Zu deutlicher Verstimmung hat in Ägypten am 24. März ein Zwischenfall im Eingang zum Suezkanal geführt.
Der vom Military Sealift Command der US-Navy gecharterte Frachter GLOBAL PATRIOT hatte mit militärischer Ausrüstung aus dem Golf kommend den Suezkanal passiert und wartete südlich von Port Said auf die Freigabe zur Weiterfahrt ins Mittelmeer. Wie üblich näherten sich mehrere „fliegende Händler“ mit kleinen Booten dem ankernden Schiff, um ihre Waren anzubieten.
Mit Blick auf den Terroranschlag auf den US-Zerstörer COLE im Hafen von Aden wollte ein eingeschifftes US-Sicherheitskommando kein Risiko eingehen. Über ein Megaphon wurden die Boote auf Arabisch nachdrücklich aufgefordert, Abstand zu halten. Mehrere Händler drehten daraufhin ab; ein mit drei Personen besetztes kleines Boot hielt jedoch weiterhin auf das Schiff zu. Als auch eine zur Warnung abgefeuerte Leuchtrakete keine Wirkung zeigte, eröffnete die Sicherheitsgruppe von Bord der GLOBAL PATRIOT das Feuer. In einer ersten offiziellen Erklärung der US-Navy hieß es, man habe mit zwei Feuerstößen „20–30 m vor den Bug des Bootes“ ins Wasser gehalten und dort auch die Einschläge „aller Geschosse“ beobachtet.
Wenn man davon ausgeht, dass es von der Wasseroberfläche keine Querschläger gibt (?), muss allerdings auch das Boot selbst direkt unter Feuer genommen worden sein. Wenigstens wurde einer der Ägypter getötet. Während US-Navy und US-Botschafter sich inzwischen in aller Form entschuldigt und finanzielle Entschädigung der Angehörigen angekündigt haben, gehen in Ägypten die Wogen der Erregung hoch. Die Behörden kündigten an, den Vorfall genauestens zu untersuchen. Es könne nicht angehen, dass von einem ausländischen Schiff – egal welcher Nation und unter welchen Umständen — in ägyptischen Hoheitsgewässern auf ägyptische Staatsbürger geschossen werde.
Auch wenn anti-amerikanische / militante Gruppen versuchen werden, den Zwischenfall für ihre Ziele zu instrumentalisieren, wird sich die öffentliche Erregung wohl in einigen Tagen legen, vor allem wenn die zugesagten Gelder schnell und großzügig fließen. Bei den ägyptischen Behörden wird man den Vorfall aber wohl nicht einfach zu den Akten legen. Es ist davon auszugehen, dass in der Konsequenz neue Bestimmungen für alle den Suezkanal passierende Schiffe erlassen werden. Sehr wahrscheinlich werden die ägyptischen Behörden darauf drängen, dass Schiffe mit einem erhöhten Sicherheitsbedarf einer vorherigen, über die bisherigen Verfahren hinaus gehenden Anmeldung bedürfen und dann (natürlich kostenpflichtig) durch einzuschiffendes ägyptisches Personal „verteidigt“ werden.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen. Bildquelle: US-Navy