Geplante Außerdienststellungen von Wachbooten der L’AUDACIEUSE-Klasse (Typ P‑400) bereiten der französischen Marine zunehmend Kopfschmerzen.
LA GLORIEUSE — Ausmusterung noch in diesem Jahr Bildquelle: neuseel. Marine |
Auswirkungen finden sich vor allem in den überseeischen Departements, wo die meisten dieser Boote permanent stationiert sind und wesentliche Aufgaben in der Überwachung der Territorialgewässer und vorgelagerten Wirtschaftszonen wahrnehmen. Insgesamt zehn dieser Boote waren in den 80er Jahren gebaut worden. Mit etwas mehr als 20 Dienstjahren sind sie bei weitem nicht die ältesten Einheiten der französischen Marine, aber Dauereinsatz in tropischen Gewässern und die an den heimatfernen Standorten begrenzten Möglichkeiten zu Wartung und Instandsetzung haben ihre „Lebenszeit“ deutlich verkürzt. LA FOUGUEUSE (Antillen) wurde bereits im vergangenen Jahr ausgemustert (ihren Platz nahm die LA GRACIEUSE ein); für L’AUDACIEUSE (Guayana), LA BOUDEUSE (Reunion) und LA GLORIEUSE (Neu-Kaledonien) wird noch in diesem Jahr das Ende der Dienstzeit kommen. Jeweils zwei weitere Boote sollen 2011 und 2012 ausgemustert werden; die restlichen dann in 2013. Einen der frei werdenden Übersee-Dienstposten sollte das Wachboot GREBE übernehmen, aber sein materieller Zustand ist wohl so schlecht, dass ihm ebenfalls die (vorzeitige) Ausmusterung droht.
Natürlich hat die Ersatzplanung bereits begonnen, aber die im Rahmen des Vorhabens „Batsimar“ (Batiment de surveillance et intervention maritime) zu beschaffenden neuen Schiffe kommen für eine direkte Ablösung zu spät. Erst 2012 sollen hier Entscheidungen fallen, und Haushaltsmittel für das Beschaffungsvorhaben selbst findet sich erst in der Planung 2015–20. So ist denn erst einmal Improvisation angesagt. Ein Beispiel dafür zeichnet sich bereits ab. So soll offenbar die LE MALIN in den Indik verlegen. Dieses 1.100 ts große Schiff war einmal ein honduranisches Fischereischiff, das 2004 bei Fischwilderei vor den Kerguelen (Südindik) aufgebracht und später von der französischen Marine vereinnahmt worden war. Die LE MALIN wird seitdem als Einsatzplattform für Kampfschwimmer genutzt. Bei seiner Verlegung in den Indik müsste natürlich in der Heimat ein Ersatz gefunden werden.
Ähnliches gilt für untersuchte Optionen, Fregatten der FLOREAL-Klasse oder AVISO A‑69 nach Übersee zu verlegen; auch diese Schiffe erfüllen vor der französischen Küste wesentliche Aufgaben. So wird man in den kommenden Jahren wohl vor der schmerzlichen Notwendigkeit stehen, Prioritäten neu zu ordnen und gegeneinander abzuwägen. Eine Tendenz zeichnet sich bereits ab: im August soll die bisher in Toulon stationierte Fregatte GERMINAL die Verlegungsfahrt zu den Antillen antreten.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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