­ten kein Prob­lem damit, sich von ihnen zu tren­nen. Für Rus­s­land waren mit der Über­las­sung des Gebraucht­bootes immer­hin Aufträge für zwei Neubaut­en ver­bun­den; der ukrainis­che POMORNIK soll – wie allerd­ings erst nachträglich bekan­nt wurde – nach ein­er schw­eren Havarie (Grund­berührung) ohne­hin „tech­nisch nicht mehr voll­w­er­tig“ gewe­sen sein. 

Für die griechis­che Marine erwies sich das Schnäp­pchen (ange­blich sollen alle vier Boote nur knapp 200 Mio. Euro gekostet haben) schon bald als teur­er Fehlka­uf, und von ein­er zunächst geplanten Bestel­lung weit­er­er vier POMORNIK nahm man denn auch Abstand. Der Zus­tand der bei­den Gebraucht­boote ließ deut­lich zu wün­schen übrig; ange­blich sollen auch die zwei rus­sis­chen „Neubaut­en“ aus bere­its begonnenen aber mehrere Jahre aufliegen­den Rümpfen ent­standen sein (zumin­d­est für das erste lässt die kurze Liefer­frist darauf schließen). Tech­nis­che Prob­leme häuften sich; Wartung und Instand­set­zung wur­den zunehmend schwierig; Ersatzteile waren nur schw­er zu beschaf­fen und wur­den immer teur­er. Bei überdies sehr hohen Betrieb­skosten (extremer Kraft­stof­fver­brauch) lagen die Luftkissenboote schließlich fast nur noch an bzw. auf der Pier. Zulet­zt war nur noch eines einsatzklar. 

In der aktuellen Finanzkrise hat die griechis­che Marine nun „die Reißleine gezo­gen“. Man kann wohl davon aus­ge­hen, dass es sich bei den jet­zt kurzfristig aus­ge­musterten POMORNIK um die bei­den Gebraucht­boote han­delt, aber auch den anderen zwei Booten dürfte bei der griechis­chen Marine kaum eine Zukun­ft beschert sein. Unter wirtschaftlichen und logis­tis­chen Gesicht­spunk­ten wird man bestrebt sein, sich auch von ihnen möglichst bald zu tren­nen. Ein aus­ländis­ch­er Käufer kön­nte dies erleichtern. 

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