Vor etwas mehr als einem Jahr war die „Full Production“ der neuen Schiffe feierlich eingeläutet worden. Die beschlossene Fertigung in einer „Arbeitsgemeinschaft“ (ARGE) bedeutet zwar einerseits, dass mehrere Werften und zahlreiche Zulieferbetriebe vom Milliardenauftrag profitieren (und so über das Land verteilt Arbeitsplätze gesichert werden), führt aber nun offenbar zu Problemen. Das Design der Neubauten stammt von der spanischen Navantia; Hauptauftragnehmer ist die Australian Submarine Corporation (ASC) in Adelaide, aber zeitlich parallel stellen neben ASC auch BAe Systems in Melbourne und Forgacs in Newcastle für jedes Schiff insgesamt 31 Module her. Ab etwa Mitte dieses Jahres sollten vorgefertigte Rumpfteile in Adelaide eintreffen, um dort zu den Kriegsschiffen zusammengesetzt zu werden.
HOBART (Grafik: ASC) |
Erste Probleme traten im vergangenen Jahr auf, als BAE Systems bei Schweißarbeiten am ersten Kielblock des Typschiffes HOBART „pfuschte“ und das Vorhaben um sechs Monate aus dem Zeitplan warf. Jetzt scheinen weitere deutliche Verzögerungen unabwendbar. Zwingende Voraussetzung für den „getrennten Schiffsbau“ ist eine hohe Fertigkeitsgenauigkeit für die einzelnen Module. Schließlich muss alles genauestens zusammen passen; späteres Nacharbeiten ist kaum möglich. Nun wurden jedoch in den für die Zulieferer erstellten Datenblättern „mehr als 2.400 Fehler“ entdeckt: falsche Abmessungen, teils sogar völlig fehlende Bemaßungen für Rumpfmodule; widersprüchliche Anweisungen zum Zusammenbau; falsche Qualitätsvorgaben für Schweißnähte.
ASC sieht die Schuld offenbar bei BAe Systems, bemängelt hier fehlende fachliche Expertise und Qualitätskontrolle; dort beruft man sich auf gravierende Fehler in den von Navantia gelieferten Designdaten. Im heftigen Streit mit gegenseitigen Schuldzuweisungen zwischen ASC, BAe Systems, Navantia und dem Materialamt der australischen Streitkräfte ist das Projekt erst einmal zum Stillstand gekommen. BAe Systems versucht derzeit, mit einem Expertenteam sämtliche Fehler zu finden, im Detail zu analysieren und dann zu beseitigen. Wie lange dieser Prozess dauern wird, ist derzeit völlig offen; man spricht von einer mindestens einjährigen Projektverzögerung. Typschiff HOBART sollte eigentlich im Dezember 2014 an die australische Marine übergeben werden, die Schwesterschiffe BRISBANE und SYDNEY im ersten Quartal 2016 bzw. Mitte 2017 folgen.
Die drei für Flugabwehr und Luftraumverteidigung optimierten „Air Warfare Destroyer“ waren im Juni 2007 bei der spanischen Navantia bestellt worden. Die 6.000 ts verdrängenden Schiffe basieren auf dem Design der spanischen Fregatten der ALVARO DE BAZAN-Klasse (Typ F‑100). Sie sollen die mit Ausmusterung der älteren Zerstörer der PERTH-Klasse (US-Typ CHARLES F ADAMS) bei der australischen Marine entstandene Fähigkeitslücke in der Verbandsflugabwehr schließen. Ausgerüstet mit dem US-Gefechtsführungssystem Aegis, sollen sie später auch mit für die Abwehr ballistischer Flugkörper geeigneten Flugabwehr-FK Standard Missile SM‑3 bestückt sowie technisch für einen Einsatz von Marschflugkörpern Tomahawk vorbereitet werden. Auf die Option zur Bestellung noch eines vierten Zerstörers der HOBART-Klasse war im März 2009 aus Kostengründen offiziell verzichtet worden.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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