Mit hohen Kostenüberschreitungen, technischen Risiken oder qualitativen Mängeln finden sich mehrere größere Rüstungsvorhaben in Australien derzeit auf einer Liste von „Projects of Concern“.
Beschaffungsvorhaben der Marine sind davon nicht ausgenommen, aber eines ihrer Vorhaben hat es nun geschafft, wieder aus dieser Liste gestrichen zu werden: Projekt SEA 1448 (ANZAC-ASMDS) — eine Kampfwertsteigerung eine Fregatten der ANZAC-Klasse. Kampfwertsteigerungen haben für die seit Mitte der 1990-er Jahre beschafften Schiffe des deutschen Designs MEKO-200 ANZ schon mehrfach stattgefunden; so wurden sie mit Seeziel-FK Harpoon nachgerüstet, erhielten ein Minen-Meidesonar und neue Infrared Search & Track (IRST) Systeme.
Das neue, mehr als 650 Mio. Dollar teure Upgrade zielt vor allem auf die Schließung einer mit Ausmusterung älterer Zerstörer der früheren PERTH-Klasse (US-Typ CHARLES F. ADAMS) entstandene Fähigkeitslücke in der Flugabwehr. Dazu wurde für die Schiffe ein besonders auch für die Abwehr tief fliegender Seeziel-FK optimiertes System (Anti-Ship Missile Defence System – ASMDS) entwickelt. ANZAC-ASMDS soll mit Flugkörpern Evolved Sea Sparrow (RIM-162 ESSM) den Fregatten nicht nur Selbstschutz gewähren, sondern sie auch zu einer effektiven Verbandsflugabwehr befähigen, wobei ein CEA Active Phased Array Radar (APAR) im Verbund mit einem neuen Gefechtsführungssystem die gleichzeitige Bekämpfung von bis zu zehn Luftzielen ermöglicht.
Die ’neue’ PERTH mit APAR-Mast (Foto: austr. Marine) |
Im August 2009 hatte die Regierung Projekt Sea 1448 abgesegnet, allerdings mit dem Vorbehalt, das Vorhaben zunächst nur für ein Schiff durchzuführen und erst auf der Basis der dann gemachten praktischen Erfahrungen über die ja recht teure Umrüstung auch der anderen Schiffe zu entscheiden. Im Januar 2010 begann bei der west-australischen Henderson Werft der Umbau der PERTH. Im März dieses Jahres kehrte das mit Installation eines APAR-Radars (neuer Mast) auch optisch deutlich veränderte Schiff zur Marine zurück und begann eine ausgiebige Erprobung. Nach Tests (u.a. FK-Schießen) in den USA bescheinigte die Marine der PERTH im Juli eine „initial operational capability“. Zwar sind noch bis 2013 Nachbesserungen geplant, und erst dann soll die PERTH auch uneingeschränkt operativ einsatzfähig werden, aber die Ergebnisse haben wohl so beeindruckt, dass schon jetzt entschieden wurde, Project SEA 1448 auch für die anderen sieben Schiffe durchzuführen. Offenbar haben die Fähigkeitsnachweise der PERTH alle Bedenken hinsichtlich Kostenrahmen und Erfüllung der taktischen-/technischen Forderungen nachhaltig beseitigt. Bis 2017 sollen nun alle acht Schiffe der ANZAC-Klasse umgerüstet sein.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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