Norwegen — Die norwegische Küstenwache

Das Küstenwachenge­setz von 1997 regelt die Befug­nisse der Küstenwache, die dabei die Befug­nisse ein­er Rei­he zivil­er Behör­den, darunter der Polizei und der Zoll­be­hör­den, stel­lvertre­tend wahrn­immt. Bei ihrer Ausübung müssen die gle­ichen Nor­men und Regeln befol­gt wer­den, die für die Ange­höri­gen dieser Behör­den gel­ten. Bei schw­er­wiegen­den Delik­ten führt die Küstenwache die ersten Maß­nah­men aus, da »Gefahr im Verzug« vor­liegt, und übergibt sie dann an die zuständi­gen Behör­den, sobald diese selb­st vor Ort sein kön­nen. Teil­weise fahren auch Zöll­ner mit, um Kon­trollen durchzuführen bzw. die Offiziere der Küstenwache zu schulen. 

Die Küstenwache arbeit­et zusam­men und tauscht Erfahrun­gen aus mit der US-amerikanis­chen, schwedis­chen und isländis­chen Küstenwache sowie den Mari­nen Däne­marks und Finn­lands sowie Schot­t­lands. Sie ist eben­falls am Sys­tem der Baltic Sea Region Bor­der Con­trol Coop­er­a­tion (BSR-BCC) zur Bekämp­fung der organ­isierten Krim­i­nal­ität angeschlossen. 

Die Tabelle gibt einen Überblick über die durch­schnit­tlich aus­ge­führten Aufgaben: 

Marineforum -

Bei den 46 Auf­bringun­gen han­delt es sich um Fis­chereifahrzeuge, die entwed­er nicht reg­istri­erten Fang an Bord hat­ten, uner­laubte Fang­w­erkzeuge benutzten oder Fis­cherei in ver­bote­nen Zonen betreiben. In diesen Fällen wer­den sie in den näch­sten nor­wegis­chen Hafen esko­rtiert zur Beweis­sicherung und zur Ein­leitung von Straf­maß­nah­men. Auch auf Fis­chdump­ing wird Augen­merk gelegt, ohne dass dieser ver­boten wäre. Nor­we­gen kämpft darum, die EU-Regeln, denen man sich angeschlossen hat, zu ändern und ein­mal gefan­genen Fisch irgen­dein­er Ver­wen­dung zuzuführen. 

Im Mai/Juni 2008 war die SVALBARD die schwim­mende Plat­tform für 29 Forsch­er des nor­wegis­chen Polar­forschungsin­sti­tuts, die im Rah­men des Inter­na­tionalen Polar­jahres Unter­suchun­gen in der Fram-Straße durchführten. 

Die ANDENES hat sog­ar die Wellen des Per­sis­chen Golfes durch­pflügt, als sie während des ersten Golfkrieges einen Teil des nor­wegis­chen Beitrages war. Darüber hin­aus fungiert sie als Kom­man­do­plat­tform für den Tak­tis­chen Stab der nor­wegis­chen Marine (NoTG). Dafür wur­den zusät­zliche Con­tain­er an Deck instal­liert. Befind­et sich NoTG an Bord, erhöht sich die Besatzungszahl um bis zu 40 Mann. 

Organ­isatorisch ist die Küstenwache in die Schwadro­nen Nord mit Stützpunkt in Sort­land und die Schwadron Süd mit Stützpunkt in Bergen eingeteilt. Die organ­isatorische Gren­ze läuft bei 650 N. Intern ist sie weit­er­hin in die Innere und Äußere Wache eingeteilt, die für die Küstengewäss­er bis 12 sm bzw. die Hochsee zuständig sind. Das Oper­a­tions­ge­bi­et der Küstenwache umfasst ins­ge­samt rund 2 Mil­lio­nen km2 und ist damit sechs­mal größer als das Fes­t­landter­ri­to­ri­um. Die Zone erstreckt sich von der nor­wegis­chen Küste bis nach Spitzber­gen (Sval­bard) und Jan Mayen und ist mit ihren Fis­chbestän­den und der Öl- und Gasin­dus­trie der wichtig­ste Teil der nor­wegis­chen Ökonomie. Die Küstenwache set­zt hier mit neun Schif­f­en rund 70 Prozent ihrer Ressourcen ein. 

Gele­gentlich gibt es kri­tis­che Stim­men in den nor­wegis­chen Medi­en, dass die Anzahl der Schiffe zu ger­ing sei, um die Hoheits­gewäss­er und die Wirtschaft­szone effek­tiv zu kon­trol­lieren. Von der Führung der Küstenwache wird dieser Vor­wurf jedoch zurück­gewiesen und die Zahl als aus­re­ichend beze­ich­net, um »Jed­erzeit zur Stelle« zu sein, wie ihr Mot­to lautet. Um die Schiffe effek­tiv zu nutzen, hat jedes von ihnen zwei Besatzun­gen, die wech­sel­weise einen 3‑Wochen-Törn absolvieren und nach ein­er 36-Stun­den-Über­gabephase einan­der abwech­seln. Alle Schiffe der Küstenwache haben eine Eisklasse. 

Die Aus­bil­dung der Ange­höri­gen der Küstenwache wird an den Schulen der nor­wegis­chen Marine durchge­führt. Der erste Schritt ist in der Regel ein sieben­wöchiger Kur­sus an der Marinerekruten­schule in Sta­vanger. Hier kann auch ein Erweiterungskur­sus absolviert wer­den. Entschei­det man sich für eine Lauf­bahn inner­halb der Marine, durch­läuft man ein drei­jähriges Studi­um an der Seekriegss­chule in Bergen. Junge Män­ner kön­nen ihre zivile Lehre in ein­er ganzen Rei­he von Berufen in der Küstenwache durch­führen und leis­ten damit gle­ichzeit­ig ihren Wehr­di­enst ab. Sie sparen damit ein Jahr Wehrdienst. 

Die Lehre wird nach den zivilen Lehrplä­nen der Beruf­saus­bil­dung durchge­führt. Anschließend kön­nen sie sich für diesen Weg und eine län­gere Dien­stzeit verpflicht­en. Neben Män­nern ste­ht auch Frauen, die sich frei­willig melden, dieser Weg offen. 

Team GlobDef

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