USA — E‑2C Advanced Hawkeye

Pas­sive und Aktive Sen­soren
Kern der gesteigerten Leis­tungs­fähigkeit des Advanced Hawk­eye sind aber die Sen­soren des Flugzeugs. Hawk­eye Flugzeuge ver­fü­gen über drei ver­schiedene Sen­soren: Radar, IFF und Passivsensoren. 

Die Pas­sivsen­soren sind extern am Heck­leitwerk sowie intern am Bug mon­tiert. Sie erfassen die Strahlung der Such- und Flu­gleitradarsys­teme geg­ner­isch­er Schiffe, Flugzeuge, Raketen und Marschflugkör­p­er. Die Pas­sivsen­soren erfassen Ziele dabei in noch größer­er Ent­fer­nung als das Radarsys­tem der E‑2 und ermöglichen dadurch eine noch größere Vor­war­nung vor anfliegen­den Bedrohungen. 

E2-D Advanced Hawkeye (Foto: US Navy)
E2‑D Advanced Hawk­eye
Bildquelle: US Navy

Die aller­wichtig­ste Neuerung ist allerd­ings das duale elektronisch/ mech­a­nis­che APY‑9 Radarsys­tem in der 7,3 Meter durchmessenden flachen Radarschüs­sel über dem Flugzeug. Im Gegen­satz zum Radarsys­tem der E‑2C ist das im Bere­ich 300 MHz bis 3 GHz arbei­t­ende APY‑9 ein Phasen­radarsys­tem mit wesentlich höher­er Strahlleis­tung, Reich­weite und Erfas­sungska­paz­ität. Es wurde extra für die E‑2D entwick­elt und kann unge­fähr den dreifachen Luftraum des alten Radarsys­tems überwachen. Der Her­steller Lock­heed Mar­tin stellt fest, dass das APY‑9 Radarsys­tem gle­ich um zwei tech­nol­o­gis­che Gen­er­a­tio­nen fort­geschrit­ten­er ist als das Vorgängersystem. 

Im herkömm­lichen mech­a­nis­chen Ein­satz­modus rotiert die Radarschüs­sel – je nach Ein­stel­lung – vier- bis sechs­mal pro Minute um 360 Grad. Im gewohn­ten Puls-Doppler Ver­fahren entste­ht ein ständig erneuertes Lagebild. 

Neu ist die Möglichkeit, die Rota­tion der Schüs­sel anzuhal­ten, um im elek­tro­n­is­chen Ein­satz­modus einen 60–120 Grad umfassenden Luftraum­ab­schnitt noch einge­hen­der zu unter­suchen. Dieser elek­tro­n­is­che Modus erlaubt es, die gesamte Strahlleis­tung des Radars auf diesen kleineren Luftraum­ab­schnitt zu konzen­tri­eren. Der gebün­delte Radarstrahl erfasst Ziele mit noch kleiner­er Radarsig­natur. Der elek­tro­n­is­che Ein­satz­modus erhöht auch die Reich­weite über die (pos­tulierten) 350 Seemeilen Reich­weite des mech­a­nis­chen Ein­satz­modus hinaus. 

Das APY‑9 Radarsys­tem hat noch andere Vorteile. Es hat eine höhere Fre­quen­zre­ich­weite als das bish­er ver­wen­dete Sys­tem. Die Ausstrahlung erfol­gt über Mil­lisekun­den, sodass es dem Geg­n­er schw­er­er fällt, das Sig­nal zu erfassen und zu stören; das Sys­tem ist auch weniger anfäl­lig gegen atmo­sphärische Störun­gen. Als Fes­tkör­per­radar hat es zudem weniger bewegliche Teile und ist somit wartungsfreundlicher. 

Das APY‑9 Radarsys­tem beste­ht aus ein­er adap­tieren­den Ultra­hochfre­quenz-Erfas­sungsan­tenne vom Typ ADS-18 (Adap­tive Detec­tion Sys­tem) als Suchradar mit 18 Kanälen; dig­i­tal­en Empfängern; einem STAP Sig­nal­prozes­sor; einem ADS-18 Drehkop­pler, der die Radaran­ten­nen mit den elek­tro­n­is­chen Sys­te­men im Flugzeug verbindet sowie einem 36-teili­gen gle­ichgerichteten IFF-System. 

Die in der Radarschüs­sel befind­liche ADS-18 Antenne beste­ht aus ein­er Vielzahl klein­er Sende- und Emp­fangsmod­ule. Durch gestaffelte Aktivierung der einzel­nen Anten­nen­mod­ule der ADS-18 Antenne wer­den blinde Stellen ver­mieden. Das eben­falls in der Radarschüs­sel befind­liche elek­tro­n­is­che IFF Sys­tem im neuen Advanced Hawk­eye ist gegenüber dem IFF der E‑2C leis­tungs­gesteigert, um sich der Reich­weite des neuen Suchradars anzu­passen. Das IFF-Sys­tem ist mit dem Suchradar gle­ich aus­gerichtet, um die übere­in­stim­mende IFF-Zuord­nung der Radark­on­tak­te zu gewährleisten. 

Wesentliche Bedeu­tung kommt schließlich dem STAP-Sig­nal­prozes­sor zu. Das soge­nan­nte Space-Time-Adap­tive-Pro­cess­ing (STAP) Sig­nalver­ar­beitungsver­fahren ver­wen­det ein zwei­di­men­sion­ales Fil­trierungsver­fahren in Zusam­men­hang mit der phasen­ges­teuerten Antenne, um Inter­feren­zen ver­schieden­er Art – inklu­sive elek­tro­n­is­ch­er Stör­maß­nah­men – zu neu­tral­isieren und rel­e­vante Ziele her­vorzuheben. Erst durch STAP wird APY‑9 imstande sein, effek­tive Aufk­lärung auch über Land durchzuführen, da dieses Ver­fahren die vom Boden reflek­tierten Störze­ichen (Ground Clut­ter) her­aus­fil­tri­ert und bewegliche Ziele – wie Marschflugkör­p­er oder Hub­schrauber – hervorhebt. 

Team GlobDef

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