Deutschland/Somalia

Deutsche Marine — Pira­terie am Horn von Afri­ka eingedämmt — Fre­gat­te “Karl­sruhe” kehrt zurück

 Fregatte, KARLSRUHE, Bremen-Klasse, Klasse 122, F212, 2.Fregattengeschwader, Wilhelmshaven, Besatzung219, 1x76mm-Geschütz, 2x20mm-Geschütz, Harpoon, SeaSparrow, RAM-Flugkörper, UJagd, Torpedo, Seezielbekämpfung, Radar, See-und Luftraumüberwachung, Navigation, Sonar, in Fahrt, auf See
Fre­gat­te KARLSRUHE, Bre­men-Klasse
Bildquelle: Deutsche Marine
Fregatte, KARLSRUHE, Bremen-Klasse, Klasse 122, F212, 2.Fregattengeschwader, Wilhelmshaven, Besatzung219, 1x76mm-Geschütz, 2x20mm-Geschütz, Harpoon, SeaSparrow, RAM-Flugkörper, UJagd, Torpedo, Seezielbekämpfung, Radar, See-und Luftraumüberwachung, Navigation, Sonar, in Fahrt, auf See
Die gesamte Besatzung der Fre­gat­te “Karl­sruhe” posiert für ein Besatzungs­fo­to auf der Back bis zur Brücke des Schiffs
Bildquelle: Deutsche Marine

Wil­helmshaven — Die Fre­gat­te “Karl­sruhe” kehrt am kom­menden Sam­stag, 28. Feb­ru­ar, als erstes deutsches Mari­neschiff aus dem Anti-Pira­terieein­satz “Ata­lan­ta” der Europäis­chen Union (EU) zurück. Sie wird um 10 Uhr in ihren Heimat­stützpunkt Wil­helmshaven ein­laufen. Pres­sev­ertreter kön­nen den Kom­man­dan­ten, Fre­gat­tenkapitän Hans-Joachim Kuh­fahl, nach dem Ein­laufen im Rah­men eines Pressege­spräch­es inter­viewen (Details hierzu am Schluss der Pressemit­teilung). Der britis­che Befehlshaber der Oper­a­tion “Ata­lan­ta”, Kon­ter­ad­mi­ral Philip Jones, entließ die “Karl­sruhe” aus dem Seege­bi­et vor Soma­lia und dem Golf von Aden mit loben­den Worten. Er sagte in Dschibu­ti, der Ein­satz sei “ein deut­lich­es Sig­nal an die Weltöf­fentlichkeit und die Pirat­en”. Die europäis­chen Staat­en näh­men Angriffe auf den freien Han­del nicht hin. 

Ein­satz der “Karl­sruhe” länger als geplant: Vor Wei­h­nacht­en für Mis­sion “Ata­lan­ta” abgestellt

Mit dem Ein­laufen in Wil­helmshaven geht für die 220 Besatzungsmit­glieder ein über sechsmonatiger Ein­satz zu Ende. Die zum 4. Fre­gat­tengeschwad­er der Deutschen Marine gehörende “Karl­sruhe” war am 24. August ver­gan­genen Jahres aus ihrem Heimat­stützpunkt aus­ge­laufen. Sie schloss sich damals im Mit­telmeer der “Stand­ing NATO Mar­itime Group 2 (SNMG 2)” an. Ursprünglich sollte das Schiff am 20. Dezem­ber 2008 wieder nach Wil­helmshaven zurück­kehren. Sie war jedoch bere­its im Novem­ber aus der SNMG 2 her­aus­gelöst und am 19. Dezem­ber der Mis­sion “Ata­lan­ta” unter­stellt wor­den. Den Erfolg dieses Ein­satzes doku­men­tieren nicht zulet­zt die nüchter­nen Dat­en des inter­na­tionalen Schiff­fahrts­büros (Inter­na­tion­al Mar­itime Bureau, IMB) mit Sitz in Lon­don: Seit Beginn der Mis­sion habe es über 20 Kape­rungsver­suche gegeben. Nur drei davon waren erfol­gre­ich. Diese Zahlen lägen erhe­blich unter denen des ver­gan­genen Jahres, betonte das IMB in sein­er Bilanz. 

Erfahrene Besatzung war motiviert für neuen Auf­trag
Ein pos­i­tives Faz­it zieht auch Fre­gat­tenkapitän Hans-Joachim Kuh­fahl: “Wir sind mit ein­er guten Aus­bil­dung und unseren jüng­sten Ein­satzer­fahrun­gen, unter anderem aus dem Jahr 2007 im Rah­men der Unit­ed Nations Inter­im Force in Lebanon (UNIFIL), in die Mis­sion Ata­lan­ta entsandt wor­den. Dadurch hat­te ich eine Besatzung, die sich diesem Auf­trag nicht nur motiviert, son­dern auch erfahren gestellt hat.” 

Pirat­en ent­waffnet und angeschossenes Besatzungsmit­glied eines Frachters gerettet

Kommandant der Fregatte Karlsruhe, Fregattenkapitän Hans-Joachim Kuhlfahl
Kom­man­dant der Fre­gat­te “Karl­sruhe”, Fre­gat­tenkapitän Hans-Joachim Kuhlfahl
Bildquelle: Deutsche Marine

Kuhlfahl nen­nt Beispiele für die zwei Seit­en des Ata­lan­ta-Ein­satzes. Die Fre­gat­te “Karl­sruhe” empf­ing am frühen Mor­gen des 25. Dezem­ber ver­gan­genen Jahres per Funk den Notruf des ägyp­tis­chen Frachters “Wadi Al Arab”. Der Kapitän des Schiffes meldete, dass er von einem Piraten­schiff ange­grif­f­en werde und ein Besatzungsmit­glied eine stark blu­tende Schuss­wunde erlit­ten habe. Kuh­fahl ließ umge­hend einen der bei­den Bor­d­hub­schrauber starten, um der “Wadi Al Arab” zu helfen. Wegen des Auf­tauchens des Hub­schraubers dreht­en die Pirat­en ab und ent­fer­n­ten sich von dem Frachter. Die “Wadi Al Arab” hat­te mehrere Tre­f­fer im Bere­ich der Brück­e­nauf­baut­en erlit­ten. Die “Karl­sruhe” schick­te ein medi­zinis­ches Team unter Leitung des Ersten Offiziers an Bord der “Wadi Al Arab”, um den Patien­ten zu ver­sor­gen und zu sta­bil­isieren. Ein von der eben­falls im Seege­bi­et operieren­den Fre­gat­te “Meck­len­burg-Vor­pom­mern” entsandter zweit­er Hub­schrauber, trans­portierte den Patien­ten anschließend zur weit­eren not­fallmedi­zinis­chen Ver­sorgung auf die Fre­gat­te “Karl­sruhe”. Kurze Zeit später ent­deck­te der Hub­schrauber der “Karl­sruhe” ein verdächtiges Wasser­fahrzeug. Es hat­te offen­sichtlich den Angriff auf die “Wadi Al Arab” began­gen. Das Wasser­fahrzeug kon­nte nach der Abgabe von Warn­schüssen gestoppt wer­den. Die sech­sköp­fige Besatzung ergab sich und wurde ent­waffnet. An Bord des Schiffes befan­den sich vier Schnellfeuergewehre vom Typ AK 47 Kalash­nikov, Sturm­feuergewehre sowie eine Panz­er­faust. Das ver­wun­dete Besatzungsmit­glied der “Wadi Al Arab” wurde von der Facharzt­gruppe an Bord der Fre­gat­te “Karl­sruhe” operiert und vor dem Tode bewahrt. 

44 Soma­lis­che Flüchtlinge gerettet
Men­schen­leben wur­den auch in einem zweit­en Fall gerettet. Am 13. Jan­u­ar dieses Jahres ent­deck­te die Fre­gat­te “Karl­sruhe” im Golf von Aden, etwa 30 Seemeilen vor der jemeni­tis­chen Küste, ein etwa 15 Meter langes Boot, dass mit mehreren Per­so­n­en beset­zt war. Tat­säch­lich waren ins­ge­samt 44 Per­so­n­en, darunter 14 Kinder und 15 Frauen an Bord. Es han­delte sich um soma­lis­che Flüchtlinge, die auf­grund eines defek­ten Kom­pass­es schon seit einiger Zeit ori­en­tierungs­los auf dem Meer trieben. Die “Karl­sruhe” über­gab Wass­er und Pro­viant an die Flüchtlinge und geleit­ete das Boot bis an die jemeni­tis­chen Hoheits­gewäss­er, wo es an die dor­tige Küstenwache übergeben wurde. 

Kon­takt in die Heimat mit 120.078 E‑Mails

Luftbild der Fregatte KARLSRUHE während des Einsatzes im Mittelmeer
Luft­bild der Fre­gat­te KARLSRUHE während des Ein­satzes im Mit­telmeer
Bildquelle: Deutsche Marine

Der 47 Jahre alte Kuh­fahl zeigt sich froh, mit Besatzung und Schiff wohlbe­hal­ten in den Heimath­afen zurück­zukehren. In den ver­gan­genen 188 Tagen hat die “Karl­sruhe” rund 39.500 Seemeilen zurück­gelegt, das sind etwa 71.100 Kilo­me­ter. Damit die Besatzungsange­höri­gen mit ihren Fam­i­lien in Kon­takt bleiben kon­nten, wurde ein pri­vater E‑Mail-Aus­tausch ermöglicht. Ins­ge­samt wur­den über Satel­lit rund 120.000 pri­vate E‑Mails übertragen. 

Hin­ter­gründe zur Oper­a­tion “Ata­lan­ta”
Der Deutsche Bun­destag beschloss am 19. Dezem­ber 2008, dass sich Deutsch­land an der Anti-Pira­terie­mis­sion der Europäis­chen Union (EU) beteiligt. Dabei dür­fen bis zu 1.400 Sol­dat­en einge­set­zt wer­den. Der Name dieser ersten mar­iti­men EU-Mis­sion: EU NAVFOR / Oper­a­tion Ata­lan­ta. Sie ist — zumin­d­est vor­erst — bis zum Dezem­ber 2009 befris­tet. Ihr Ziel: Die Pira­terie und bewaffnete Raubüber­fälle am Horn von Afri­ka sowie vor Soma­lia, in einem Seege­bi­et von bis zu 500 Seemeilen vor der Lan­desküste, einzudäm­men. Vor­rangig wer­den die Schiffe für das Wel­ternährung­spro­gramm der Vere­in­ten Natio­nen sowie andere Schiffe mit human­itären Hil­f­s­gütern geschützt. Darüber hin­aus gilt der Schutz aber auch allen zivilen Schif­f­en im Operationsgebiet. 

Ins­ge­samt haben neun Mit­gliedsstaat­en der EU ihre Beteili­gung an der Mis­sion zuge­sagt. Sie sollen zeit­gle­ich bis zu ins­ge­samt sechs Schiffe sowie drei Seefer­naufk­lär­er stellen. Oper­a­tionshaup­tquarti­er ist das NATO-Haup­tquarti­er in North­wood, Großbri­tan­nien. Die Führung im Ein­satzge­bi­et erfol­gt von Bord eines Flag­gschiffes, das dem jew­eili­gen Kom­man­deur, dem Force Com­man­der, als Haup­tquarti­er dient. Die Führungsauf­gabe übernehmen im vier­monati­gen Wech­sel Griechen­land (aktuell), Spanien und die Niederlande. 

Fre­gat­te KARLSRUHE, Bre­men-Klasse
Bildquelle: Deutsche Marine

Hin­ter­gründe zur Fre­gat­te “Karl­sruhe”
Die Fre­gat­te “Karl­sruhe” (F 212) ist eines von acht Schif­f­en der “Bre­men-Klasse” Typ 122. Sie misst in der Länge 130 Meter, Bre­ite 14,5 Meter, Tief­gang 6,0 Meter. Das Schiff hat eine Wasserver­drän­gung von 4.000 Ton­nen. Der Diesel- und Gas­tur­binenantrieb leis­tet bis zu 38.000 kW (rund 52.000 PS). Damit erre­icht die Fre­gat­te eine Geschwindigkeit von rund 30 Knoten (cir­ca 56 Stun­denkilo­me­ter). Besatzungsstärke: 220 Sol­dat­en. Bewaffnung: 76 und 27 mm Geschütze, Seeziel- und Luftvertei­di­gungs­flugkör­p­er, Tor­pe­dos, zwei SeaL­ynx Bor­d­hub­schrauber. Kom­man­dant ist Fre­gat­tenkapitän Hans-Joachim Kuh­fahl (47), Geburt­sort: Vogt­land­kreis, Wohnort: Schortens. 

Autor: Presse- und Infor­ma­tion­szen­trum Marine Fotos: Deutsche Marine 

Quelle/Pressekontakt:
Presse- und Infor­ma­tion­szen­trum Marine
Außen­stelle Wil­helmshaven
Ober­boots­mann Katrin Schröter
Tele­fon: 0 44 21 — 68 58 01
E‑Mail: katrinschroeter@bundeswehr.org

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