Umsetzung der Strategie
Zur Umsetzung der Strategie sollen sechs Kernfähigkeiten der Seestreitkräfte ausgebaut werden, um sowohl die friedenszeitlichen Engagements wie die Fähigkeit zur Führung eines intensiven Krieges zu gewährleisten.
Überseepräsenz:
»Überseepräsenz ermöglicht es den Einsatzkräften, sich mit dem Umfeld sowie dem Wesen und den Gewohnheiten der regionalen Akteure bekannt zu machen.« Dies soll es den Einsatzkräften ermöglichen, im Kriegsfall sofort zu Kampfhandlungen überzugehen; es soll ferner die Bekämpfung terroristischer Bedrohungen, vorzugsweise gemeinsam mit Koalitionspartnern, in größtmöglicher Entfernung zu Amerikas Küsten ermöglichen.Abschreckung:
»Kriegsverhütung ist der Kriegsführung vorzuziehen. Die Abschreckung von Aggression muss aus globaler, regionaler und transnationaler Sicht gesehen werden und durch konventionelle, nichtkonventionelle und nukleare Mittel erfolgen. Wirksame regionale Sicherheitskooperation ist im erweiterten Sinne ein Mittel der Abschreckung, weil es Sicherheit schafft und Konfliktursachen beseitigt. Maritime Raketenabwehr wird die Abschreckung stärken, indem sie einen Schutzschirm über dislozierte Kräfte sowie über Freunde und Verbündete stellt und gleichzeitig zur geplanten umfassenderen Raketenabwehrinfrastruktur zum Schutze der Vereinigten Staaten beiträgt.« Ausdrücklich wird auch die Gefahr durch die zunehmende Zahl der Länder mit modernen Unterseebooten aufgeführt. Um zu verhindern, dass Unterseeboote künftig amerikanischen Verbänden den Zugang zu internationalen Gewässern oder zu maritimen Einsatzzonen versperren, sollen die US-Seestreitkräfte auf dem ASW-Sektor neue Technologien, Taktiken und Ausbildungsmethoden entwickeln.Beherrschung der Meere:
»Die Fähigkeit, auf See frei zu agieren, ist eines der wichtigsten Voraussetzungen für streitkräftegemeinsame Einsätze und für gemeinsame Einsätze mit anderen Behörden. (…) Wir werden keine Umstände dulden, die die Bewegungsfreiheit und den Zugang unserer Seestreitkräfte zu allen Gewässern beeinträchtigen; wir werden auch nicht dulden, dass ein Gegner den globalen Warenaustausch durch Blockade der Seewege unterbricht. Wir werden imstande sein, wo auch immer notwendig, die Kontrolle über die örtlichen Gewässer durchzusetzen – idealerweise im Konzert mit Freunden und Verbündeten, notfalls aber auch alleine.«Machtprojektion:
Die Fähigkeit zur Machtprojektion an Land bleibt eine weitere unerlässliche Kernfähigkeit der Seestreitkräfte. Diese Fähigkeit soll gewährleistet bleiben durch ausreichende Kräfte, innovative Technologien, Erkenntnisse über die gegnerischen Fähigkeiten sowie durch streitkräftegemeinsame Planungsprozesse, die den wechselnden Gegebenheiten angepasst werden. Zur schnellen Verlegung und Konzentration von Truppen muss eine robuste militärische wie zivile Seetransportinfrastruktur erhalten bleiben, stellt das Strategiedokument fest.Sicherheit der Meere:
Die Seestreitkräfte tragen zur allgemeinen Sicherheit der Meere bei indem sie, alleine sowie gemeinsam mit Marine- und Küstenwacht-Organisationen aus aller Welt, das nationale wie das internationale Recht auf der offenen See durchsetzen und Piraterie, Terrorismus, Waffenproliferation, Drogenschmuggel und andere Bedrohungen unterhalb der Kriegsebene bekämpfen.Humanitäre Hilfe und Katastrophenhilfe:
Die Mobilität der Seestreitkräfte macht sie besonders geeignet, im Katastrophenfall schnell und ausdauernd humanitäre Hilfe zu leisten und Evakuierungsmaßnahmen durchzuführen.
Um das von der maritimen Strategie geforderte Aufgabenspektrum zu leisten, müssen die verschiedenen Seestreitkräfte ausreichende personelle und materielle Ressourcen sowie einen hohen Ausbildungsstand wahren, stellt das Dokument fest. Zu der geforderten »mächtigen Flotte« gehören Schiffe, Flugzeuge, Marineinfanteriekräfte sowie Einrichtungen an Land, die zur Fähigkeit beitragen, die Seewege selektiv zu beherrschen, Landziele zu bekämpfen sowie befreundete Nationen vor Angriffen zu schützen. Die Strategie schreibt ausdrücklich vor, dass die Flexibilität gewahrt bleibt, ein breites und abgestuftes Spektrum der Reaktionen auf sich abzeichnende Bedrohungen zu initiieren, die konventionelle und nukleare Maßnahmen sowie nichtkonventionelle Einsatzarten wie Information Warfare umfassen.
Zwecks Implementierung der Strategie werden vorerst drei Prioritäten gesetzt:
Mehr Integration und Interoperabilität:
Verbesserte Integration der Seestreitkräfte untereinander und verbesserte Interoperabilität der Seestreitkräfte sowohl mit den anderen amerikanischen TSK sowie mit ausländischen Seestreitkräften sollen die Fähigkeit zur Durchführung von Einsätzen jeglicher Art optimieren. Ein größerer Schwerpunkt soll bei der Schaffung regionaler Fähigkeiten (insbesondere bei afrikanischen und lateinamerikanischen Seestreitkräften) gesetzt werden. »Der Ausbau der Kooperation mit den maritimen Kräften anderer Nationen erfordert mehr Interoperabilität mit multinationalen Partnern auf unterschiedlichen Technologiestufen. Die Global Maritime Partnership Initiative [‘Thousand Ship Navy’] wird als Katalysator für zunehmende internationale Interoperabilität zugunsten der kooperativen maritimen Sicherheit dienen.«
Erhöhte Lagekenntnis:
Aufklärungs- und Überwachungsfähigkeiten sowie nachrichtendienstliche Auswertung müssen ausgebaut werden, um die maritime Lagekenntnis zu maximieren. Neue und vertiefte Zusammenarbeit sowohl mit der kommerziellen Schifffahrt wie mit ausländischen Seestreitkräften sollen die »gefährliche Anonymität des Fracht- und Personenverkehrs auf See« reduzieren. Gleichzeitig müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die eigenen Daten- und Kommunikationsnetze zu schützen. »Solche Maßnahmen werden das Vertrauen internationaler Partner erhöhen, dass die von ihnen zur Verfügung gestellten Informationen wirklich nur den vorgesehenen Dienststellen zukommen.«
Bessere Ausbildung und Vorbereitung des Personals:
Mit Ausnahme der Streitkräfte Großraum Arabischer Golf/Indischer Ozean sollen die Seestreitkräfte künftig i.d.R. dezentraler eingesetzt werden als heute. Dies erfordert, dass jüngere Offiziere größere Verantwortung übernehmen und einen erweiterten Entscheidungsspielraum eingeräumt bekommen. Sie werden auch wesentlich häufiger und intensiver mit anderen US-TSK, mit ausländischen Streitkräften und mit der Zivilbevölkerung in fremden Ländern interagieren als bisher. Ausbildung und Einsatzausbildung sowohl einzelner Offiziere wie gesamter Verbände müssen dementsprechend angepasst werden. Dies umfasst auch zusätzliche Sprachausbildung sowie Ausbildung über fremde Kulturen und Gesellschaftssysteme. Neue Austauschprogramme könnten zu letzterer Expertise beitragen.