Dänemark — Das Ende einer Ära

„Dies ist nicht nur das Ende eines Boot­styps; es ist zugle­ich auch das Ende klein­er Kampfein­heit­en unser­er Marine – das Ende ein­er Ära“.

Marineforum - VIBEN (Foto: Michael Nitz)
VIBEN
Bildquelle: Michael Nitz

Mit diesen Worten ließ Marinechef KAdm Finn Hansen am 7. Okto­ber bei ein­er Feier­stunde im Marinestützpunkt Korsör bei den let­zten vier noch oper­a­tiv­en Boote der FLY­VE­FISKEN-Klasse die Seekriegs­flagge ein­holen. Ins­ge­samt 14 dieser kleinen 300-ts (voll beladen 450 ts) Korvet­ten hat­ten bei der dänis­chen Marine ab Ende der 1980-er Jahre u.a. Schnell­boote der SOELOEVEN- Klasse erset­zt; nach Aus­pha­sung auch der WILLE­MOES-Klasse waren sie schließlich die einzi­gen kleineren Kampfein­heit­en der dänis­chen Marine. 

Die Boote wer­den auch als Typ Stan­Flex-300 beze­ich­net. Das Kürzel ste­ht für das Konzept, mit einem weit­ge­hend stan­dar­d­isierten Bas­is­fahrzeug, das durch con­tainer­isierte (Waf­fen-) Sys­teme flex­i­bel für die unter­schiedlich­sten Ein­satza­uf­gaben aus­gerüstet wer­den kann, die Bau- und Entwick­lungskosten zu min­imieren. Für die FLYVEFISKEN wur­den zahlre­iche Con­tain­er­mod­ule beschafft, mit denen die Boote u.a. für Seeziel-Bekämp­fung (Seeziel-FK Har­poon), für Minen­jagd (Minen­jagdsonar, Minen­jagdgerät Dou­ble Eagle und zwei fer­nges­teuerte SAV — Sur­face Aux­il­iary Ves­sels), als Minen­leger und schließlich auch für die Fer­n­melde-/elek­tro­n­is­che Aufk­lärung opti­miert wer­den kon­nte. Dieses Konzept hat sich so bewährt, dass es nicht nur bei anderen Ein­heit­en der dänis­chen Marine fort­ge­führt wurde, son­dern auch bei aus­ländis­chen Mari­nen (u.a. Lit­toral Com­bat Ship der US Navy) umge­set­zt wurde bzw. wer­den soll. 

Am Ende des Kalten Krieges schwand die Bedeu­tung der Boote bei der Vertei­di­gung der Dänis­chen Meeren­gen, und für die das oper­a­tive Geschehen heute dominieren­den län­geren Ein­sätze fern der Heimat sind die FLYVEFISKEN nur bed­ingt geeignet. Mit der Bestel­lung von neuen Mehrzweck-Fre­gat­ten und Patrouil­len­schif­f­en war — bei einem begren­zten Bud­get — ihr Schick­sal besiegelt, auch wenn ihr Gefechts­führungssys­tem 2002–2006 noch ein­mal mod­ernisiert wurde. Drei Boote wur­den zwis­chen 2008 und 2010 an die litauis­che Marine abgegeben, weit­ere nach und nach aus dem Fahrbe­trieb genom­men. Auf den let­zten vier noch aktiv­en Booten VIBEN, GLENTEN, HAVKATTEN und SOELOEVEN wur­den nun in Kor­so­er die Flaggen einge­holt. Für zwei gibt es eine weit­ere Ver­wen­dung: SOELOEVEN wird zum Taucher­aus­bil­dungss­chiff umge­baut; HAVKATTEN soll Erprobungsplat­tform für ein neues Minen­ab­wehrsys­tem wer­den. Für die anderen Boote wird man sich­er Käufer suchen, ggf. auch (nach Ent­mil­i­tarisierung) für eine zivile Verwendung. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

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