R(h)ein in den UNIFIL-Einsatz — Versorgungsschiff verlässt Kiel Richtung Libanon
Premiere für “Rhein”
Für den Flensburger Kommandanten Fuhrmann ist die Route nicht neu. Erst im vergangenen Jahr hielt sich sein Schiff im Rahmen der NATO überwiegend im östlichen Mittelmeer auf. Für den “Rhein” ist der Einsatz aber eine Premiere: Noch nie war das Schiff im UN-Einsatz. “Wir sind eine schwimmende Tankstelle”, sagt Fuhrmann. Mit an Bord: 685.000 Liter Diesel, 50.000 Liter Kerosin, 21.000 Liter Öl, 224.000 Liter Wasser, 2.000 Liter Milch und 1.000 Kilogramm Fleischwaren. “Und natürlich 70 Kilogramm Sauerkraut und Weißwürste”, sagt Fuhrmann mit einem Lächeln und ergänzt: “Darauf freuen sie sich unten am meisten.” Die zahlreichen Tiefkühlwaren sind in großen Containern an Oberdeck untergebracht. Mit dabei auch wieder Maskottchen “Michelin”. “Die Werbefigur ist unser Glücksbringer und zeigt, dass wir uns als ein Servicedienstleister verstehen und weite Strecken zurücklegen”, erklärt Fuhrmann.
Einsatz ist besonders
Für ihn ist der Einsatz etwas Besonderes: “Seefahrende Blauhelmsoldaten sind selten — ich freue mich auf die multinationale Zusammenarbeit und natürlich auf Beirut”, sagt Fuhrmann und ergänzt: “Unter der blauen UN-Flagge zu fahren und dabei die Libanesen zu unterstützen, ist ein hehres Ziel und zugleich ein großer Motivationsfaktor für meine Soldaten.” Sein Schiff sei gut vorbereitet, neben einer Gefechtsausbildung in Neustadt habe die Besatzung auch an Bord ausgiebig geübt. Bis Malta fahre sogar noch ein Ausbildungsteam der Marine mit. Vermissen wird Fuhrmann vor allem seine Frau und seine beiden Kinder: “Aber das ist unser Beruf — wir planen eine Familienzusammenführung auf Zypern und können täglich E‑Mails schreiben und regelmäßig telefonieren”, erklärt er. Nicht nur mit den Familien will die Besatzung Verbindung halten. Auch mit der Patenstadt Wesel am Niederrhein besteht ein freundschaftliches Verhältnis, das auch auf See gepflegt wird. Im Dezember wird der “Rhein” durch die “Mosel” abgelöst. Vor Weihnachten läuft das Schiff wieder in Kiel ein.
Hintergründe zu UNIFIL
Der Sicherheitsrat der UN hat in seiner am 11. August 2006 verabschiedeten Resolution Nummer 1701 und der vom 24. August 2007 verabschiedeten Resolution Nummer 1773 festgestellt, dass die Situation im Libanon eine Bedrohung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit darstellt und die dortigen Konfliktparteien zur vollständigen Einstellung der Feindseligkeiten aufgefordert. Der Sicherheitsrat hat mit der Resolution 1701 darüber hinaus die Erhöhung der UNIFIL-Truppenstärke auf bis zu 15.000 Soldaten genehmigt. Der Bundestag beschloss im vergangenen Jahr die Verlängerung des Libanon-Einsatzes der Bundeswehr um 15 Monate bis zum 15. Dezember 2009. Bedeutender Anteil des deutschen Auftrags ist es, die Lebanese Armed Forces Navy (LAF N) auszubilden, um das Fähigkeitsspektrum zur eigenständigen Seeraumüberwachung zu erweitern. Die bilaterale Deutsch-Libanesische Ausbildungs-Kooperation besteht seit Beginn des Einsatzes. Deutschland hat auch Radaranlagen im Libanon finanziert und ausgerüstet, um den Libanon in die Lage zu versetzen, souverän seine Küstenlinie zu überwachen. Die Bundesrepublik schenkte dem Libanon zudem einige Patrouillenboote. Seit Ende 2006 schult das deutsche Einsatzkontingent die Soldaten der LAF N mit theoretischen und praktischen Übungen. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Ausbildern beider Nationen schafft beste Voraussetzungen für den Einsatz. Gruppen libanesischer Marineoffiziere reisen regelmäßig nach Deutschland, um mit deutschen Ausbildern die Trainingsinhalte zu beraten.
Italienischer Admiral führt
Momentan wird der UN-Marineverband von dem italienischen Flottillenadmiral Ruggiero Di Biase geführt. Neben Deutschland stellen Italien, die Türkei, Griechenland und Indonesien Schiffe. Die deutschen Schnellboote “S73 Hermelin” und “S77 Dachs”, sowie der Versorger “Werra”, werden von Fregattenkapitän Henning Faltin geführt.
Technische Daten “Rhein”
Der Tender vom 3. Minensuchgeschwader gehört zur “Elbe-Klasse” (Typ 404) und ist in der Lage, Schiffe in See mit Diesel, Wasser, Verpflegung und Munition zu versorgen. Er hat Werkstätten und Ersatzteile an Bord. Auf dem Flugdeck können Hubschrauber landen. Länge: 100,5m, Breite: 15,5m, Tiefgang: 4,1m, Antrieb: 2.452 KW (3.335 PS mit 15 Knoten), Bewaffnung: 27mm-Geschütze und schwere Maschinengewehre
Source: Deutsche Marine