Piep Piep Piep
Vor 50 Jahren begann mit dem Start von Sputnik 1 das Zeitalter der Raumfahrt, und eine neue Dimension des kalten Krieges.
„Am 4. Oktober 1957 führte die UdSSR den ersten erfolgreichen Satellitenstart durch.“ Dieser bedeutende Satz war gut versteckt in einem kleinen Artikel am 5. Oktober in der Pravda zu lesen. In nüchterner Sprache wurden die technischen Daten und der anfängliche Verlauf der Mission bekannt gegeben. Erst am darauf folgenden Tag erkannte man das Ausmaß des Ereignisses und platzierte das Thema als Schlagzeile auf der Titelseite. Nun wurde die Nachricht deutlich emotionaler veröffentlicht. Die Sowjetunion hatte es geschafft ein künstliches Objekt in einer Umlaufbahn um die Erde zu positionieren. Und die ganze Welt konnte diese technische Errungenschaft nicht nur in den Zeitungen verfolgen, sondern dank einer Sendeanlage an Bord von Sputnik 1 bei jedem Umlauf auch mit Amateurfunkgeräten hören.
Dieses Ereignis, über das gerade jetzt zum fünfzigsten Jahrestag wieder verstärkt berichtet wird, hat sicherlich den Lauf der Geschichte verändert. Dabei hätte auch alles anders kommen können.
Bildquelle (R‑7): Mark Wade — www.astronautix.com
Atombomben und Interkontinentalraketen
1949 hatte die Sowjetunion als zweites Land nach den Vereinigten Staaten von Amerika eine Atombombe zur Explosion gebracht. Um ein realistisches Abschreckungspotenzial zu entwickeln sollte eine Rakete geschaffen werden, die einen nuklearen Sprengkopf an jeden Punkt der Erde, vor allem aber an jeden Punkt der USA bringen konnte. Ein entsprechendes Forschungsprogramm wurde 1950 genehmigt und führte in den nächsten Jahren zur Entwicklung der ersten Interkontinentalrakete, der R‑7. Schon während der Produktion des Prototypen wurde 1955 beschlossen, mit dieser Rakete auch einen künstlichen Satelliten in die Erdumlaufbahn zu bringen. Dieser Entschluss war eine direkte Reaktion auf das nur eine Woche zuvor veröffentlichte amerikanische Programm mit gleichem Ziel.
Der erste erfolgreiche Start der R‑7 konnte, nach Fehlversuchen und technischen Problemen, am 21. August 1957 durchgeführt werden. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar dass der geplante Satellit frühestens 1958 startbereit wäre. Man ging in der obersten Führung, nicht zuletzt aufgrund der Bedenken von wichtigen Raketenwissenschaftlern, davon aus dass die Amerikaner ihren Satelliten früher in den Orbit bringen würden. In dieser Situation stellt Sergei Koroljow, einer der wichtigsten Persönlichkeiten in den frühen Jahren der Raumfahrt, die Pläne eines einfachen Satelliten als Ersatz für das komplizierte Design des bisherigen Entwurfes vor.
„Die Erde ist eine Kugel, so muss es der erste Satellit auch sein“
Sein Entwurf, eine polierte Aluminiumkugel mit vier langen Antennen, war bewusst äußert einfach gehalten. Nur so war es möglich das Projekt innerhalb von wenigen Wochen in die Realität umzusetzen. Während Koroljows Kollegen darauf drängten mehr Instrumente und Sensoren unterzubringen, bleib er bei seinen ursprünglichen Plänen um keine weitere Verzögerung zu riskieren. Der Starttermin für diesen ersten Satelliten wurde auf den 6. Oktober 1957 festgelegt. Geheimdienstberichte deuteten darauf hin dass die USA einen Start am 5. Oktober planten, und so verzichtete man auf einen Teil der Abschlusstests und legte den Termin auf den 4. Oktober.
An jenem Tag startete die R‑7 Interkontinentalrakete zu ihrem dritten erfolgreichen Flug, und auch wenn sie bereits bei ihrem zweiten Flug eine Höhe von über 1000 km erreicht hatte und damit in den Weltraum vorgedrungen war, so führte erst dieser dritte Flug zu einer stabilen Umlaufbahn. Was dann passierte ist bekannt.
Der Begriff „Sputnikschock“ gab den gesellschaftlichen Folgen dieses sowjetischen Vorstoßes einen treffenden Namen. Innerhalb eines Jahres hat die Sowjetunion der Welt gezeigt dass sie imstande ist interkontinentale Raketen zu entwickeln und mit diesen den Weltraum zu erobern. Um bei diesem Erfolg die militärische Komponente hervorzuheben zündete sie nur zwei Tage nach dem Start eine Wasserstoffbombe, die zehnte und stärkste in diesem Jahr. Der Westen hatte also allen Grund geschockt zu sein, auch wenn die amerikanische Führung von diesen Nachrichten keineswegs so überrascht wurde wie die Öffentlichkeit.