Biotreibstoff für Schiffe und Flugzeuge
Bei der einfachen Reduzierung des Treibstoffverbrauchs soll es aber nicht bleiben. Die Gasturbinen und Dieselgeneratoren der Schiffe sollen in wenigen Jahren ein zu 50 Prozent aus Biokraftstoff bestehendes Gemisch verwenden. Auch die Flugzeuge und Fahrzeuge von Navy und USMC – inklusive taktischer Gefechtsfeldfahrzeuge einschließlich Panzer und Schützenpanzer – sollen bis zum Jahr 2020 durchgehend mit Biosprit-Gemisch angetrieben werden. Es geht darum, Treibstoffe zu entwickeln, die sowohl erneuerbar sind als auch im eigenen Land hergestellt werden. Der gegenwärtig erprobte Biokraftstoff wird aus der in Nordamerika angebauten Pflanze Camelina Sativa (Saat-Leindotter) gewonnen. Es wird auch mit anderen Pflanzen und mit Algen als Ausgangsstoff experimentiert.
Green Hornet Foto: US Navy |
Am 22.April absolvierte ein als »Grüne Hornisse« bezeichneter F/A‑18 Hornet Jagdbomber seinen ersten Versuchsflug unter Einsatz eines 50/50 Gemischs aus herkömmlichem JP‑5 Flugbenzin und Biosprit. Die Maschine führte das gesamte Leistungsspektrum der F/A‑18 aus, einschließlich Überschallflug. »Erste Auswertungen zeigen keine Veränderung in der Triebwerksleistung durch Verwendung des Biotreibstoffs«, erklärte Mark Swierczeck, Triebwerksingenieur beim Naval Air Systems Command. Die vollständige technische Analyse des Flugs könnte 6 bis 9 Monate dauern, erklärte Rick Kamin, Leiter des Treibstoffversuchsprogramms.
Bis Ende Juni 2010 sind weitere 14 Versuchsflüge der »Grünen Hornisse« geplant. Falls keine negativen Auswirkungen festgestellt werden, soll anschließend die Biotreibstoff-Erprobung auf die Gasturbinen von Navy Schiffen sowie auf die Motoren der USMC-Gefechtsfeldfahrzeuge ausgeweitet werden, erklärte Navy Minister Ray Mabus.
Alternative Energiequellen an Land
Wo möglich, sollen Stützpunkte ihre Öl- oder Kohlekraftwerke durch erneuerbare Energiequellen ersetzen oder ergänzen. So wurde im März ein Großauftrag vergeben, um Sonnenkraftwerke auf Navy- und USMC-Stützpunkten im Südwesten der USA zu errichten. Bereits seit einigen Jahren werden auf Stützpunkten in dieser Region fotovoltaische Zellen auf Gebäudedächern, auf freien Feldern und sogar am Pier entlang aufgestellt, um Strom zu erzeugen, der nach Umwandlung direkt in das Navy Stromnetz einfließt.
Schließlich soll die Marineinfanterie energieeffizienter ins Feld ziehen. Allein der logistische Aufwand der Treibstoffversorgung im Feld ist ein erheblicher Stressfaktor für militärische Ressourcen. Es kann bis zu 100 Dollar kosten, um einen einzigen Liter Benzin in entlegene Stützpunkte in Afghanistan zu transportieren. Im Irak stellte Treibstoff zeitweilig 70 Prozent der amerikanischen Konvoifracht dar, erklärt Colonel Mike Hornitschek, ehemaliger Referent für Energiesicherheit im Air Force Führungsstab.
So werden weitere Ansätze zur Reduzierung des Energieverbrauchs gesucht. Leichtere Verbundstoffe für Fahrzeuge würden den Benzinverbrauch senken. Effizientere Generatoren und Batterien mit größerer Speicherfähigkeit sollen entwickelt werden. Im Irak verwendet das USMC eine neue Schaumisolierung, die den Energieverbrauch von Behelfsbauten um 75 Prozent reduziert.
Andererseits werden feldtaugliche alternative Energiequellen gesucht. Ein transportierbares Kleinkraftwerk soll im Einsatzgebiet vorgefundene Biomasse jeglicher Art verbrennen, um das Feldlager mit Strom zu versorgen. Die Marines führen derzeit auch Feldversuche mit Solarzellen durch, die auf Zeltplanen angebracht werden oder auf einem Gerüst als »Dach« über einem Feldlager aufgestellt werden.
Foto: US Navy |
Brennstoffzellen sind ein weiterer Forschungsansatz. Das Office of Naval Research (ONR) entwickelt beispielsweise eine durch Mikroben angetriebene Brennstoffzelle. Der im Potomac Fluss beheimatete Einzeller Geobacter zersetzt in der Brennstoffzelle organische Stoffe und gibt dabei Strom frei. »Stellen Sie sich einfach eine Batterie vor, die durch Schlamm betrieben wird,«erklärt ONR Forschungsleiterin Dr. Linda Chrisey. »Sie könnte grundsätzlich jahrelang funktionieren, ohne ausgetauscht zu werden.«
2016: Fahrt der »Großen Grünen Flotte«
Um zu beweisen, dass die energiefreundlichen Vorgaben der Navy kein Theoretikum sind, soll im Jahr 2016 eine so genannte »Große Grüne Flotte« (Great Green Fleet) in See stechen. Es soll sich um eine Flugzeugträgergruppe handeln, in der sämtliche Begleitschiffe des atomaren Trägers mit Hybridantrieb ausgestattet sind oder Biokraftstoff verwenden. Auch sämtliche Flugzeuge des Trägers sollen ein Kraftstoffgemisch verwenden, dass zu 50 Prozent aus Biotreibstoff besteht. Diese Einsatzgruppe soll eine normale sechsmonatige Einsatzverwendung durchführen und dabei beweisen, dass die erneuerbare Energietechnologie unter realistischen Einsatzbedingungen bestehen kann. Allerdings räumt die Navy Führung ein, dass sowohl die Kosten wie auch das Tempo der technologischen Entwicklung nicht vollständig abzuschätzen sind. Die 2009 bekannt gegebenen Zielvorgaben dürften beibehalten werden, doch wären zeitliche Verzögerungen bei der Umsetzung nicht auszuschließen.
Zum Autor
Sidney E. Dean
(Sidney E. Dean berichtet für das MarineForum regelmäßig zu Ereignissen und Planungen bei den US-Streitkräften)