… doch nun die nächste Sparrunde.
Am 8. April dieses Jahres werden große Teile der Marineplanung wieder einmal Makulatur. Um nach der weltweiten Finanzkrise notwendige Einsparungen zu generieren, verkündet die Regierung tief greifende Kürzungen bei den Streitkräften. So sollen insgesamt 12.000 militärische Dienstposten (etwa 17 Prozent) gestrichen werden; alle Teilstreitkräfte müssen kräftig »Federn lassen« (beim Heer wird es keine Kampfpanzer mehr geben).
Die Marine stellt mit Wirkung vom 9. Mai vier der noch vorhandenen zehn Minenjagdboote der ALKMAAR-Klasse vorzeitig außer Dienst (zum Verkauf angeboten). Die restlichen sechs Boote sollen die Minimalforderungen für heimatnahe (Nordsee) Aufgaben, Abstellung in NATO-Verbände und Unterstützung der Küstenwache »noch erfüllen«. Verstärkte Zusammenarbeit mit Nachbarmarinen soll den Verzicht kompensieren.
Logistic Support Ship Grafik: MODNL |
Die vier HOLLAND OPV werden zwar fertig gebaut (Vertragserfüllung), aber zwei der Schiffe sollen dann sofort zum Verkauf angeboten werden. Wie angesichts notwendiger Materialerhaltungszyklen nur zwei Schiffe die ja ausdrücklich für vier Schiffe bemessenen Aufgaben (Karibik-Präsenz, Bekämpfung von Piraterie) bewältigen sollen, bleibt abzuwarten, auch wenn sich die verantwortlichen Politiker hier natürlich »optimistisch« geben.
Am Bau des Logistic Support Ship wird festgehalten. Dafür wird aber die ZUIDERKRUIS bereits Ende 2011 ausgemustert, und auch der Versorger AMSTERDAM soll nur noch bis zum Zulauf des Neubaus (2014) in Dienst bleiben. Die hochseefähige logistische Unterstützungskomponente halbiert sich damit dauerhaft auf nur noch ein einziges Schiff. Wenn dieses nicht verfügbar ist, müssen Alternativen bei verbündeten Marinen gesucht werden.
Fazit
So schmerzlich die Kürzungen sein mögen: Aus Sicht der unter erheblichem finanziellen Druck stehenden Regierung sind sie nur konsequente Folgerung aus der Erkenntnis, dass im derzeitigen sicherheits-politischen Umfeld die Notwendigkeit einer Verteidigung der Niederlande an ihren Land-/Seegrenzen gegen eine militärische Bedrohung nicht erkennbar ist. Über Landesverteidigung hinaus gehende Forderungen an die Streitkräfte werden grundsätzlich in multinationalem Umfeld zu erfüllen sein, und hier muss nicht jeder alles können.
Diese Einschätzung ist sicher nicht unrichtig, aber sie ignoriert langfristige Sicherheitsvorsorge. Was jetzt wegrationalisiert wird, kann nicht kurzfristig wieder beschafft werden. Bei Marinen vergehen von Planung eines neuen Kriegsschiffes bis zu dessen operativer Einsatzfähigkeit etwa 15 Jahre – und dies ist eine lange Zeit. Nur zur Erinnerung: Der Zerfall von Sowjetunion und Warschauer Pakt kam völlig überraschend und vollzog sich binnen zwei Jahren. Die Umwälzungen in Nordafrika und im Nahen Osten haben die regionale sicherheitspolitische Lage binnen weniger Wochen auf den Kopf gestellt – ohne dass hier bereits ein Endstatus absehbar ist.