Boote mit einem aufblasbaren Rumpf über einem festen Glasfaser/ Kunststoff Verbundgerüst werden als RIB (auch RHIB — Rigid Hull Inflatable Boat) bezeichnet. Es gibt verschiedene Varianten. Die Navy Spezialkräfte verwenden seit 1997 die 11-Meter lange und 3,2 Meter breite Ausführung mit der Bezeichnung NSW RIB. Diese Boote haben eine dreiköpfige Crew und fassen acht Passagiere mit Kampfausrüstung. Sie werden für den schnellen Transport von Kommandos an ihr Endziel verwendet. Ein »typisches« Einsatzszenario wäre beispielsweise: Ein Mk V Boot befördert SEALs von einem amphibischen Schiff mehrere Hundert Meilen über See in Richtung Küste. Hundert Meilen vor der Küste werden die SEALs dann in einem NSW RIB ausgesetzt, um die Entdeckungsgefahr während der letzten Anfahrtphase weiter zu reduzieren.
NSW RIB |
NSW RIB haben zwei Caterpillar 3126 Dieselmotoren und zwei KaMeWa FF280 Wasserjets. Sie erreichen Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 45 Knoten, haben eine Reichweite von über 200 sm und circa 90 cm Tiefgang. Obwohl die Boote bei leichter Beladung Seestärke 6 und bis zu 45 Knoten Windgeschwindigkeit vertragen (und die Bootsmannschaften auch unter solchen Einsatzbedingungen ausgebildet werden), werden sie in der Praxis bei maximal Seestärke 5 und 34 Knoten Wind eingesetzt. Die Boote schlagen schon bei mittlerer Fahrt ständig mit hoher Wucht auf das Wasser und müssen aufgrund des Verschleißes bereits nach sieben Jahren ersetzt werden. Wie auf Mk V Booten sind die Insassen der NSW RIB Boote bei mittlerer und hoher Fahrt extremen körperlichen Belastungen ausgesetzt, die nicht nur hohe Verschleiß- und Verletzungsgefahr bergen, sondern auch zur Übermüdung der Kommandos noch vor dem Erreichen ihres Einsatzzieles beitragen.
Die Boote können mit MG Kaliber. 50 und 7,62 mm sowie Granatwaffen 40 mm bewaffnet werden. Sie verfügen über Radar, GPS, IFF, Satcom.
Special-Operations-Craft-Riverine-SOC ®:
SOC ® |
Die in Stennis (Mississippi) ansässige dritte Special Boat Team Einheit, SBT 22, ist auf den Einsatz auf Binnengewässern spezialisiert. SBT 22 verfügt über 25 Spezialkräfteflusskampfboote vom Typ SOC®. Diese Boote sind speziell für den Einsatz auf Binnengewässern jeglicher Art (inklusive Flüssen, Sümpfen und Binnenseen, aber auch in Küstenmarschlandschaften) konzipiert und können dreitägige Einsätze absolvieren. Neben dem Transport von Kommandos werden diese Boote auch schwerpunktmäßig für eigenständige offensive wie defensive Patrouillen sowie für Aufklärung (vor allem in Sümpfen und Dschungelgewässern) herangezogen.
SOC® ist 10 Meter lang und hat nur 70 Zentimeter Tiefgang. Der Rumpf besteht aus Aluminium mit Glasfaser-Kunststoffverbundverstärkung und ist gegen Munition bis Kal. 7,62 gehärtet. Für den Antrieb hat das Boot zwei Yanmar 6LY2M-STE Dieselmotoren sowie zwei Hamilton HJ292 Wasserjets. Spitzengeschwindigkeit und Einsatzreichweite betragen 45 Knoten bzw. 200 sm. SOC® hat eine vierköpfige Crew und kann weitere acht Kommandos aufnehmen.
Jedes Boot kostet rund eine Million Dollar und hat Halterungen für fünf Waffen: MG der Kaliber. 50 bzw. 7,62, Granatwaffen 40 mm, und Miniguns. Die genaue Waffenzusammensetzung lässt sich für jeden Einsatz entsprechend konfigurieren. Die Waffenhalterungen sind entlang der Reling verteilt, um 360 Grad Schussfeld zu gewährleisten. Zusätzlich führt das Boot Nebelwerfer. Neben der Kommunikationselektronik ist das Boot auch mit Radar und einem breiten Spektrum optischer und akustischer Sensoren für verdeckte Überwachungseinsätze ausgestattet.
Sämtliche Bootstypen – Mk V, NSW RIB, und SOC® – können durch Schiffe mit flutbarem Dockraum oder Heckrampe (amphibische Schiffe, Littoral Combat Ship oder Katamaranfähren) mitgeführt und ausgesetzt werden. (Aus diesem Grund fahren SEAL Kommandos und andere Spezialkräfte regelmäßig auf solchen Schiffstypen, sei es mit spezifischem Auftrag oder im Rahmen ihrer turnusmäßigen globalen Präsenzentsendungen.) Die Fernverlegung der Boote kann auch per Großraumflugzeug oder (nur NSW RIB und SOC®) per C‑130 Hercules erfolgen. RIB und SOC® können auch aus Transportflugzeugen mit dem Fallschirm abgeworfen oder (nur RIB) durch große Transporthubschrauber (z.B. CH-53) direkt über der Wasseroberfläche ausgesetzt werden. Die Bootsmannschaft springt anschließend ins Wasser und besteigt das Boot. SOC® Boote können schließlich in einer Lastenschlinge unter einem MH-47 Chinook Hubschrauber in den Einsatz transportiert werden. Dies ermöglicht es beispielsweise den Flusskampfeinsatzkräften, Einsatzgebiete zu erreichen, die durch Hindernisse wie Wasserfälle oder Staudämme geschützt sind.
Für sämtliche Überwasserboote will das Spezialkräfteoberkommando neue, leistungssteigernde Technologie entwickeln bzw. erwerben. Hierzu gehören u.a.:
Sitze mit verstärkter Schockfederung;
Eine leistungsgesteigerte Ausführung des Forward Looking Infrared Radar (FLIR), um hoch auflösliche Infrarotbilder bei Tag und Nacht zu erfassen. Hierdurch soll die Entdeckung, Einordnung und Verfolgung von Überwasserzielen jeglicher Art (inklusive Minen) sowie von tief fliegenden Flugzeugen verbessert werden;
Ein integriertes Brückensystem und integrierte Waffenführung für Mk V und SOC®.
Unter dem Programmnamen Medium Combatant Craft wird auch ein Nachfolger für die NSW RIB Boote gesucht. Die Auftragsvergabe soll 2010 erfolgen. IOC ist für 2013 geplant. Leistungsvorgaben sind verbesserte Fahrteigenschaften (Manövrierfähigkeit und stabilere Lage), geringere Stoßübertragung an die Insassen und eine geringere Geräusch- und Radarsignatur. Infrage käme u.a. die Verwendung der so genannten M‑Hull Technologie die – während der Einsatzerprobung des Versuchsschiffs STILETTO – hohe Fahrt, exzellente Wendigkeit und wesentlich ruhigere Lage als Mk V oder NSW RIB auch bei hoher Fahrt aufwies. (s.a. MF 9/09 S. 22)