Der Ausgang der jüngsten Parlamentswahlen scheint sich auf das größte geplante Rüstungsvorhaben der australischen Marine auszuwirken.
U‑Boot der COLLINS-Klasse: Nachfolge umstritten Bildquelle: austr. Marine |
Im Mai 2009 hatte der damalige Ministerpräsident Rudd mit dem Verteidigungsweißbuch „Force 2030“ einen deutlichen Ausbau der australischen Streitkräfte angekündigt. Sie sollten so umgestaltet werden, dass sie nicht nur in der Landesverteidigung gegen einen starken Gegner bestehen, sondern darüber hinaus die regionale Sicherheit in die Hand nehmen können. Unter den mit diesem Ziel bis 2030 zu realisierenden Großvorhaben finden sich mit dem Future Submarine Project SEA 1000 auch zwölf U‑Boote „einer neuen Generation“. Die „in Südaustralien zu bauenden“ Boote sollen „größere Reichweite, Ausdauer und Fähigkeiten erhalten als die derzeitigen sechs Boote der COLLINS-Klasse“; selbst Nuklearantrieb wurde nicht ausdrücklich ausgeschlossen.
Nachdem Rudd in einem partei-internen Machtkampf aus dem Amt gedrängt wurde, hielt seine Nachfolgerin zunächst noch an der Planung fest. Die jüngsten Wahlen haben nun aber die Labour Party in eine Koalition mit den Grünen und unabhängigen Kandidaten gezwungen, und dort wachsen Vorbehalte gegen das extrem teure Vorhaben (zuletzt wurden mehr als 25 Mrd. Euro genannt). Politiker wie Medien sprechen sich inzwischen offen für eine „deutlich moderatere Version“ des intern als „Rudd’s Baby“ bezeichneten Project SEA 1000 aus, fordern vor allem den Verzicht auf eine extrem teure und mit erheblichen technischen Risiken verbundene Eigenentwicklung. Ein renommiertes Institut rechnet vor, dass ein „Off-the-Shelf“ Kauf von zwölf bereits eingeführten und in der Praxis bewährten, modernen europäischen U‑Booten mit weniger als 7 Mrd. Euro zu Buche schlagen würde.
Übrigens hat die spanische Navantia bereits im Januar dieses Jahres behauptet, mit Australien Gespräche über einen Verkauf von etwa 12 U‑Booten des derzeit für die spanische Marine gebauten Typs S‑80 zu führen (bestätigt wurde diese Meldung allerdings nie). Kritik gibt es auch an der mit zwölf U‑Booten verbundenen Personalplanung: Die Regierung möge dem Parlament doch bitte erklären, wie man zwölf U‑Boote bemannen wolle, wo doch nicht einmal die heutigen sechs U‑Boote besetzt werden könnten.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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