Präsenz der US-Navy in der Region (Fortschreibung)
Die Freilassung der britischen Geiseln hat die Lage im Golf nur vordergründig beruhigt. Man ist lediglich zum „Status quo ante“ zurückgekehrt, und der ist schon seit Monaten keinesfalls „entspannt“. Nach wie vor ist der Streit um das iranische Nuklearprogramm beherrschendes Element, und in Medien mehren sich Berichte über einen bevorstehenden Militärschlag der USA. Ein erster „aus russischen Geheimdienstkreisen“ für diesen Angriff angekündigter Termin (Karfreitag, frühmorgens um 04:00 Uhr) ist – wie allgemein auch nicht anders erwartet — ereignislos verstrichen. Als weitere Termine werden nun „Mitte April“ und „der Sommer“ genannt.
Die USA dementieren solche Gerüchte oder vermeiden jede offizielle Stellungnahme. Aber sie halten den Druck auf den Iran aufrecht und schaffen mit verstärkter regionaler Präsenz Optionen. Ob – und wenn überhaupt, wann – solche Optionen wahrgenommen werden, bleibt offen. Eine größere Offensive gegen den Iran lässt sich mit den derzeit regional präsenten Kräften (noch) nicht durchführen. Grundsätzlich wären zwar jederzeit begrenzte Schläge mit Kampfflugzeugen und Marschflugkörpern gegen ausgewählte Ziele möglich. Sinn und Zweck solcher Aktionen wären aber zu hinterfragen. Für sich allein wären sie nur geeignet, die regionale Lage zu destabilisieren, Gegenschläge des Iran gegen Nachbarn und eine Sperrung der Straße von Hormuz zu provozieren. Ohne vorherige Zuführung weiterer Kräfte könnte die US-Navy in einem vor allem auch von maritimen Faktoren geprägten Umfeld auf eine solche Eskalation nur begrenzt reagieren.
1. In der Region präsente Einsatzgruppen
m Golf operiert nach wie vor die Expeditionary Strike Group (ESG) um den Flugzeugträger EISENHOWER. (CV DWIGHT D. EISENHOWER, CG ANZIO, DG RAMAGE, DG MASON und SS NEWPORT NEWS
Die ESG um den Flugzeugträger JOHN C. STENNIS hat am 4. April den Golf wieder verlassen und zu Kampfflugzeugeinsätzen über Afghanistan ins Nördliche Arabische Meer verlegt
(CV JOHN C. STENNIS, CG ANTIETAM sowie die beiden DG O’KANE und PREBLE)
In der Region präsent bleibt auch die ESG um den amphibischen Träger BATAAN der WASP-Klasse, die vor einigen Tagen bei Durchführung der Übung Eastern Maverick in Qatar gemeldet wurde.
(LH BATAAN, LD SHREVEPORT, LD OAK HILL, CG VELLA GULF, DG NITZE, FG UNDERWOOD und SS SCRANTON)
Ebenfalls im Zuständigkeitsbereich der 5. US-Flotte (z.Zt. Indik/Arabisches Meer) operiert die ESG um den amphibischen Träger BOXER (WASP-Klasse).
(LH BOXER, LD DUBUQUE und COMSTOCK, CG BUNKER HILL, DG BENFOLD und HOWARD. In diese ESG integriert sind auch das Küstenwachschiff MIDGETT sowie die kanadische Fregatte OTTAWA).
Dazu kommen permanent bei der 5. US-Flotte in Bahrain stationierte Einheiten; darunter neben Hilfsschiffen zwei Minensuchboote der AVENGER-Klasse.
2. In die Region verlegende Einheiten und Verbände
Die ESG um den Flugzeugträger NIMITZ ist wie angekündigt am 2. April aus San Diego ausgelaufen. Sie soll nach Eintreffen in der Golfregion die EISENHOWER ESG ablösen, wobei ein zeitlich überlappender Einsatz sicher nicht ausgeschlossen werden kann. Die US-Navy macht deutlich, dass die „2‑Träger-Präsenz“ vorerst aufrechterhalten werden soll.
(CV NIMITZ, CG PRINCETON sowie die vier DG HIGGINS, CHAFEE, JOHN PAUL JONES und PINCKNEY).
Dass die USA ihre Irak-Präsenz nicht kurzfristig reduzieren werden, macht die beginnende Verlegung von Großgerät der US-Army deutlich. Die dem Military Sealift Command gehörenden großen (63.000 ts) Transportschiffe WATSON (T‑AKR 310), and CHARLTON (T‑AKR 314) sowie das vom MSC langfristig gecharterte Containerschiff AMERICAN TERN beladen an der US-Ostküste Hubschrauber, Panzer, Fahrzeuge und anderes schweres Gerät für „im Laufe dieses Jahres“ in den Irak zu verlegende Einheiten der US-Army.
3. Weitere kurzfristige Optionen
Der amphibische Träger NASSAU (TARAWA-Klasse) steht nach Überquerung des Atlantik kurz vor der Einfahrt ins Mittelmeer. Das Schiff soll an der multinationalen Übung Phoenix Express 2007 (mit Algerien, Frankreich, Griechenland, Italien, Malta, Marokko, Portugal, Spanien, Tunesien und Türkei) teilnehmen. Das Deployment der NASSAU soll insgesamt nur sechs Wochen dauern. Dennoch wäre ein Weitermarsch in den Golf kurzfristig jederzeit möglich.
Ad hoc-Verlegung wäre auch für die beiden derzeit in den Gewässern um Südkorea stehenden ESG um den Flugzeugträger RONALD REAGAN und den amphibischen Träger ESSEX möglich. Kurzfristige Einsatzbefehle wären auch möglich für die die in Norfolk stationierten ESG um den Flugzeugträger ENTERPRISE (Status: „surge ready“) sowie um den amphibischen Träger KEARSARGE, die in einigen Wochen ohnehin in die Golfregion verlegen soll (Ablösung von BATAAN oder BOXER).
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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