Nur ein Jahr nach Baubeginn hat DCNS am 18. Mai in Lorient das neue Wachschiff L’ADROIT zu Wasser gelassen.
Das Schiff ist das erste tatsächlich gebaute Fahrzeug der von DCNS vornehmlich für den Exportmarkt entwickelten GOWIND-Familie, die bisher nur auf dem Papier, in Computersimulationen oder als Modell zu begutachten war. GOWIND werden in verschiedenen Größen von 1.000 ts bis zu 2.500 ts als Offshore Patrol Vessel (GOWIND 120, GOWIND 170) aber auch als Mehrzweck-Kampfschiffe (z.B. für U‑Jagd optimierte, 2.000 ts große GOWIND 200) angeboten. Die Schiffe sind vor allem für Randmeeroperationen und küstennahe Einsätze ausgelegt, und DCNS (bzw. das die Korvetten vermarktende Rüstungskonsortium Armaris) zielt denn auch vor allem auf kleinere Randmeermarinen. Trotz jahrelanger Präsentation auf internationalen Rüstungsmessen blieben Bestellungen allerdings bisher aus; Bulgarien musste 2009 aus finanziellen Gründen bereits feste Zusagen wieder stornieren.
L’ADROIT nach Stapellauf Bildquelle: DCNS |
Um die Basis für Exportaufträge zu verbessern, hatte DCNS im Dezember 2009 beschlossen, mit „Projekt Hermes“ auf Firmenkosten einen Prototypen zu bauen – die nun vom Stapel gelaufene L’ADROIT. Bei ihr handelt es sich um eine als Offshore Patrol Vessel konfigurierte, kleinere GOWIND 170 (90 m, 1.100 ts). Von DCNS veröffentlichte Computergrafiken lassen eine Landeplattform für einen (kleineren) Hubschrauber, ein Fundament für ein leichtes/mittleres Geschütz auf dem Vorschiff sowie eine Heckklappe zum Ein- und Aussetzen von Booten erkennen. Das Schiff soll mit nur 30 Mann Besatzung auskommen.
Nach Endausrüstung an der Pier (u.a. Installation elektronischer Anlagen und eines Radoms) soll die L’ADROIT schon im Sommer erste Probefahrten in See durchführen. Noch vor Jahresende will DCNS das Schiff dann für drei Jahre kostenlos an die französische Marine ausleihen; eine erste Besatzung wird Anfang Juni zusammengestellt. Im Einsatzbetrieb der Marine soll der Neubau dann — vor allem wohl auch in außerheimischen Gewässern — seine Fähigkeiten demonstrieren und dürfte ganz sicher zentrales Element französischer Präsenz bei künftigen internationalen Rüstungsmessen werden. DCNS verspricht sich von „Project Hermes“ deutliche Vorteile gegenüber der internationalen (auch deutschen) Konkurrenz, die vergleichbare Schiffe seit Jahren ebenfalls vergeblich auf dem Weltmarkt anbietet, sie aber nicht „zum Anfassen“ präsentieren kann. Nicht zuletzt hofft man wohl aber auch auf Bestellungen durch die französische Marine, die mit dem Vorhaben „Batsimar“ (Batiment de surveillance et intervention maritime) nach einem Ersatz für die derzeit 25–30 Jahre alten Aviso A‑69 sucht. Entscheidungen sollen hier ab 2012 fallen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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