Die Peripherie Europas
Als besonders beunruhigend stuft der Admiral die politische und militärische Instabilität in der Levante und zunehmend in Ägypten und dem übrigen Nordafrika ein. Neben der Politik Syriens, den illegalen Waffenlieferungen aus Iran und Nordkorea sowie der zunehmenden Stärke extremistischer Gruppen wie Hisbollah und Hamas, zitiert er auch die illegalen Migrantenströme sowie den Drogenhandel als destabilisierende Faktoren.
Durch das Mittelmeer fließen 30 Prozent des globalen Schiffsverkehrs und 27 Prozent der Öltransporte. Mittelpunkt jeder Bemühung um Stabilisierung dieser Region muss eine ständige robuste maritime Präsenz der USA und ihrer Verbündeten sein. Winnefeld beklagt, dass aufgrund der Anforderungen der Irak- und Afghanistaneinsätze seit 2003 so gut wie keine amerikanischen amphibischen Verbände im Mittelmeer präsent sind. »Sobald die Umstände einen Abzug von Marines aus diesen beiden Konflikten zulassen, sollten die amphibischen Einsatzgruppen zuallererst ins Mittelmeer zurückkehren.«
Boarding bei Maritime Security Operations Bildquelle: US-Navy |
Am beunruhigsten empfindet Winnefeld die zunehmende Fähigkeit Irans, kurzfristig ballistische Raketen zu starten, in der Absicht, die Abwehrsysteme Israels zu überwinden. »Dies stellt meines Erachtens heutzutage den weltweit wahrscheinlichsten Einsatz ballistischer Raketen dar«, schreibt der Admiral. Schiffsgestützte Abwehrsysteme gegen ballistische Raketen haben sich in der US-Navy bewährt und sollten ständig im Mittelmeerraum präsent sein. Winnefeld regt auch die Entwicklung seegestützter Raketenabwehrsysteme durch europäische Verbündete »zu deren eigenem Schutz gegen diese [iranische] Bedrohung« an.
Zum Schluss kehrt der Befehlshaber der 6. Flotte zu seiner Eröffnungsthese zurück: Europa und Afrika sind seit einiger Zeit Nebenschauplätze in der maritimen Planung der USA, doch gibt es gute Gründe, beiden Regionen wieder erhöhte Priorität zu widmen. »In einem von Blut und Glauben geprägten Zeitalter ist zunehmend eine robustere Einsatzpräsenz der US-Marine, der Marineinfanterie und der Küstenwache in diesen weitläufigen und komplexen Regionen gefordert.« Er betont, dass dies letztendlich mit den Vorgaben der jüngsten maritimen Strategie der USA (»Kooperative Strategie für das 21. Jahrhundert «, MarineForum 12/2007, S. 9–11) im Einklang ist.