Zwischen Kooperation und Kampf
Die Berichte des Nationalen Sicherheitsrat ermöglichen einen Einblick in die Stimmung der höchsten politischen Ebene der Vereinigten Staaten. Schon wenige Tage nach dem Start bot die Sowjetunion den USA eine Mitarbeit auf wissenschaftlicher Ebene bei zukünftigen Missionen an. Der amerikanische Präsident lehnte ab, offiziell mit der Begründung dass man selbst an derartigen Missionen arbeite. Inoffiziell aber weil man zwar den sowjetischen Vorsprung oder zumindest Gleichstand bei der Raketentechnik einräumte, jedoch davon ausging das gerade bei der wissenschaftlichen Technik und Instrumentierung ein klarer amerikanischer Vorsprung vorlag und somit die sowjetische Seite mehr von dieser Kooperation profitieren würde als die amerikanische. Der unüberwindbare Propagandaeffekt einer solchen Zusammenarbeit besiegelte diese Entscheidung.
Den Sicherheitsrat beschäftigte die Frage, ob mit Hilfe dieses Satelliten Photographien von der Erdoberfläche, speziell natürlich von den Vereinigten Staaten angefertigt werden könnten. Dies konnte für Sputnik 1 noch ausgeschlossen werden, wäre bei zukünftigen Projekten aber durchaus möglich. Gleichzeitig erkannte man darin aber auch eine Chance. Den Vorsprung bei der Instrumentierung sah man nicht nur im wissenschaftlichen Gebiet, sondern auch im Bereich der Fernerkundung. Während Flüge innerhalb der Atmosphäre über fremdem Territorium verboten waren und die erst im Jahr zuvor erstmals eingesetzte U‑2 dementsprechend illegal operierte gab es für Überflüge außerhalb der Atmosphäre keine Regelungen. Durch den Vorstoß von Sputnik 1 war also ein Präzedenzfall geschaffen, der es den Vereinigten Staaten ermöglichte ihrerseits Einsatz über dem Territorium der Sowjetunion und anderer Länder durchzuführen. Damit legte die Sowjetunion ungewollt den Grundstein für die amerikanische Satellitenfernerkundung.
Bildquelle: NASA