Der Forschungs-Eisbrecher XUE LONG ist am 3. November aus Tianjin ausgelaufen und hat Kurs auf die Antarktis genommen.
In den kommenden sechs Monaten des antarktischen Sommers soll das Schiff wie schon in den Jahren zuvor in den südlichen Polargewässern eine Reihe Forschungsvorhaben durchführen und zwei chinesische Forschungsstationen in der Antarktis versorgen.
Die 21.000-ts (167 m) große XUE LONG war 1994 in der Ukraine als Versorger (Eisklasse A2 für Eisstärken bis zu 1,2m) für die Polarregionen gebaut worden. China übernahm das im Basisdesign für zivile Aufgaben entwickelte Schiff und baute es aufwändig zum staatlichen Forschungsschiff für Polarregionen um (mit Hubschraubern, ferngelenkter Tiefsee-Drohne und diversen Laboratorien). Bis zu 128 Mann Besatzung und Wissenschaftler finden an Bord Platz und erfüllen ganz sicher auch militärische Teilaufträge.
XUE LONG (Foto: chin. Behörden) |
Seit ihrer Indienststellung führt die auch als „Schnee-Drache“ bezeichnete XUE LONG in jedem Jahr mindestens eine Fahrt in arktische und/oder antarktische Gewässer durch. Aufsehen erregte sie, als sie 1999 im Rahmen einer solchen Reise unvermutet in der Beaufortsee vor dem nordkanadischen Eskimodorf Tuktoyaktuk erschien. Ganz offensichtlich hatten weder die kanadischen Streitkräfte noch sonstige Behörden Kenntnis von der chinesischen Präsenz unmittelbar vor ihrer Haustür. Der Zwischenfall gilt noch heute als Beleg für die mangelnde Fähigkeit Kanadas, seine Territorialrechte in der Arktis wahrzunehmen.
In den kommenden Jahren will China seine Aktivitäten in Polargewässern deutlich intensivieren. Dahinter steht vor allem auch der Wunsch, zu erkunden, wie der im Zuge der Klimaerwärmung besser befahrbare nördliche Seeweg (entlang der russischen Küste) durch chinesische Handelsschiffe genutzt werden kann. Auch wird man Möglichkeiten suchen, Ansprüche auf außerhalb anerkannter Wirtschaftszonen anderer Staaten liegende Rohstoffe geltend zu machen. Die XUE LONG allein wird den vermehrten Aufgaben nicht mehr gerecht. Allein für die Jahre 2011 bis 2015 sind acht Expeditionen geplant (fünf in die Antarktis, drei in die Arktis). So wurde denn der Bau weiterer Eisbrecher beschlossen, die im Gegensatz zur XUE LONG aber auf heimischen Werften entstehen sollen. Ein neuer Forschungs-Eisbrecher — das erste derartige in China gebaute Schiff überhaupt — befindet sich bereits im Bau; er soll Ende 2013 fertig sein. Ihm soll unmittelbar noch ein zweites Schiff folgen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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