Schon seit Jahren wird immer wieder gemeldet, dass die bulgarische Marine neue Schiffe oder Boote erhalten soll – in eine konkrete Auftragserteilung mündete jedoch bisher keine einzige Ankündigung.
Im September soll nun – so Generalstabschef General Zlatan Stoykov vor Journalisten in Varna – das Kabinett eine „endgültige Entscheidung“ treffen. Stoykov erklärte, man sei bereits dabei, „einen strategischen Plan“ umzusetzen, der Bulgariens (maritimer) Rolle an der Ostgrenze von EU und NATO Rechnung trage. Schon seit Jahren sucht die bulgarische Marine nach kostengünstigen Möglichkeiten, ihre Flotte zu modernisieren. Zum einen drängt der Ersatz von meist noch aus den 60-er Jahren stammenden, ex-sowjetischen Einheiten, die nicht zuletzt wegen fehlender Gelder seit Jahren kaum instand gehalten werden können. Zum anderen sollen mit westlicher Technologie ausgestattete Neubauten der bulgarischen Marine Interoperabilität mit NATO-Seestreitkräften geben. Die in 2005 erfolgte Übernahme einer einzelnen, gebrauchten Fregatte (ex-belgische WANDELAAR) kann angesichts der Ambitionen auf regelmäßige — wenn nicht permanente — Einbindung in NATO-Verbände wie die im Mittelmeer operierende SNMG‑2 nur Notlösung sein.
In den letzten Jahren waren denn auch immer wieder „fortgeschrittene Pläne“ zur Beschaffung von bis zu sechs neuen Korvetten, ja sogar Abschluss von Vorvereinbarungen (z.B. 2004 ein MoU zu deutschen MEKO-Korvetten) vermeldet worden, ohne dass dann allerdings auch Taten folgten. Zuletzt fand sich im Mai 2006 auf den Internetseiten der bulgarischen Streitkräfte eine Meldung, dass man sich mit dem französischen Konsortium Armaris auf eine Beschaffung von vier Mehrzweckkorvetten des Typs GOWIND F‑200 (Zulauf ab 2011) geeinigt habe. Die von DCNS entwickelten und von Armaris vermarkteten Schiffe sind speziell für Randmeeroperationen und küstennahe Einsätze ausgelegt. Zur Bewaffnung zählen Seeziel-FK MM-40 Exocet, Nahbereichs-Flugabwehr-FK Aster-15, ein 76mm-Geschütz sowie Torpedos. Als Bordhubschrauber können die Schiffe AS-565 Panther einschiffen. Auch sechs solche Hubschrauber wollte die bulgarische Marine damals angeblich bereits bestellt haben. Tatsächlich wurden angesichts offenbar völlig unklarer Finanzierung des auf insgesamt etwa 700 Mio. Euro veranschlagten Vorhabens einmal mehr keinerlei reale Aufträge erteilt. Vielleicht aber bringt die von Stoykov angekündigte Kabinettssitzung nun endlich Klarheit bezüglich der weiteren Planung.
Stoykov sagte übrigens auch, dass die Marine an ihrer U‑Bootkomponente fest halten werde. Zur Zeit verfügt die bulgarische Marine über ein einziges, mehr als 45 Jahre altes U‑Boot der sowjetischen ROMEO-Klasse. Ob der General eine lange überfällige Grundinstandsetzung und Modernisierung dieses Veteranen oder dessen Ersatz durch ein moderneres Boot (oder gar einen Neubau) andeuten wollte, bleibt offen. Priorität dürfte die Beschaffung eines neuen U‑Bootes wohl kaum haben.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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