Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg kann sich die türkische Marine mit Kriegsschiffen aus den USA verstärken, erhält vier gebrauchte GLEAVES-Zerstörer. 1959 überlässt auch die britische Royal Navy dem inzwischen NATO-Partner vier gebrauchte Zerstörer der M‑Klasse, aber das Gros der Zugänge kommt weiterhin aus den USA. Die US-Navy gibt zahlreiche überflüssige Einheiten an verbündete Marinen ab, und aus diesem »großen Topf« erhält die türkische Marine zwischen 1967 und 1982 praktisch eine komplette Kampfflotte. Den Anfang machen fünf Zerstörer der FLETCHER-Klasse, gefolgt von zwei Zerstörern vom Typ ALAN M. SUMNER und zwölf Fregatten GEARING.
Zerstörer der GEARING-Klasse Bildquelle: türk. Marine |
So willkommen die gebrauchten US-Schiffe auch sind: In der Türkei wächst der Wunsch, sich beim Erwerb von Kriegsschiffen aus Importabhängigkeiten zu lösen. Eigene Werften sollen stärker eingebunden werden und später einmal nationale Eigenständigkeit gewährleisten. Bereits Anfang der 70er Jahre werden in Gölcük zwei kleinere Fregatten der BERK-Klasse gebaut. Die Schiffe entstehen zwar auf der Basis eines US-Designs, aber es wird zunehmend deutlich, dass die USA nicht wirklich geeigneter Partner sind, nationale Fähigkeiten zum Bau von Kriegsschiffen zu entwickeln. US-Neubauten müssen bei Finanzierung über Militärhilfe in den USA gebaut werden und entsprechen oft als zu sehr spezialisiert auch nicht dem gewünschten Fähigkeitsspektrum. So sieht man sich andernorts nach Partnern um.
Fündig wird man in Deutschland. Auch hier gibt es zunächst einmal gebrauchte Schiffe. 1983 wechseln zwei von der Deutschen Marine ausgemusterte Fregatten der KÖLN-Klasse an den Bosporus. Gleichzeitig aber wird man sich mit einem deutschen Werftkonsortium über den gemeinsamen Bau von modernen Mehrzweckschiffen einig.
Meko-Fregatte YAVUZ Bildquelle: Michael Nitz |
1987 wird das Typschiff einer ersten Bauserie von vier 2.800 ts großen Meko 200 TN (Track 1) in Dienst gestellt. YAVUZ wird noch bei Blohm+ Voss in Hamburg gebaut, Schwesterschiff TURGUT REIS bei HDW in Kiel. Die anderen zwei Schiffe entstehen aber unter einem Technologietransfer- abkommen mit deutscher Werfthilfe in Gölcük. Als Anfang der 90er Jahre weitere Neubaufregatten benötigt werden, entscheidet man sich für ein zweites Los deutscher Schiffe (Meko 200TN Track 2). Zwei der gegenüber den Vorgängern leicht modifizierten und etwas größeren (3.500 ts) BARBAROS werden in Deutschland gebaut. Wieder aber kann auch die türkische Marinewerft in Gölcük mit deutscher Hilfe die anderen beiden Fregatten herstellen und ihre Kenntnisse im Kriegsschiffbau ausbauen.
Die acht Meko-Fregatten decken den Bedarf der Flotte noch nicht, vor allem da nun die in der 60er bis 80er Jahre gelieferten US-Gebrauchtschiffe in die Jahre kommen. Neubauten sind teuer, und ihre Beschaffung dauert Jahre. So einigt man sich 1993 mit den USA, als »Lückenfüller« noch einmal ausgemusterte US-Fregatten zu übernehmen. Diesmal werden in einem zunächst auf fünf Jahre befristeten Leasing-Programm acht etwa 20 Jahre alte, bei der US-Navy ausgemusterte Fregatten der KNOX-Klasse erworben; drei von ihnen sind nach Vertragsverlängerung heute noch in Dienst.
Fregatte GELIBOLU der OLIVER HAZARD PERRY-Klasse Bildquelle: US-Navy |
1995 werden Wünsche laut, acht neue Flugabwehrfregatten TF-2000 zu beschaffen. Noch in 1996 will man erste Aufträge dafür vergeben, wobei ausländischen Interessenten der Bau aller Schiffe auf türkischen Werften zur Vorbedingung gemacht wird. Die Lücke bis zum Zulauf sollen drei gebrauchte US-Fregatten der OLIVER HAZARD PERRY-Klasse schließen. Zu Auftragsvergaben kommt es nicht. Zwar wird 1997 noch einmal der Wunsch nach TF-2000 bekräftigt, aber unter wachsenden Finanzproblemen ist nur noch von fünf Einheiten die Rede. Dagegen kommen aus den USA nun nicht nur die ursprünglich angekündigten drei Gebrauchtfregatten. Zwischen 1998 und 2003 werden nach und nach sogar acht dieser nach türkischen Städten als GAZIANTEP-Klasse bezeichneten Schiffe übernommen. Großzügige Finanzhilfe, teils sogar Überlassungen als Geschenk, machen der türkischen Marine die Übernahme der 20jährigen US-Fregatten als Alternative zu den teuren Neubauten schmackhaft.
Anfang 2001 erreicht eine allgemeine Wirtschaftskrise in vollem Umfang auch die Streitkräfte. Bei der Marine machen Einschnitte mit einem Gesamtumfang von etwa 5 Mrd. Euro eine neue Priorisierung aller Vorhaben notwendig. An der Beschaffung von (nun noch vier) TF-2000 wird zwar festgehalten, aber das Vorhaben wird verschoben. Jüngste Meldungen kündigen zur Überbrückung den Erwerb von noch einmal zwei gebrauchten US-PERRY und eine Kampfwertsteigerung der acht vorhandenen GAZIANTEP an. Priorität erhält nun erst einmal ein Ersatz älterer, teils noch aus den 60er Jahren stammenden Patrouillenfahrzeuge. Danach will man dann den Fregattenbau wieder aufgreifen. Die zeitgleiche Bewältigung beider Vorhaben gibt der verfügbare Finanzrahmen nicht her.