Die russische Marine muss eine weitere schlechte Nachricht verdauen

Schon mehr als zwei Jahre hin­ter dem Zeit­plan, wollte man das neue U‑Boot SEVERODVINSK vor Jahre­sende endlich übernehmen. Im Som­mer kon­nte das Typ­boot der YASEN-Klasse (auch als GRANEY-Klasse beze­ich­net) auch seine Bauw­erft Sev­mash in Severod­vin­sk zu ersten Probe­fahrten im Weißmeer ver­lassen. Als die zwei­monati­gen Erprobun­gen im Sep­tem­ber zu Ende gin­gen, gab man sich opti­mistisch. In ein­er Presseerk­lärung hieß es am 5. Okto­ber, die Erprobun­gen seien erfol­gre­ich ver­laufen, und die SEVERODVINSK werde noch in diesem Jahr an die rus­sis­che Marine übergeben. 

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SEVERODVINSK (Foto: Sevmash) 

So ganz richtig kann diese Erk­lärung nicht gewe­sen sein, denn am 1. Dezem­ber hieß es aus der Werft nun plöt­zlich, das neue U‑Boot werde noch min­destens sechs Monate weit­ere Erprobun­gen benöti­gen. Da diese wegen der Eis­lage im Weißmeer erst nach Ende der Win­ter­pe­ri­ode (erfahrungs­gemäß etwa Mai) begin­nen kön­nten, sei nun eine Über­gabe erst gegen Ende 2012 zu erwarten. Als Grund für die doch über­raschende weit­ere Verzögerung nan­nte Sev­mash „man­gel­nde Qual­ität bei von Sub­un­ternehmern geliefer­ten Teilen und Sys­te­men“ sowie „noch nicht abgeschlossene Erprobung“ von auf der SEVERODVINSK einzurüs­ten­den Waf­fen­sys­te­men (u.a. Flugkörper). 

Warum man nach den ersten Erprobun­gen noch stolz „Erfolg“ meldete, bleibt im Dunkeln. Die nun zugegebe­nen Män­gel müssen jeden­falls schon bei den Tests in See offenkundig gewor­den sein. Dessen ungeachtet soll der Bau weit­er­er U‑Boote der YASEN-Klasse weit­er gehen. Schon das seit 2009 im Bau befind­liche zweite Boot KAZAN soll sich in sein­er Ausstat­tung mit elek­tro­n­is­chen Geräten und Sys­te­men allerd­ings deut­lich von der SEVERODVINSK unter­schei­den. Das kann aber auch kaum ver­wun­dern, denn mit deren Bau war bere­its 1993 begonnen wor­den, und nun zu bauende, neue Boote müssen in ihrer Aus­rüs­tung natür­lich den in immer­hin fast 20 Jahren erfol­gten Tech­nolo­gie-Fortschritt reflek­tieren. Die Werft spricht bei der 2015 zu liefer­n­den KAZAN sowie nach­fol­gen­den weit­eren Booten denn auch von der YASEN-M-Klasse. Ein drittes Boot soll noch in diesem Jahr auf Kiel gelegt wer­den; für weit­ere vier Boote wur­den Mit­tel in den Haushalt eingestellt. Bis 2020 sollen laut Marinebe­fehlshaber Admi­ral Vysot­sky ins­ge­samt „min­destens acht“ YASEN/YASEN‑M gebaut werden. 

Die nuk­lear­getriebe­nen Neubaut­en (SSN) sollen als „U‑Boote der 4. Gen­er­a­tion“ ältere U‑Boote der AKU­LA-Klasse erset­zen. Sie ver­fü­gen über ein bre­ites Ein­satzspek­trum, kön­nen mit Tor­pe­dos, Seeziel-FK sowie weit reichen­den (ggf. nuk­lear bestück­baren) Marschflugkör­pern sowohl andere U‑Boote und Über­wasser­schiffe als auch ent­fer­nte Landziele bekämpfen. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

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