Schon seit Jahren verkündet die Regierung immer wieder ambitiöse Pläne zum Ausbau der Bangladesh Navy zu einer „dreidimensionalen Streitmacht“.
So beinhaltete im August 2009 die Planung für die nächsten zehn Jahren die Beschaffung von u.a. einem U‑Boot, drei Fregatten, drei größeren Patrouillenfahrzeugen (OPV), vier kleineren FK-Trägern (missile boats), zwölf Wachbooten, zwei Landungsbooten, sowie die Aufstellung einer Marinefliegerkomponente mit zunächst drei Seeaufklärungsflugzeugen und vier Hubschraubern. In der Vergangenheit waren solche Ankündigungen regelmäßig wenig mehr als bloße Absichtserklärungen, die angesichts notorisch klammer Staatsfinanzen kaum Chancen auf Realisierung hatten.
Neues Wachboot Bildquelle: Khulna Shipyard |
Zumindest ein Teil der verkündeten Projekte kommt nun aber doch in Fahrt. So wurden nach Übernahme von zwei gebrauchten britischen Wachschiffen der CASTLE-Klasse und dem Vermessungsschiff ROEBUCK im November 2010 zwei Hubschrauber AW 109 gekauft; sie sollen von den beiden Wachschiffen eingesetzt werden. Im Februar dieses Jahres wurden in China bei der Wuchang Shipyard in Wuhan zwei mit Seeziel-FK bestückten „Large Patrol Craft“ bestellt; der Bau hat inzwischen begonnen.
Von besonderer Bedeutung ist aber die Durchführung eines Beschaffungsvorhabens im eigenen Lande. Im Dezember 2010 unterzeichnete die von der Marine betriebene staatliche Khulna Shipyard mit der chinesischen Hudong Shipyard und der China Shipbuilding einen Vertrag über den Bau von je fünf Wachbooten für die Marine und die Küstenwache; Anfang März begann dann tatsächlich auch der Bau des ersten Fahrzeuges. Die Chinesen liefern Design und Materialpakete und leisten im Rahmen von Technologietransfer auch vor Ort unmittelbare Werfthilfe. Technische Daten sprechen von einem etwa 250 ts verdrängenden 50‑m Boot, das mit vier Dieselmotoren etwa 23 Knoten Höchstgeschwindigkeit erreicht. Die Bewaffnung soll aus 40-mm Geschützen (Bofors) und 20-mm Maschinenkanonen (Oerlikon) bestehen. Waffenleitanlagen und Navigationssysteme sollen ebenso wie auch die Antriebsmotoren aus Großbritannien importiert werden.
Das Typboot soll schon Ende 2012 fertig sein; alle fünf Boote dann bis Dezember 2013 in Dienst gestellt werden. Einiges spricht dafür, dass der Bau dieser Boote für die Khulna Shipyard den Einstieg in den Kriegsschiffbau für die eigene Marine darstellt, und dass diesen ersten insgesamt zehn Booten in einem Folgeprogramm zahlreiche anschließend weitere folgen könnten.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen.