Im Internet veröffentlichte Fotos zeigten Ende Juli eine neue, mit Seeziel-FK bestückte Variante des Marinehubschraubers Z‑9.
Bei Z‑9 — oder genauer: Z‑9C – handelt es sich um ein in China in Lizenz gebautes Derivat des französischen Europcopter AS-565 Panther (Dauphin-II). Die Volksbefreiungsmarine hatte in den 80er Jahren in Frankreich zunächst acht AS-565 Panther als Bordhubschrauber (ASW-Variante mit Sonar und Torpedos)für moderne Zerstörer und Fregatten erworben.
Ende der 90er Jahre stellte die chinesische Harbin Aircraft Manufacture Corporation (HAMC) dann eine im Lande gebaute Variante vor. Diese Hubschrauber vom Typ Z‑9C waren zunächst unbewaffnet und nur für Transportaufgaben und im SAR-Dienst einsetzbar. Einige Jahre später wurden die Fähigkeiten erweitert. Mit Sonar und Torpedos waren die chinesischen Z‑9C nun ebenfalls in der U‑Jagd einsetzbar. Einige Hubschrauber erhielten offenbar auch eine spezielle Ausrüstung zur Übertragung von Zieldaten für von Schiffen zu schießende, weit reichende Seeziel-FK („Over-the-Horizon-Targetting“). Nun wurde der offenbar Prototyp eines ersten chinesischen Marinehubschraubers (Variante Z‑9D) präsentiert, der selbst Seeziele mit einem Flugkörper bekämpfen kann.
Der als TL-10B bezeichnete Flugkörper ist allerdings nur klein, bringt insgesamt nur etwas mehr als 100kg auf die Waage, davon 30kg für den Gefechtskopf. Seine Reichweite wird mit maximal 18km angegeben. Der Zielanflug erfolgt knapp unterschallschnell mit einem Radarsuchkopf und/oder durch TV-Guidance mit einer im Suchkopf eingebauten Kamera. Die technischen Daten machen deutlich, dass TL-10B nur gegen kleine, bestenfalls mittlere Seeziele wirksam eingesetzt werden kann. Man spricht von Booten zwischen 40 und maximal 700ts. Zugleich dürfen die Ziele bei der sehr geringen Reichweite auch über keine ausgeprägte Flugabwehrfähigkeit verfügen.
Interessant ist aber vor allem die in Fachmedien verbreitete Meldung, dass TL-10B in enger Zusammenarbeit mit dem Iran (und finanziert durch diesen) entwickelt wurde. Man darf also durchaus gespannt sein, wann der Iran diesen zwar modernen, in seinen Einsatzoptionen aber doch sehr limitierten Flugkörper als eigene „Wunderwaffe“ gegen US-Kriegsschiffe, vielleicht sogar Flugzeugträger präsentieren wird.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen. Bildquelle: Chinese Defence Forum