In einer Feier am Passagierterminal in Fremantle hat die australische Marine am 14. Dezember ihr neues (gebrauchtes) Landungsschiff CHOULES in Dienst gestellt.
Namensgeber der CHOULES (L‑100) ist Charles Choules, der als letzter Veteran des 1. Weltkrieges im Alter von 110 Jahren im Mai dieses Jahres gestorben war. Zuvor war das Schiff als LARGS BAY schon bei der britischen Marine in Dienst gewesen. Nach einem im Oktober 2010 vor allem auch unter haushaltspolitischen Aspekten (Sparzwang) durchgeführten Strategic Defence & Security Review war die Royal Navy gezwungen gewesen, ihr erst 2006 in Dienst gestelltes und damit fast neues Schiff auszumustern. Die australische Marine, die sich nach kurzfristigem Totalausfall ihrer zwei Landungsschiffe KANIMBLA und MANOORA (und längerer Werftüberholung der alten TOBRUK) vor einer gravierenden Fähigkeitslücke sah, nutzte sofort die sich bietende Chance. Schon im April 2011 war man sich einig; für etwa 100 Mio. Dollar wurde die LARGS BAY gekauft und anschließend grundüberholt, in Teilen auch umgerüstet. Nach Überführungsfahrt rund um Afrika – mit kurzem Besuch in Kapstadt – war der Neuzugang vor etwa einer Woche in Australien eingetroffen.
CHOULES (Foto: MoD Australia) |
Die zur britischen BAY-Klasse gehörende, 177m lange (16.000 ts) CHOULES wird als „logistisches Schiff mit amphibischen Fähigkeiten“ bezeichnet, ist vom Basisdesign her aber ein Docklandungsschiff. In ihrem Dockteil finden ein größeres (LCU) oder zwei kleinere (LCVP) Landungsboote Platz, auf der achteren Hubschrauberlandefläche kann Flugbetrieb mit zwei größeren Transporthubschraubern (Chinook) durchgeführt werden. Zusätzlich können zwei seitlich am Rumpf mitgeführte Pontons mit Eigenantrieb (so genannte „Mexeflotes“) Ladung zwischen Schiff und Strand transportieren; zwei 30‑t Kräne unterstützen Be- und Entladung.
Das Schiff bietet damit vor allem auch sehr gute Möglichkeiten, bei Naturkatastrophen abseits vorhandener Hafeninfrastruktur von See her Hilfe zu leisten – eine Einsatzrolle, die für die RAN hohe Priorität hat. Eine weitere wichtige Einsatzrolle soll strategischer Seetransport werden. Hier kann die CHOULES mehr als 350 Soldaten sowie 150 leichte LKW oder bis zu 24 schwere Kampfpanzer an Bord nehmen und bis zu 8.000 sm weit transportieren.
Die CHOULES füllt zwar eine Lücke bis zum Zulauf der im Bau befindlichen neuen Hubschrauberträger der CANBERRA-Klasse (2014/15), aber sie kann als Einzelschiff nicht die zwei ausgemusterten KANIMBLA und MANOORA ersetzen. Mit Blick auf die derzeitige Tropensturm-Saison hat die RAN denn auch noch das zivile Ro-/Ro-Schiff WINDERMERE von der Reederei P&O bis Ende Januar geleast (mit Option auf Verlängerung bis Ende Februar). Leasing auf Monatsbasis wird allerdings nicht als dauerhafte Lösung betrachtet. Das Verteidigungsministerium plant denn auch schon „in 2012“ den Kauf noch eines weiteren „Commercial-off-the-Shelf“ Schiffes „mit amphibischen Fähigkeiten“. Dieses soll mit ziviler Besatzung fahren. Angesichts erheblicher Personalprobleme wird auch überlegt, auch die CHOULES zumindest in Teilen zivil zu bemannen. Eine in Auftrag gegebene Studie soll die Möglichkeiten dazu näher untersuchen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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