Von einem „richtigen“ Winter mit Frost, Schnee und Eis ist auch Dänemark derzeit weit entfernt, aber für die dänische Marine hat dennoch die Wintersaison begonnen.
DANBJOERN (Foto: marinetraffic.com) |
Das Operative Kommando der Seestreitkräfte (SOK — Soeværnets Operative Kommando) ist bei Eislage nämlich traditionell für die Sicherstellung des Schiffsverkehrs durch die dänischen Meerengen zuständig. Dazu unterhält die dänische Marine einen Eismeldedienst, und setzt auch eigene Eisbrecher ein. Seit dem 15. Dezember stehen die beiden Eisbrecher ISBJOERN und DANBJOERN bereit, binnen fünf Tagen ihren Dienst in den Belten und den Zufahrten zu den dänischen Häfen aufzunehmen. Auch der Eismeldedienst ist vorbereitet; sobald erstes Eis an den dänischen Küsten gesichtet wird, werden 150 Beobachter aktiviert, die dann täglich die Eisbedeckung in ihren Zuständigkeitsbereichen an das SOK melden. Eisberichte geben überdies auch alle dänischen Fähren ab, und natürlich sind sämtliche Schiffe und Boote der Marine ebenfalls in den Eismeldedienst eingebunden.
Dieser Eisdienst geht bis ins späte 19. Jahrhundert zurück, als Regierung und dänische Eisenbahngesellschaft erste Eisbrecher charterten, um den lebenswichtigen Fährverkehr über den Großen Belt aufrecht zu erhalten. 1922 wurde der Eisdienst auf eine gesetzliche Basis gestellt, aber zunächst war noch das Industrie-/Handelsministerium zuständig. Erst in den 1990er Jahren wechselte die Verantwortung zum Verteidigungsministerium, das dann das SOK mit Organisation und Durchführung beauftragte.
Für die beiden derzeit in Bereitschaft befindlichen Eisbrecher DANBJOERN und ISBJOERN ist der jahreszeitliche „Service“ langjährige Routine; die beiden bei der Odense Steel Shipyard gebauten 75m (3.700 ts) Schiffe der DANBJOERN-Klasse sind schon seit 1965/66 zwischen den dänischen Inseln in Dienst. Gut 30 Jahre wurden sie zunächst – mit Marinebesatzung – vom Industrie-/Handelsministerium betrieben, bevor sie dann im Januar 1996 der Marine unterstellt wurden. Sie erhielten sogar offizielle Marinenummern (A‑551 und A‑552), die allerdings nicht auf den Rumpf aufgemalt sind. In den 1980-er Jahren wurde mit der THORBJOERN noch ein dritter, mit 57m (1.600 ts) kleinerer Eisbrecher beschafft; auch dieser wurde 1996 der Marine unterstellt (A‑553). Außerhalb der Eissaison werden die drei Schiffe als Forschungs- und Vermessungsschiffe eingesetzt, befahren dann u.a. auch die arktischen Gewässer um Grönland, aber sie kommen bei Bedarf auch rund um die dänischen Inseln als Schlepper zum Einsatz.
Medienberichte des letzten Jahres ließen vermuten, dass die dänische Marine sich im Zuge von Einsparmaßnahmen von zumindest den beiden älteren Schiffen trennen wollte. Deren nun erfolgte erneute Aktivierung im Eisdienst dieser Saison legt jedoch den Schluss nahe, dass diese Planung bisher nicht realisiert wurde. Unklar ist dabei, ob die ja unverändert für den Eisdienst zuständige dänische Marine bisher keine Alternative (Outsourcing?) gefunden hat, ob es für die beiden Schiffe keinen Käufer gibt, oder ob man sie nun doch behalten möchte.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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